Albrecht Hornbach:"Er kann Angeber nicht ausstehen"

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Der Chef der Hornbach-Holding könnte sich vieles leisten: einen teuren Sportwagen, eine schicke Yacht und ein prestigeträchtiges Flugzeug. Doch er braucht es nicht.

Harald Schwarz

Albrecht Hornbach mag es leger. Am liebsten trägt er bequeme Schuhe, blaue Jeans und das hellrot und weiß gestreifte Hemd mit dem Hornbach-Emblem auf der linken Brust.

Albrecht Hornbach: "Sauerstoff ist etwas Tolles" (Foto: Foto: ddp)

Ruhig spricht der Chef der Hornbach Holding in der Firmenverwaltung in Bornheim bei Landau über den Gang der Geschäfte in den Bau- und Gartenmärkten seiner Gruppe. "Schreiben Sie über die Firma, nicht über mich", fordert er. Vielleicht sagt das schon etwas über ihn.

Marathon-Mann ...

Zum Beispiel, dass er Bescheidenheit über Selbstdarstellung stellt. Zumindest aber, dass er sich für die Sache einsetzt, in diesem Fall für sein Unternehmen. "Er kann Angeber nicht ausstehen", sagt einer seiner Wegbegleiter. ALH, so Hornbachs internes Kürzel, könnte sich vieles leisten: einen teuren Sportwagen, eine schicke Yacht und ein prestigeträchtiges Flugzeug. Nichts davon besitzt er.

Er braucht es nicht. Was er aber braucht, ist Sauerstoff. "Sauerstoff ist etwas Tolles", sagt er. Das Zauberwort taucht immer wieder auf. Der Frühaufsteher Hornbach tankt ihn morgens.

Läufe vor Beginn des Tages sind Pflicht, besonders wenn anstrengende Ereignisse wie Hauptversammlungen, Investorentagungen oder die Einweihung eines neuen Baumarktes auf seinem Programm stehen. Ehrgeizig ist er dabei. Viele Marathonläufe hat er absolviert, danach schaut sich Zahlenmensch Hornbach die Zeiten an und vergleicht sie mit denen anderer. Stets trägt er eine Pulsuhr. Penibel achtet er auf sein Gewicht und meidet, wenn es irgendwie möglich ist, Geschäftsessen.

Seine "Verkaufsmaschinen", wie er die Bau- und Gartenmärkte nennt, kennt er aus dem Effeff. Hornbach sucht Gespräche mit Mitarbeitern und Abteilungsleitern, um im Tagesgeschäft zu bleiben. Viele kennt er, manche kennen ihn nicht.

Streifzug durch die Filiale in Bornheim: Hornbach schüttelt Hände und erkundigt sich, warum eine Fläche gerade frei ist und wann sie womit besetzt wird. Lenkt sein Fahrzeug durch den Bereich, in dem die schweren Stoffe lagern, die man direkt ins Auto laden kann. Die Kontrolleurin an der Ausfahrt hinter der Kasse kennt ihren Chef nicht. Sie bittet ihn, auszusteigen und den Kofferraum zu öffnen. Hornbach beweist, dass er nichts eingeladen hat, steigt wieder ein und sagt: "Das ist in Ordnung so. Die Kontrolle ist angewiesen, streng zu sein."

Täglich kommen in Deutschland 250.000 Menschen in Hornbach-Märkte. Dass ALH zum Holding-Chef und damit Herrscher über 2,5 Milliarden Euro Umsatz und zum ersten von über 10.000 Beschäftigten wurde, ist dem taktischen Kalkül von Vater Otmar Hornbach zu verdanken.

Er lotste den gelernten Bauingenieur Albrecht und dessen Bruder Steffen, der Maschinenbauingenieur ist, in das familiär geführte Unternehmen. Es war ein wichtiges Signal nach außen. Der heute 52 Jahre alte Albrecht Hornbach leitet seit 2001 die Hornbach Holding, der 49 Jahre alte Steffen Hornbach die Hornbach-Baumarkt-AG.

... und Schlagzeuger

Sein Bruder Albrecht sagt über Steffen, er sei der "beste Baumarktexperte, den es gibt". Wegen der Börsennotierung beider Firmen fühlen sich die Hornbachs "schon mal ungerecht von der Welt behandelt". Zum Beispiel, wenn Quartalsergebnisse zum Kurssturz der Aktien führen. Möglicherweise passiert das auch an diesem Donnerstag wieder. Dann werden detaillierte Ergebnisse für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres publiziert.

"Oberstes Ziel", so Albrecht Hornbach, sei bei allem, die Firma als selbständiges Familienunternehmen zu erhalten. Ärger über Investoren, Analysten und Journalisten vergisst der Vater von vier Kindern und Besitzer eines jungen Jagdhundes bei Musik. Auf diesem Gebiet ist er vielseitig, hört Klassik wie Jazz und Rock. Er selbst spielt seit 30 Jahren Schlagzeug. Seit einiger Zeit gibt es eine Hornbach-Hausband namens Herzblut.

Sie hat zwölf Mitglieder, alles Mitarbeiter im Unternehmen. Albrecht Hornbach trommelt mit und mag es fetzig, "Highway to Hell" von AC/DC fällt ihm als Beispiel ein. Herzblut und Sauerstoff - das macht dem Manager Spaß. An der geringen Fluktuation der Mitarbeiter im Unternehmen macht Hornbach fest, dass es eine positive Atmosphäre und einen großen Zusammenhalt gebe.

Dem dient auch die Hornbach-Stiftung "Menschen in Not", die der Firma nahestehenden Menschen bei Härte- und Todesfällen sowie schlimmen Krankheiten helfen soll. Über das soziale Engagement will Albrecht Hornbach allerdings kaum reden.

Anders als über die Hornbach-Werbung. Findet er toll, sagt Albrecht Hornbach: frech, unorthodox und ja, sie könnte nach seinem Geschmack sogar noch stärker zuspitzen. "Werbung muss polarisieren", sagt er. Vielleicht tut sie das irgendwann. Denn eins ist eindeutig: Auch wenn Hornbachs ruhige Art dazu führt, dass er manchmal vor allem als freundlich gilt - wenn Hornbach etwas will, sorgt er mit klaren Worten dafür, dass es auch so kommt.

© SZ vom 27.09.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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