Altersvorsorge:Mit regelmäßigen Raten ein kleines Vermögen schaffen

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Wer in Investmentfonds anlegen will, braucht Geduld und Disziplin - und sollte die wichtigsten Regeln kennen: Tipps für Fondsanleger

Von Thomas Öchsner

Das Sparen mit Fonds ist in Deutschland längst populär geworden. Nach Angaben des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) legen etwa elf Millionen Bundesbürger regelmäßig Geld in Investmentfonds an.

Wie viele so für das Alter vorsorgen wollen, ist unbekannt. Experten sind sich aber einig, dass kontinuierliches Fondssparen eine gute Ergänzung zu anderen Vorsorgeprodukten ist.

Mit dem Wegfall des Steuerprivilegs für Lebensversicherungen 2005 ist das Fondssparen auch steuerlich attraktiver geworden ist. Denn hier kann der Fiskus nicht am Ende in der Auszahlphase zugreifen wie bei der Riester-Rente, geförderten Betriebsrenten oder neuen Versicherungspolicen. Anleger, die im Rentenalter Geld aus ihrem Fondsbestand herausnehmen, müssen zumindest derzeit darauf keine Steuern zahlen.

Anfängerfehler vermeiden

Monatlich einer Fondsgesellschaft Geld anzuvertrauen und dabei auch auf Aktienfonds zu setzen, hat vor allem einen Vorteil: Der Sparer kann den typischen Anfängerfehler vermeiden, nur dann auf Einkaufstour an der Börse zu gehen, wenn die Kurse nach oben schießen.

Regelmäßige Fondssparer kaufen dagegen in guten und in schlechten Börsenzeiten. Für den jeweils gleichen Betrag bekommen sie aber bei hohen Kursen weniger und bei niedrigen Kursen mehr Fondsanteile. Damit kauft der Anleger langfristig zu einem niedrigeren Durchschnittskurs, als wenn er in Hochphasen gekauft hätte.

Dieser Durchschnittskosteneffekt macht eine regelmäßige Fondsanlage aber noch nicht automatisch zum Erfolg. Es sind noch ein paar andere Punkte zu beachten:

Die Mindestsumme: In der Regel verlangen die Fondsgesellschaften 50 Euro als Mindestsumme bei monatlichen Sparplänen. Manche geben sich auch mit 25 Euro zufrieden, einige angelsächsische Gesellschaften pochen auf mindestens 100 Euro im Monat. Bei so geringen Beträgen lohne es sich noch nicht, den Betrag auf mehrere Fonds zu verteilen, meint Gottfried Krebs, Direktor beim Vermögensverwalter Fund-Market-Deutschland in München. Dies hält er erst ab 300 Euro für sinnvoll.

Der Zeitraum: Wer früh anfängt, hat später mehr auf dem Konto. Das bringt schon der Zinseszinseffekt mit sich, der häufig unterschätzt wird. Ein 30-jähriger Anleger, der zum Beispiel 25 Jahre lang 100 Euro einzahlt, kommt bei einer Wertentwicklung von jährlich sieben Prozent auf 79 000 Euro. Ausdauer ist aber noch aus einem anderen Grund notwendig: Je länger regelmäßig in Aktienfonds angelegt wird, desto geringer die Gefahr, auf den Verlusten nach einem Kurssturz sitzen zu bleiben und desto größer die Chance auf einen Gewinn am Ende. Wer trotzdem vorzeitig an sein Geld will, kann dies ohne Probleme tun. Eine Kündigung ist jederzeit möglich.

Das Angebot: Fachleute empfehlen, sich in der Ansparphase in jungen Jahren möglichst internationale Aktienfonds herauszupicken. Sie streuen das eingesammelte Kapital weltweit, um das Risiko von Kursverlusten zu minimieren. "Ein Fonds, der nur in einer Branche oder in einer bestimmte Region investiert, sollte für einen Vorsorgesparer nicht in Frage kommen", sagt Rüdiger Sälzle vom Münchner Fondsanalysehaus Fondsconsult. Hier sei das Risiko viel zu hoch, auf den falschen Markt zu setzen. Sälzle empfiehlt bei der Auswahl, sich die Wertentwicklung der Fonds über einen längeren Zeitraum anzuschauen und zu prüfen, ob der Fonds besser als vergleichbare Indizes abgeschnitten hat. Ergänzend könne der Anleger auch Fondsratings zu Rate ziehen.

Der Berater: Viele Sparer fühlen sich in Geldfragen überfordert. Sie wollen nicht allein entscheiden, um dann Transaktionen über eine Direktbank oder einen Fondsbroker abzuwickeln - sie lassen sich lieber bei ihrer Hausbank beraten. "Wer das tut, muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass er in der Regel nur die hauseigenen Fonds der Bank empfohlen bekommt. Und die müssen weder besonders gut noch für den Anleger geeignet sein", kritisiert der Experte Krebs.

Aber auch bei freien Beratern sollten Interessenten genau hinschauen und hinterfragen, ob dieser wirklich unabhängig ist oder nur einen Fondsanbieter vertritt. "Man kann ja ruhig mal mit zwei, drei Beratern Gespräche führen, um einen Vergleich zu haben", rät Krebs. Wenn der Berater selbst Vermögensverwalter ist, sollte er auf jeden Fall in der Vergangenheit gute Ergebnisse vorweisen können.

Die richtige Aktienquote: Nach einer Modellrechnung ist von der Zahl 100 das Lebensalter abzuziehen. Das ergibt den Prozentsatz, den der Anleger in Aktienfonds anlegen könnte. Ein 40-jähriger müsste demnach 60 Prozent in Aktienfonds und 40 Prozent sicher anlegen. Nach Ansicht von Sälzle kommt es aber auf die gesamte Vermögenssituation an. "Wer mit Immobilien oder Lebensversicherungen schon viel Geld sicher angelegt hat, kann durchaus beim Fondssparen etwas mehr riskieren, als nach diesem Modell vorgesehen ist."

Das rechtzeitige Umschichten: Wer lange in Aktienfonds investiert hat und mit 65 Jahren in Rente gehen will, muss verhindern, dass sich vorher ein Großteil des mühsam Ersparten wegen eines Börsencrashs in Luft auflöst. Sälzle empfiehlt deshalb mit Mitte 50 den Aktienfondsanteil schrittweise zu reduzieren und jedes Jahr zehn Prozent des Kapitals in weniger riskante Renten- oder Immobilienfonds umzuschichten.

Für den 30-Jährigen, der monatlich 100 Euro investiert hat, macht er diese vereinfachte Modellrechnung auf: Angenommen der Anleger schichtet mit 55 wie vorgeschlagen um, sein Kapital von 79.000 Euro nimmt weiter um sieben Prozent zu, und die Renten- und Immobilienfonds, in die er nun einzahlt, verzinsen sich im Durchschnitt mit vier Prozent, dann kommt der Anleger im Ruhestand mit 65 Jahren auf 152.000 Euro. Sein Aktienanteil beträgt dann nur noch 25 Prozent. So kann aus 100 Euro im Monat in 35 Jahren doch ein ganz schöner Batzen Geld werden.

© SZ vom 22.12.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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