Airbus:Mit langer Leitung

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Der neue Airbus-Deutschlandgeschäftsführer Gerald Weber führt das Hamburger Werk von Toulouse aus: Die Länderchefs haben Macht verloren.

Jens Flottau

Es ist nicht so, dass Gerald Weber sich über einen Mangel an Abwechslung in seiner Karriere beklagen müsste. Der 59-jährige Airbus-Manager hat zahlreiche Stationen hinter sich und dabei hochrangige Posten vor allem in der Automobilindustrie innegehabt.

Bald wird er sich auch noch Geschäftsführer von Airbus Deutschland nennen dürfen. Doch ausnahmsweise ist die Ernennung nicht mit einem Umzug oder vielen neuen Aufgaben verbunden.

Eigentlich bleibt Gerald Weber nämlich das, was er seit Juni ohnehin schon ist: Vorstandsmitglied bei Airbus mit Zuständigkeit für den Bereich Operations mit Dienstsitz in Toulouse. Nur wird er künftig öfter in den täglichen Firmenshuttle steigen und die Deutschland-Zentrale in Hamburg-Finkenwerder besuchen - dem Sanierungsprogramm Power8 sei Dank.

Nationale Organisationen entmachten

Ein wichtiger Teil des Programms besteht nämlich darin, die nationalen Organisationen zu entmachten und den Konzern besser zu integrieren. Die Länderchefs haben nun vor allem noch repräsentative Aufgaben.

Stattdessen sollen die Organisationen in Frankreich, Deutschland, England und Spanien allesamt von Managern mit Vorstandsrang in Toulouse übernommen werden. Eine Sprecherin versicherte, eine enge Anbindung an die Führungsspitze in Toulouse liege im Interesse der deutschen Werke.

Und auch der Gesamtbetriebsratschef von Airbus Deutschland, Rüdiger Lütjen, findet die Wahl Webers eine "gute Entscheidung". Webers Posten ist vor allem politisch delikat. Er muss die bald bevorstehenden Einschnitte in Deutschland vertreten. Airbus will die Werke Varel, Nordenham und Laupheim verkaufen und außerdem Arbeitsplätze in der Zentrale abbauen.

Gerald Weber ist promovierter Maschinenbau-Ingenieur und hat seine Karriere 1982 bei Audi begonnen. 1987 übernahm er die Leitung eines Volkswagen-Werkes in Brasilien, 1991 wurde er Vorstand für technische Angelegenheiten bei Skoda. 1996 kehrte er als Leiter des VW-Stammwerkes nach Wolfsburg zurück. Nach drei Jahren als Unternehmensberater bei A.T.Kearney wechselte er 2002 zu Daimler-Chrysler, wo er seit 2004 für die Produktentwicklung bei den Nutzfahrzeugen zuständig war.

Im neunköpfigen Airbus-Vorstand ist er einer von vier Deutschen. Neben Firmenchef Thomas Enders, Finanzchef Hans-Peter Ring und Weber sitzt dort von November an auch Klaus Richter, der dann für den Einkauf zuständig sein wird.

Webers Vorgänger Gerald Puttfarcken scheidet Ende 2007 aus Altersgründen aus. Er war während der jüngsten Airbus-Krise scharf kritisiert worden. Konzernintern wurde das Hamburger Airbus-Werk als Hauptursache für die um zwei Jahre verspätete Auslieferung des ersten Airbus A380 ausgemacht.

Die Mitarbeiter scheiterten zunächst an der Aufgabe, Hunderte von Kilometern Kabel in der A380-Kabine zu verlegen. Ein aufwendiges Notprogramm wurde gestartet und Puttfarcken entmachtet.

Das A380-Desaster war schließlich der Auslöser für eine grundlegende Reform und Straffung des bisher in starke nationale Organisationen unterteilten Airbus-Konsortiums, die aber bislang nur zum Teil umgesetzt ist.

© SZ vom 06.10.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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