Airbus A380:Ein Riese lernt das Fliegen

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Wenn das größte Passagierflugzeug der Welt am Mittwoch erstmals abhebt, ist das ein europäischer, aber auch ein deutscher Erfolg. Der amerikanische Konkurrent Boeing jedenfalls hat das Rennen aufgegeben.

Ein Riese lernt am Mittwoch das Fliegen: Mehr als 277 Tonnen Stahl, Kohlefaser, Aluminium sollen morgens vom Airbus-Werk in Toulouse zum Jungfernflug abheben, wie der Hersteller mitteilte.

Hier rollen die 277 Tonnen noch über die Testbahn in Toulouse, doch am Mittwoch soll der Riesenvogel abheben. (Foto: Foto: AP)

Nach dem Testflug könnte der neue Superjumbo A380 endgültig die Vorherrschaft des europäischen zivilen Flugzeugbaus über den ewigen Konkurrenten Boeing aus den USA festschreiben.

Auch ein deutscher Erfolg: 35 Prozent des Riesenvogels kommen aus Deutschland. Besonders gespannt werden die Männer und Frauen im Hamburger Airbus-Werk den Flug verfolgen, sie sind über eine TV-Standleitung zugeschaltet.

40.000 deutsche Mitarbeiter

In Hamburg werden Teile des Rumpfes hergestellt, hierher werden die fertigen A380 zur Lackierung zurückkehren. Schon jetzt hat Airbus 2000 zusätzliche Mitarbeiter für die neue Baureihe allein in Hamburg eingestellt. Mit allen Zulieferern sollen es 40.000 bundesweit werden.

Der A380 ist wie die anderen Airbus-Modelle ein europäisches Projekt: Deutschland liefert das vordere und hintere Rumpfteil sowie das Seitenleitwerk. Das Mittelteil kommt aus Frankreich. Großbritannien steuert die Tragflächen und Spanien das Heck bei.

Zusammengebaut wird das Flugzeug in Toulouse. Die Inneneinrichtung wird schließlich im Airbus-Werk Hamburg-Finkenwerder eingebaut, wo auch teilweise die Kundenauslieferung stattfindet. Im Ringen mit den bei Airbus tonangebenden Franzosen, konnte Hamburg diesen Teilerfolg erreichen.

Kohlefaser statt Alu

Drei Jahre betrug die Bauzeit für den Euro-Jumbo. Dabei warfen die Ingenieure viele Techniken des bisher üblichen Flugzeugbaus über Bord: Der A380 hat viel mehr Leichtbaustoffe in sich als etwa der Konkurrent Boeing 747, bisher das größte Zivilflugzeug.

Statt Aluminium wurde vielfach Kohlefaser benutzt, teilweise in einer revolutionären Kombination mit hauchdünnem Alu, genannt Glare. Grund für die Neuentwicklung: Die Kunden verlangten niedrigere Betriebskosten als beim Boeing-Jumbo, deshalb musste das Gewicht runter.

Laut Airbus wurde das Ziel erreicht, die Kosten pro Sitz sollen 15 bis 20 Prozent unter denen der Konkurrenz liegen. Auf 100 Kilometer verbraucht der Airbus damit weniger als 3 Liter Sprit pro Passagier.

154 Bestellungen liegen bisher für den A380 vor, dazu noch 15 Optionen. Mit Abstand wichtigster Kunde ist die aggressiv wachsende Linie Emirates aus Dubai, die das Flugzeug vor allem im großen Asien-Markt einsetzen will. Es folgen die Lufthansa mit 15 Orders, die australische Quantas mit 12 und Air France mit 10.

Boeing setzt auf Direktflüge

Ab 250 Stück soll das 12-Milliarden-Euro-Projekt in die Gewinnzone fliegen, 700 Stück will Airbus insgesamt bauen. Als Stückpreis werden 218 Millionen Dollar angegeben. Der erste Linieneinsatz soll 2006 bei Singapore Airlines folgen.

555 Passagiere kann der A380 in der Standardversion auf den zwei Decks mitnehmen und bis zu 15.000 Kilometer nonstop fliegen. 80 Meter lang ist er, die Spannweite beträgt ebenfalls rund 80 Meter. Damit die Piloten auf dem Rollfeld den Überblick behalten, sind Kameras am Heck und am Bauch angebracht.

Konkurrent Boeing hat den Wettkampf um das größte Flugzeug schon aufgegeben. Stattdessen entwicklen die Amerikaner jetzt das Langstreckenflugzeug 7E7 Dreamliner mit 230 bis 300 Sitzen.

Boeing geht davon aus, dass die Kunden in Zukunft viel mehr auf Direktverbindungen zwischen zwei Städten setzten. Dafür wäre die 7E7 ideal.

Airbus spekuliert darauf, dass es bei gigantischen Umsteigeflughäfen bleibt und die Passagiere für den A380 in kleinen Zubringermaschinen herbeigeflogen werden.

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