Youth League:Hektisch statt königlich

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Frustriertes Talent: Münchens Lars Lukas Mai nach dem Schlusspfiff. (Foto: Sven Leifer/imago)

Die U19 des FC Bayern erreicht erstmals die K.o.-Phase der Youth League, spielt auf Augenhöhe und verliert schließlich doch noch gegen Real Madrid.

Von Christoph Leischwitz, München

Es gibt ein paar Namen, die man sich schon mal merken kann. Lars Lukas Mai etwa, ein 17-jähriger Innenverteidiger mit ruhiger, abgeklärter Ballführung. Oder Manuel Wintzheimer, ein Angreifer, der aktuell in 28 Pflichtspielen 25 Tore erzielt hat. Ihnen und einigen anderen werden realistische Chancen eingeräumt, dass sie eine lang gehegte Tradition wiederbeleben: Bayern-Spieler, die aus der eigenen Jugend den Sprung zu den Profis schaffen; die den Slogan "Mia san mia" mal wieder mit Leben füllen. Am Mittwochabend bekamen Mai, Wintzheimer und die anderen Spieler der U19 des FC Bayern erst mal eine Lehrstunde erteilt: Sie verloren im Achtelfinale der Youth League gegen Real Madrid mit 2:3 (1:2). Ein Rückspiel gibt es nicht.

Es gibt auch ein paar Namen, die man sich nicht mehr merken muss, man kennt sie ja längst. Uli und Dieter Hoeneß zum Beispiel waren zum FC-Bayern-Campus drei Kilometer westlich der großen Arena gekommen. Und unten am Seitenrand stand ein dritter Hoeneß, Sebastian. Der Neffe des Bayern-Präsidenten, 35, ist seit dieser Saison Trainer der U19, und für ihn war es genauso wie für sein Team eine Premiere: Erstmals seit Gründung der Youth League 2013, der Junioren-Variante der Champions League, hatten es die Bayern in die K.o-Phase geschafft - und dann wartete prompt Real, mit fünf Junioren-Europameistern im Kader. Dass dieser Wettbewerb mittlerweile als Werkzeug zur Leistungsdiagnose angesehen ist, bewies auch ein anderer Name: Auf der Haupttribüne saß Raúl, der in der Jugendabteilung jenes Klubs arbeitet, der ihn einst groß machte.

Die spanischen Teams haben den deutschen in Sachen Ausbildung einiges voraus, doch die Bayern befinden sich gerade im Aufwind: Die letzte Meisterschaft liegt knapp 14 Jahre zurück, doch in der vergangenen Saison erreichte die U19 schon wieder das Finale, alle Mannschaftsteile sind stark besetzt. "Ein Spiel auf Augenhöhe", hatte Trainernovize Hoeneß deshalb angekündigt. Und das wurde es dann auch.

Die Bayern, mit gleich vier Spielern in der Startelf, die normalerweise schon für die U23 in der Regionalliga spielen, hatten viel Ballbesitz, kamen aber zunächst selten gefährlich vor das gegnerische Tor. Bei Madrid war es genau umgekehrt: Die Gäste lauerten auf Konter, die in der ersten Halbzeit gleich zweimal zum Erfolg führten: Miguel Baeza traf in der sechsten Minute, Sergio Lopez, ein in Remscheid geborener Deutsch-Spanier, in Minute 39. Münchens Linksverteidiger Derrick Köhn traf mit einem Freistoß aus gut 20 Metern zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

Real Madrid gelingt in Unterzahl der Siegtreffer

Die Partie war spannend, ruppig, hektisch. Bayerns Torwart Christian Früchtl, der schon mehrmals im Profikader stand, hielt Mitte der ersten Halbzeit einen Foulelfmeter, den Felix Götze verschuldet hatte. Noch feldüberlegener waren die Bayern dann, als Adrian de la Fuente für ein hohes Bein gegen Bayerns Wooyeong Jeong die rote Karte sah - eine harte Entscheidung (46.). Nur acht Minuten später gelang den Bayern der Ausgleich durch Adrian Fein, Jeong hatte geflankt (54.). Danach aber zeigten die Real-Spieler, dass sie schon in jungem Alter über erstaunliche Routine verfügen. Bayern kam nur noch zu wenigen Möglichkeiten, Jeong schoss zweimal, Wintzheimer einmal aufs Tor - und Real gelang in Unterzahl der Siegtreffer durch Alberto Fernandez (74.). "Da hat man recht deutlich gesehen, woran wir noch arbeiten müssen", sagte Bayerns Chef des Nachwuchs-Leistungszentrums, Jochen Sauer. "Wir waren einfach zu hektisch", ärgerte sich Mittelfeldspieler Nikals Dorsch.

Sollten einige der Talente eines Tages den Sprung zu den Profis schaffen, dann haben sie sich am Mittwoch schon mal einen Prolog geschrieben - für weitere brisante Duelle zwischen dem FC Bayern und Real Madrid.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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