Ärger bei SAP:Programmierte Probleme

Lesezeit: 1 min

Ein Ex-Mitarbeiter wirft dem Softwarekonzern SAP Ideenklau vor. Das Unternehmen sieht nach Prüfung keine Unregelmäßigkeiten.

Von Max Hägler, Stuttgart

Es gibt selbst bei Großkonzernen manchmal ein einziges Thema, das alles beherrscht. Bei dem Softwareunternehmen SAP, ansässig in Walldorf in der Kurpfalz, ist es eine Technik. Immerzu reden sie davon, angetrieben von ihrem Gründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner, der höchstselbst daran kräftig mitgedacht hat: Hana heißt sie, High Performance Analytic Appliance, eine Technik, die riesige Datenmengen beinahe in Echtzeit durchsucht. So schnell wie bei einer Google-Suche lassen sich Geschäftszahlen auf Ungereimtheiten oder Gen-Sequenzen auf Tumorgefahren durchstöbern, Formel-1-Teams analysieren mittlerweile mit der SAP-Technologie die Daten ihrer Rennwagen in Echtzeit, dem Vernehmen nach nutzen selbst Geheimdienste Hana, um etwa Daten aus der Telefon- oder Internetüberwachung zu durchsuchen.

Doch um genau diese Technik gibt es laut Spiegel Streit. Ein SAP-Auditor, also ein Mitarbeiter, der Geschäfte und Firmenabläufe auf Unstimmigkeiten und Unrechtmäßigkeiten überprüft, soll herausgefunden haben, dass die SAP-Entwickler sich bei der Programmierung von Hana am geistigen Eigentum von Wettbewerbern wie Oracle, IBM und Teradata bedient hätten. Der Mitarbeiter aus der Revision habe immer wieder das Problem angemahnt, heißt es. Selbst in den Vorstand habe er das gemeldet, doch ohne Reaktion. Als SAP bei dem Mitarbeiter und dessen Vater, ein Rechtsanwalt der sich mittlerweile eingemischt hatte, um Ideen für eine gütliche Lösung gebeten habe, hätten die dem Softwarekonzern den Vorschlag geschickt: Neben der Lösung der aufgeworfenen Probleme solle SAP zusätzlich die Summe von mehr als 25 Millionen Dollar bezahlen. Ein krimineller Großkonzern, der erpresst wurde? Derzeit lässt sich der Krimi so nicht erhärten. Man habe die Angelegenheiten intern überprüft, sagte eine SAP-Sprecherin am Wochenende, und keine Unregelmäßigkeiten gefunden. Wie es von Unternehmensseite heißt, habe auch kein Wettbewerber die SAP wegen Ideenklaus bei Hana angegriffen, weder zivilrechtlich noch strafrechtlich. Stattdessen hat es bislang offenbar zwei Urteile gegen Vater und Sohn gegeben: Gegen den Sohn habe ein Arbeitsgericht eine Kündigung bestätigt. Der Vater habe jüngst einen Strafbefehl erhalten, wegen Erpressung.

© SZ vom 07.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: