Gustav Seibt:Menschen-Werk

Gustav Seibt ist Autor und Literaturkritiker im Feuilleton. (Foto: sz)

Wie kam es zum aufrechten Gang? Wann sprach oder schrieb der Mensch zum ersten Mal? Wie kam er darauf, Geld zu verwenden? Wie fing er an, Ritzzeichnungen an Höhlenwänden anzubringen? Musik zu machen, zu kochen, sich in Ehen zu binden? Und vor allem, warum? Das sind wahrlich große Fragen. Jürgen Kaube geht ihnen separat nach. Damit gibt er eine erste Antwort: Es gibt nicht "den" Menschen, dem dies alles aufgrund einer einzelnen Schlüsselqualifikation (etwa "Sprache") zufällt, sondern diese Anfänge ereigneten sich in großen Abständen voneinander, in Hunderttausenden Jahren. Also: nicht Ursprung, sondern viele Anfänge. Aber doch "von allem", also dem, was Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet, nicht als Technik, sondern als gesellschaftliche Errungenschaft. Das ist unfassbar interessant, Stoff zu endlosem Nachdenken. Und es hat nicht aufgehört: Neues entsteht aus Voraussetzungen, denen man das Neue nicht ansieht, bis heute. Wer lieber Bedeutsames liest, ist hier richtig. "Die Anfänge von allem", Rowohlt Berlin, 400 Seiten, 24,95 Euro.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: