Alternative Investments:Auf dem Holzweg

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Anbieter werben mit hohen Renditen und verschweigen die Fallstricke. Außerdem fehlen Erfahrungswerte - ausgezahlt wird nach vielen Jahren.

Von Jan Willmroth, München

Wälder sind Sehnsuchts- und Rückzugsorte, Schatztruhen der Artenvielfalt, Garanten eines stabilen Weltklimas - und es sind seit einigen Jahren auch Spekulationsobjekte. Denn Wald ist knapp. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen rechnet vor: Zwischen 1990 und 2015 schrumpften die Wälder der Erde um eine Fläche von der Größe Südafrikas. Zugleich teilen sich immer mehr Menschen die verbliebenen Waldgebiete, die Holznachfrage steigt. Insoweit steht zu vermuten, dass Wälder künftig an Wert gewinnen.

Diese Vermutung steckt in den mehr als zehn Prozent Rendite, die mancher Anbieter von Wald-Investments verspricht. Holz ist längst zu einer eigenen Anlageklasse geworden. Unternehmen wie Forest Finance, Life Forestry, Miller Forest oder Baum-Invest kaufen Grundstücke in tropischen und subtropischen Ländern, in Costa Rica, Peru oder Panama, und pflanzen dort Bäume. Teak, Mahagoni, Eukalyptus oder Pinie, inzwischen auch Kakao oder Kaffee. Daran können sich Anleger direkt beteiligen: Sie erwerben je nach Anbieter ein Stück Land, auf dem Bäume gedeihen, oder nur die Bäume ohne das Land. Mit der Zeit werden einige gefällt, ihr Holz verkauft. Auch geschlossene Fonds, stille Beteiligungen oder Genussscheine werden angeboten. In der Regel sind die Anlagezeiträume lang, bis zur Auszahlung vergehen meist zwischen 20 und 30 Jahren. Es dauert eben mindestens 15 Jahre, bis es sich lohnt, einen Teakbaum zu fällen.

Anleger finden bei Holz-Investments, die teils aggressiv im Internet beworben werden, so ziemlich alles, was den Grauen Kapitalmarkt mit seinen nicht von der Aufsicht überwachten Produkten ausmacht. "Die Renditeversprechen beruhen alle nur auf Prognosen", warnt Ulrike Brendel von der Verbraucherzentrale Bremen. "Das muss sich erst einmal alles bewahrheiten: Die Ernte muss stimmen, der Holzpreis, die Qualität." Private Sparer können nicht vorhersehen, ob ein Anbieter nach 25 Jahren seine Versprechen halten kann. All diese Anlageformen sind mit hohen Risiken bis hin zum Totalverlust verbunden. Die Risiken seien nicht direkt erkennbar, kritisierte vor wenigen Monaten die Initiative Marktwächter, ein Zusammenschluss der Verbraucherzentrale Hessen und der Stiftung Warentest: Bei Investment-Angeboten in Wald und Holz sei oft nicht einmal die Produktart sofort erkennbar.

Und doch klingen die Versprechen verlockend, solange die Zinsen so niedrig bleiben. Nur hat kaum ein Anbieter Produkte, die sich schon in der Auszahlungsphase befinden, somit fehlen Erfahrungswerte. Bei den meisten Angeboten handelt es sich außerdem um Monokulturen, die auf einst gerodeten Regenwaldflächen entstehen. Besonders nachhaltig sind derartige Plantagen oftmals nicht.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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