Aktienmarkt:Nichts wie raus

Lesezeit: 1 min

In Athen stoßen Anleger massenhaft Banken-Aktien ab. Sie haben lange genug darauf warten müssen. Die Investoren fürchten, dass die Institute mit Milliarden rekapitalisiert werden. Der Leitindex der Athener Börse verlor am Dienstag weiter.

Von Jakob Schulz, München

Der Kurssturz an der griechischen Börse in Athen hat sich auch an Tag zwei nach der fünfwöchigen Zwangspause mit verminderter Kraft fortgesetzt, Banktitel brachen allerdings erneut ein. Der Leitindex Athex verlor in der Spitze knapp fünf Prozent, fing sich aber im Handelsverlauf. Zum Ende lag das Börsenbarometer noch 1,22 Prozent unter dem Schlussniveau vom Montag. Zum Wochenauftakt waren die Verluste deutlich höher gewesen. Am Montag war der Athex um 16 Prozent auf rund 668 Punkte eingebrochen. Der Kurssturz gilt als Reaktion auf die lange Schließung der Börse. Viele Anleger, denen während der Zwangspause die Hände gebunden waren, setzen ihre Verkaufsorders jetzt nachträglich in aller Eile um. Besonders deutlich litten Bankpapiere, deren Index brach am Dienstag um fast 30 Prozent auf gut 326 Punkte ein. In dem Index sind fünf griechische Großbanken enthalten.

Nach dem Absturz wurde der Handel wie schon am Montag teilweise ausgesetzt. Die Anleger sehen vor allem die Lage der griechischen Banken mit Skepsis. Als sicher gilt, dass die Institute mit Milliardenbeträgen rekapitalisiert werden müssen. In dem neuen Kreditpaket, über das derzeit in Athen verhandelt wird, sind allein 25 der bis zu 86 Milliarden Euro zur Stärkung der Banken vorgesehen. Bei einer Rekapitalisierung würde der Staat Anteile an den Geldinstituten kaufen, die Banken also quasi als Eigentümer übernehmen. Das Thema Banken sei für Griechenland besonders spannend, sagt Matthias Kullas vom Centrum für europäische Politik (cep). Der Ökonom hält es für wahrscheinlich, dass einige der fünf großen griechischen Banken mittelfristig zusammengelegt oder abgewickelt werden müssen. Die Lage der Institute ist schlecht: Sie haben zahlreiche Kredite vergeben, deren Rückzahlung durch die schlechte wirtschaftliche Lage im Land immer unwahrscheinlicher wird. Außerdem haben die Banken der klammen griechischen Regierung Milliarden geliehen.

Bei einer Abwicklung der Banken würden die Anteilseigner ihre Investitionen verlieren. Daher wollen viele Aktionäre ihre Bankaktien nun zügig loswerden. Dramatische Kursstürze sind die Folge.

Angesichts schwieriger Gespräche zwischen Griechenland und den internationalen Kreditgebern hatten viele Griechen zuletzt eine Staatspleite befürchtet. Bis Ende Juni hoben sie riesige Beträge von ihren Konten ab. Den Banken drohte das Geld auszugehen. Die Regierung in Athen schloss deshalb Banken und Börse und verhängte Kapitalverkehrskontrollen. Auch wenn Banken und die Börse nun wieder geöffnet sind, dürfen Griechen weiter nur beschränkt Geld abheben.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: