Zweitligist Kaiserslautern:Mehr positive Energie

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Zweimal den Aufstieg in die erste Liga verpasst, an zu hohen Ansprüchen gescheitert: Kaiserslauterns Trainer Kosta Runjaic. (Foto: Eibner/imago)

Nach dem schwachen Saisonstart des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern zieht Trainer Kosta Runjaic die Konsequenzen. Er kommt damit wahrscheinlich seiner Entlassung zuvor.

Von Tobias Schächter, Kaiserslautern

Im Grunde war für Kosta Runjaic schon am letzten Spieltag der vergangenen Saison alles vorbei. Der 1. FC Kaiserslautern verspielte damals den Aufstieg in die erste Liga, weil er aus den letzten vier Begegnungen nur zwei Punkte holte. Das haben viele Fans dem Trainer nicht verziehen, und auch intern war die Überzeugung für Runjaic danach nicht mehr hundertprozentig vorhanden. Nun ist für den vor 44 Jahren in Wien geborenen Runjaic nach dem schlimmen 0:3 daheim gegen den 1. FC Nürnberg am Dienstagabend und einem schwachen Saisonstart (neun Punkte aus acht Spielen) Schluss in der Pfalz.

Runjaic bot Vorstandsboss Kuntz nach der erneuten Heimpleite seinen Rücktritt an, die Trennung war ohnehin unvermeidlich. "Es ist in der aktuellen Situation für die Mannschaft einfach nicht zielführend, wenn permanent eine Trainerdiskussion über ihr schwebt. Gerade wenn man einen negativen Lauf hat, braucht man positive Energie", ließ sich Runjaic in einer Pressemitteilung des Klubs zitieren. Auch der Job von Sportdirektor Markus Schupp, dem eine unglückliche Personalpolitik vorgeworfen wird, ist gefährdet. FCK-Vorstandsboss Stefan Kuntz kündigte zu dieser Personalie Gespräche in den nächsten Tagen mit "offenem Ausgang" an.

Neuer Trainer des FCK ist Konrad Fünfstück. Der mit 34 Jahren sehr junge Fußballlehrer hat sich seit seinem Wechsel aus Fürth im Januar 2013 als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums und U23-Coach in der Pfalz einen guten Namen gemacht und bekommt nun mit seinen Assistenten Marco Grimm und Bastian Becker die Chance bei den Profis. Runjaic' Co-Trainer Ilia Gruev und Oliver Schäfer bekamen das Angebot, das U23-Team zu übernehmen. Fünfstück arbeitete schon zehn Jahre lang als Nachwuchstrainer in Fürth, er sagt, er freue sich auf eine reizvolle Aufgabe. Aber er weiß auch, dass das Team verunsichert ist und kaum Rückhalt beim Publikum hat.

Mit Sachlichkeit alleine ist eine Institution wie der FCK nicht zu trainieren

Vor fast genau zwei Jahren hatte Runjaic das Amt von Franco Foda in einer ähnlichen Situation übernommen, nun steht der FCK nach zwei vergeblichen Aufstiegsversuchen wieder so schlecht da wie im Herbst 2013. In guten Phasen unter Runjaic spielte die Elf mit der Handschrift des Trainers ansehnlichen Fußball, aber wie am Ende der vergangenen Saison reduzierten auch immer wieder unerklärliche Serien siegloser Spiele den Kredit des Coaches. Und am Ende, als es in diesem Frühjahr um alles ging, fehlte die Siegermentalität. Runjaic blieb in Lautern zwei Spielzeiten den Beweis schuldig, seine durchaus vorhandene Aufbauarbeit zu einem guten Ende führen zu können.

Kritik konterte er stets mit Argumenten, verwies auf Ballbesitzzeiten, Torschüsse und andere Statistiken. In der Pfalz wurde ihm das von vielen als Schönrednerei ausgelegt, die Gefühle der Fans und die Erklärungen des Trainers passten nach Niederlagen nicht zusammen. Noch nach dem vorletzten Heimspiel, einem trüben 0:2 gegen Freiburg, sagte Runjaic: "Ich werde dafür bezahlt, sachlich zu sein." Mit Sachlichkeit alleine aber ist eine Institution wie der FCK, der Klub Fritz Walters und viermalige deutsche Meister, nicht zu trainieren. Dafür ist das Umfeld auf dem Betzenberg zu emotional, das Publikum im vierten Zweitligajahr hintereinander zu frustriert.

Der Umbruch im Kader in diesen Sommer war zudem zu groß. Der Klub erzielte zwar laut Sportdirektor Schupp ein Transferplus von fünf Millionen Euro, der Kader aber verlor fast sein ganzes spielerisches Talent (Heintz, Orban, Stöger, Younes, Demirbay, Hofmann, Zoller, Mugosa); einige teure Routiniers wurden freiwillig abgegeben (Matmour, Sippel). Geblieben sind Zweitligaspieler (Karl, Ring, Heubach, Löwe) und gekommen ist in Rückkehrer Daniel Halfar (Köln) ein bislang überforderter Hoffnungsträger. Wohl auch deshalb erklärte Runjaic zum Abschied: "Der Job eines Trainers ist kein Wunschkonzert, es geht vielmehr darum, sich mit Realitäten abzufinden und aus den vorhandenen Möglichkeiten das Maximale zu machen." Mit dem aktuellen Kader aber sind die hohen Erwartungen in der Pfalz nicht zu erfüllen.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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