Aixtron:Geheime Forschung

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Wirtschaftsminister Gabriel hat nun doch Bedenken gegen die Übernahme des Chip-Anlagenbauers. Sein Ministerium will die Pläne nochmal untersuchen lassen.

Von Christoph Giesen, Peking

Die umstrittene Übernahme des Chip-Anlagenbauers Aixtron durch einen chinesischen Investor wird endgültig zum Politikum. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) widerrief die am 8. September erteilte Unbedenklichkeitsbescheinigung und will die Übernahmepläne des Investors Grand Chip Investment nochmals untersuchen lassen. Eine Sprecherin der Ministeriums sagte am Montag in Berlin: "Gabriel hat jenseits des Falles Aixtron mehrfach darauf hingewiesen, dass wir überlegen müssen, wie wir mit Ländern umgehen, die nicht so offen mit Übernahmen umgehen." Das Ministerium wollte am Montag nichts zum Grund und zur Dauer der erneuten Prüfung bei Aixtron sagen. Das Unternehmen kündigte an, mit dem Ministerium zusammenarbeiten zu wollen. Bis zum 28. Februar 2017 müssen alle Bedingungen für das Angebot erfüllt sein, andernfalls erlischt es.

Diskussionen zur Übernahme gibt es seit Wochen. So war der Kurs der Aixtron-Aktie im vergangenen Jahr eingebrochen, nachdem der chinesische Kunde San'an Optoelectronics einen Großauftrag zusammengestrichen hatte. Inzwischen ist bekannt, dass San'an indirekt auch die Aixtron-Offerte mitfinanziert, wie Investor Liu Zhendong kürzlich einräumte.

Hinzukommen könnte noch ein Problem: Nach SZ-Informationen kooperiert Aixtron direkt mit US-Sicherheitsbehörden wie etwa der Defense Advanced Research Projects Agency oder den Sandia National Laboratories auf der Albuquerque Army Air Base in New Mexico. Zudem wird mit mehreren Laboren, die dem US-Energieministerium unterstehen, sogenanntes "Classified Research" betrieben - geheime Forschung. "Im Rahmen der regulatorischen Genehmigungen der Transaktion hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgestellt", konterte ein Aixtron-Sprecher vor zwei Wochen die SZ-Recherchen. Die rechtlich verbindliche Bescheinigung des Ministerums bestätige, dass die Investition keine Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit darstelle, erklärte er. Damals stimmte das noch.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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