Arbeit in unsicheren Staaten:Jedes Lächeln ein Glück

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(Foto: N/A)

Petra Becker arbeitet für eine Hilfsorganisation in Liberia. Luxus ist ihr egal.

Von Isabel Pfaff

In Petra Beckers Büro in der liberianischen Hauptstadt Monrovia stehen die Fenster offen. Doch der Luftzug ist kaum zu spüren, es ist unerträglich schwül. Keine surrende Klimaanlage wie bei den meisten Hilfsorganisationen, stattdessen Holztisch, Holzstuhl, ein Computer, das war's. "Ich stehe uneingeschränkt hinter der Arbeit von Ärzte ohne Grenzen, da ist mir fehlender Luxus egal", sagt Becker, eine 47-jährige Hamburgerin.

Sie arbeitet seit 2006 für die Organisation - nicht als Medizinerin, sondern als Koordinatorin. Becker kümmert sich darum, dass die Hilfseinsätze reibungslos verlaufen. Sie spricht mit den Machthabern im Land, den Behörden, mit anderen Hilfsorganisationen. In Liberia arbeitet sie seit August letzten Jahres. Die Ebola-Epidemie hat hier in den vergangenen zwei Jahren fast 5000 Menschen getötet; ohne Ärzte ohne Grenzen, ihre Kliniken und ihr Know-how wäre die Opferzahl um einiges höher. Die Seuche ist fast eingedämmt, inzwischen unterhält die Organisation nur noch ein Kinderkrankenhaus und eine Klinik für Ebola-Überlebende. Viele leiden unter Spätfolgen: Augenprobleme, Kopf- und Gliederschmerzen, Traumata.

Zu Petra Beckers Job gehört es auch, die Sicherheitslage im Blick zu behalten. Wenn die Risiken zu hoch werden, schlägt sie Alarm. Und Risiken gibt es in diesem Job oft. Becker hat Einsätze im Sudan, dem Südsudan und der Zentralafrikanischen Republik hinter sich - Staaten, in denen Kriege die medizinische Versorgung der Bevölkerung fast unmöglich machen. Und wo die Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen unter Lebensgefahr arbeiten. "Nicht immer akzeptieren die Kriegsparteien unseren Appell, den humanitären Raum zu schonen", erzählt Becker. Im Südsudan ist ihre Angst irgendwann zu groß gewesen, Becker tauschte mit einem Kollegen. "Man darf die eigenen Grenzen nicht ignorieren, sonst wird man selbst zur Gefahr", sagt sie.

Ihren Job liebt sie trotzdem. "Das ist nun mal meine Art, mich in diesem Leben nützlich zu machen. Ich bin glücklich über jeden Patienten, der unsere Kliniken mit einem Lächeln verlässt."

© SZ vom 02.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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