Abschied von DM-Münzen:Jagd nach Raritäten beginnt

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Manche DM-Münze ist bereits jetzt für Sammler interessant. Wertvollstes Stück ist eine 5-DM-Münze aus dem Jahr 1958. Die Komplettierung von Sammlungen ist allerdings teilweise sehr aufwändig.

Michael Burzan

Die ersten Euro-Münzen sind da, der endgültige Abschied von Mark und Pfennig steht am 28. Februar 2002 bevor. Doch auch danach wechseln die Landeszentralbanken DM-Münzen unbefristet in Euro. Kein Grund also, lang gehütete DM- und Pfennigstücke übereilt zum Bezahlen zu verwenden. Ein genauer Blick kann Seltenheiten zutage fördern, die wesentlich höhere Werte auf dem Sammlermarkt erzielen.

Viele Münzsammler bemühen sich derzeit, bis zum bevorstehenden Finale der D-Mark ihre Kollektionen bundesdeutscher Münzen zu komplettieren. Dabei haben publikumswirksame Kampagnen in ganz Deutschland die Jagd auf rare Exemplare angeheizt.

Popularität der Kursmünzen steigt

Jahrzehntelang nur von einer Minderheit ernst genommen, steigt nun die Popularität der Kursmünzen. Wolfgang Erzinger, Herausgeber des Münzen Magazin sieht die Fahndungsaktionen nach seltenen Stücken positiv: "Insgesamt nützt diese Publizität dem Münzmarkt, die Schatzsucher betrachten Münzen nun mit neuen Augen. Wenn Stücke nicht im Umlauf waren, sondern etwa in Spardosen aufbewahrt wurden, kann der Wert durchaus schon ein Vielfaches betragen. Man muss aber darauf hinweisen, dass die Qualität ein entscheidender Faktor ist."

Viele Münzhändler geben sich eher genervt, wenn wieder jemand meint, "das" rare 50-Pfennig-Stück entdeckt zu haben. Denn nur die Exemplare mit Inschrift "BANK DEUTSCHER LÄNDER", Jahreszahl 1950 und Buchstabe G können vierstellige DM-Beträge erzielen. Bei 1.500 bis 3.000 DM - je nach Qualität - mehr als doppelt so viel wie vor rund einem Jahr.

Sonstige Prägungen dieses Nennwertes müssen in der Erhaltung schon mindestens "vorzüglich" sein, um bessere Preise zu bringen. In optimalem Stempelglanz werden die ersten 50-Pfennig-Stücke des Jahrgangs 1949 immerhin mit hundert Mark bewertet, Exemplare bis 1968, aus 1986 und 1987 verbuchen zweistellige Beträge.

Bei den Kleinmünzen zu einem bis zehn Pfennig sind es wiederum die Erstausgaben von 1948 bis 1949, die in schönster Topqualität bis über 100 DM kosten. Stücke zu 1, 2, 5 oder 10 Pfennig aus 1950 bis 1968 in Luxusglanz notieren nach Listen der Fachmagazine zwischen 10 und 70 DM. Mit 45 bis 200 DM liegen 5 und 10 Pfennig 1967 G der Prägestätte Karlsruhe darüber, mindestens 20 DM werden dafür geboten.

Bei den 2-Pfennig-Stücken erfolgte 1966-69 die Umstellung von reinem Kupfer auf magnetisch reagierende Prägungen mit Stahlkern. Dabei entstanden einige Raritäten in Kleinstauflagen, die Liebhaberpreise erzielen, wie 1968 J und 1969 J aus Kupfer (nicht magnetisch zu bewegen) oder von Magneten angezogene Versionen 1966 J und 1966-1967 G. Der einfache Test kann sich bei Kaufpreisen bis zu 2.500 DM lohnen.

Gut erhaltene Stücke gefragt

Die 1-DM-Stücke mussten als typisches "Automatengeld" mit höchster Umlaufgeschwindigkeit am häufigsten wegen Abnutzung durch Neuprägungen ersetzt werden. Schon Spuren maschineller Zählung degradieren sie als Sammelstücke in der Erhaltungsstufe. Die Jahrgänge 1954 bis 1962 werden in Erhaltung "vorzüglich" bereits mit 40 bis 300 DM bewertet.

Wirklich rar ist aber vor allem die höchste Qualitätsstufe "Stempelglanz", die völlig fehlerfreie Oberfläche voraussetzt. Kenner schätzen, dass hiervon nur noch zweistellige Stückzahlen existieren. So wird ein Dutzend Versionen bereits mit 1.000 bis 3.200 DM pro Stück eingeschätzt, darunter Spitzenreiter 1954, 1955 und 1957, je mit Buchstabe G.

Die 2-DM-Stücke sind die abwechslungsreichste Reihe der Umlaufwerte. Den Anfang machten die 2-DM-Münzen 1951, heute kaum noch bekannt. Sie ähnelten den Stücken zu 1 DM, allerdings mit größerem Durchmesser sowie vorderseitig Ähren und Weinreben neben der Wertziffer. Wegen Verwechslungsgefahr wurden sie ab 1.7.1958 außer Kurs gesetzt. Diese Stücke bei den Landeszentralbanken umzutauschen - was immer noch möglich ist - wäre jedoch ein kapitaler Fehler: der Fachhandel bietet im Ankauf bis über 60 DM pro Stück.

1957-71 produzierte man 2-DM-Stücke mit Porträt von Max Planck. Seit 1.8.1973 nicht mehr als Zahlungsmittel gültig, werden Exemplare der fünfziger bis sechziger Jahre ohne Umlaufspuren zu zwei- bis dreistelligen Beträgen gehandelt.

Porträts bedeutender Politiker

Als Nachfolger kamen ab 1969 Münzen zu 2 DM mit Porträts bedeutender Politiker in den Verkehr. Zu den selteneren Versionen zählen "Konrad Adenauer", "Theodor Heuss" und "Kurt Schumacher" jeweils aus 1984 sowie "Ludwig Erhard" und "Franz-Josef Strauß" von 1993.

Das alte 5-DM-Stück mit dem schlanken Bundesadler aus 1951-1974 enthält 62,5 % Silber. Daher wurden in der Hausse-Phase der Silberpreise viele Münzen eingeschmolzen, deren Metallwert über den Nominalbetrag stieg. Die Silberlinge kamen ab 1.8.1975 außer Kurs. Prägefrisch ohne Kratzer sind sie aus Jahrgang 1951 bis 1964 mindestens einen Hunderter wert, 1958 F verbucht bis 2500 DM.

Wertvollste Umlaufmünze der Bundesrepublik ist das 5-DM-Stück 1958 J, nur 60.000 mal in Hamburg geprägt. "Sehr schöne" Stücke mit üblichen Spuren werden heute um 1.700 DM angekauft, Exemplare in Stempelglanz bringen sogar zwischen 7.000 und 15.000 DM.

Nicht mehr im Umlaufgeld werden viele Prägungen aus 1995 und 1997 bis 2001 auftauchen, die weitestgehend nur für Sammlerserien produziert wurden. Allein der rare Spitzenjahrgang 1995 kostet heute insgesamt mindestens 2.500 DM. Wie aufwändig die Komplettierung werden kann, zeigen Angebote des Fachhandels, von 390 Mark für alle 162 Pfennige bis zu 2700 Mark für sämtliche 203 verschiedene 1-DM-Münzen bis zum Jahr 2000. Wer Bedenken hat, ein seltenes Exemplar zu übersehen, findet reichlich Kataloge, die detaillierte Bewertungen vornehmen.

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