A380 auf Wanderschaft:Die unglaubliche Reise eines verrückten Flugzeugs

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Bis zur Tour de France dauert es noch ein paar Monate. Doch schon jetzt zieht sich ein gigantischer Konvoi durch die staubigen Straßen Frankreichs - aus verschiedenen Ecken Europas werden die Einzelteile des ersten A380 zur Endmontage nach Toulouse gebracht.

Ein unglaubliche Reise über das Meer, einen Fluss und eigens verbreiterte Strassen legen die Bauteile des ersten Riesen-Airbus A-380 auf dem Wege zur ersten Montage in Toulouse zurück. Das erste von drei Rumpfteilen wurde am Montag in Pauillac im Westen Frankreichs auf ein Schiff verladen und sollte von dort das nächste Streckenstück über 95 Kilometer flussaufwärts auf der Garonne antreten.

So wird er ab 2006 am Himmel zu sehen sein — der A380. (Foto: Foto: dpa)

Die Odyssee als Normalfall

Die Odyssee, die dieser Prototyp zurücklegt, soll in den nächsten Jahren zu einer völlig normalen Pauschalreise werden — wenn nämlich die für 2006 geplante Auslieferung des Riesenfliegers an die Kunden beginnt. Bis 2020 will das europäische Airbus-Konsortium 700 solcher Himmelsgiganten verkaufen und seinem US-Rivalen Boeing bei den Passagiermaschinen endgültig den Schneid abkaufen.

Dass die riesigen Bauteile eine so ungewöhnliche und beschwerliche Reise machen müssen, hängt auch mit der Struktur des Konsortiums zusammen. Dazu gehört, dass der Rumpf in Frankreich und Deutschland, Leitwerke in Spanien und Tragflächen in Großbritannien gebaut werden. Die Rumpfteile des A-380, die jetzt zu Wasser und zu Lande in Frankreich unterwegs sind, wurden in der französischen Hafenstadt St. Nazaire zusammengebaut, die Einzelteile stammen aber aus verschiedenen Produktionsstätten in Hamburg, Neapel, Cadiz und aus der Nähe von Nantes in Frankreich.

Das Hinterteil des Rumpfes soll ab Dienstag schon auf dem Fluss Garonne in Richtung Langon im Département Gironde unterwegs sein. Dort wird es auf Speziallastwagen verladen und über Landstraßen nach Toulouse gebracht. Um den Transport möglich zu machen, wurden die Straßen großzügig ausgebaut.

500-Meter-Konvoi

Wenn die Produktion im vollen Gang ist, sollen zweimal pro Woche Konvois von 500 Metern Länge, 14 Metern Höhe und neun Metern Breite über Nacht mit 15 bis 20 Stundenkilometern die Wegstrecke zurücklegen. Vertreter der betroffenen Départements Gers und Lot-et-Garonne verlangten schon im Vorfeld Entschädigungen für die damit einhergehenden Störungen.

Doch was die Anwohner belästigt, ist für Airbus ein hoffnungvolles Projekt. 129 Bestellungen gibt es schon für das neue Riesenflugzeug, 43 allein von der Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate. Die erste Auslieferung soll im Jahr 2006 an Singapore Airlines gehen.

Sparsamer Riese

Das europäische Konsortium setzt mit der Entwicklung des riesigen Flugapparates, der in der Standardversion für 555 Fluggäste ausgelegt ist, nicht nur auf die Zunahme des Luftverkehrs und die Überlastung der Flughäfen. Der A-380 soll sich gegenüber dem Konkurrenzprodukt Boeing 747-400, der jüngsten Ausgabe des "Jumbo-Jet", auch durch Sparsamkeit auszeichnen: Zwölf Prozent weniger Treibstoff soll die europäische Maschine verbrauchen.

Die Prototyp-Teile, die jetzt in Frankreich unterwegs sind, werden zwar Meer, Fluss und Straße überqueren, aber nie in die Luft aufsteigen. Die erste Maschine ist für statische Tests gedacht und wird nach Angaben des A-380-Projektleiters Charles Champion "gequält, bis sie auseinanderfällt". Erste Flugversuche soll es im Jahr 2005 geben.

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