Wutausbruch nach Kölner Pleite:Daums wilde Verschwörungstheorien

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Nach einem nicht gegebenen Tor wütet Kölns Coach vor laufender Kamera - und unterstellt deutschen Schiedsrichtern, die Spiele seiner Mannschaft zu manipulieren.

Kaum hatte der große Aufstiegsfavorit 1. FC Köln in der noch jungen Zweitliga-Saison sein erste Pleite erlebt, da explodierte der einstige Meistercoach förmlich vor Wut: Vor laufender Kamera stellte Christoph Daum nach dem Spiel wilde Verschwörungstheorien auf.

Nach dem Spiel eine Rede in Rage: Kölns Trainer Christoph Daum (Foto: Foto: dpa)

"Das war eine bewusste Entscheidung gegen den 1. FC Köln", echauffierte sich Daum nach der 0:1 (0:1)-Pleite gegen Alemannia Aachen im West-Derby über Schiedsrichter Florian Meyer (Burgdorf), der den Kölner ein reguläres Tor aberkannt hatte: "Die Schiedsrichter greifen immer mehr spielentscheidend ein. Sie sind keine Spielleiter mehr, sondern Spielentscheider. Zum x-ten Mal wurde uns nun schon beim FC ein klares Tor aberkannt. Solange ich beim 1. FC Köln bin, fallen die meisten Entscheidungen gegen uns. Das werde ich nicht mehr hinnehmen. Ich möchte zukünftig fair behandelt werden."

Erst einmal richtig in Rage gekommen unterstellte Daum gleich der ganzen deutschen Schiedsrichter-Gilde, Kölner Spiele zu manipulieren. "Ich bin nicht für Schiedsrichter-Lehrgänge zuständig, aber es war nicht das erste Mal, dass ein Schiedsrichter nach dem Spiel kommt und sich bei uns entschuldigt. Getreu nach dem Motto: Beim FC ist das nicht so schlimm. Die haben viel Geld, denen geht es gut", schimpfte Daum weiter und hofft, dass "dies weitere Diskussionen nach sich zieht".

Daums Wunsch wurde von Seiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auch gleich entsprochen. Der Kontrollausschuss, der Ermittlungen gegen den FC-Coach aufnahm, forderte den 53-Jährigen auf, seine Verschwörungstheorien zu Papier zu bringen Die aus Daums Sicht spielentscheidende Szene resultierte aus der 48. Minute, als Meyer den Kölner Stürmer Adil Chihi im Abseits wähnte und dessen Tor aberkannte. Die TV-Bilder bewiesen im Nachhinein, dass Chihi nicht im Abseits stand, wohl aber Milivoje Novakovic, der allerdings nicht ins Spiel eingriff.

Manager stützt Daums Thesen

Meyer habe sich im Anschluss entschuldigt, so Kölns Manager Michael Meier, der weiter Öl ins Feuer goss: "Es ist inzwischen offensichtlich geworden. Christoph Daum nennt nur Fakten. In der vergangenen Rückserie sind uns auf jeden Fall drei, vier Tore aberkannt worden. Es liegt nicht immer nur daran, dass wir falsch eingekauft haben."

Die Aufregung der Kölner Verantwortlichen konnte Nationalspieler Patrick Helmes indes nicht ganz teilen. "Der Schiedsrichter hat so entschieden. Jetzt haben wir nicht einen sondern keinen Punkt", meinte der Stürmer, der sich vielmehr auf das Länderspiel im neuen Wembleystadion gegen England freute. Dass er nun drei Spiele in fünf Tagen absolvieren müsse, sei für ihn nur "positiver Stress". Daum sieht dies anders und richtete über Meier sogleich eine Beschwerde an Bundestrainer Joachim Löw.

Über die Unzulänglichkeiten im Kölner Spieler wollte Daum ("Werden wir ansprechen") indes weniger reden. Dass der FC nach dem "geklauten Kölner Tor" keine nennenswerte Torchance erspielte, blieb sein Geheimnis. Zu offensichtlich wurde, dass die teuer zusammengekaufte Mannschaft noch längst nicht harmoniert. Das wurde beim Pokal-Aus gegen die zweite Mannschaft von Werder Bremen (2:4) schon deutlich, genauso wie beim äußerst glücklichen 2:0-Sieg beim FC St. Pauli zum Auftakt.

Dass der Weg zurück in die Bundesliga trotz eines Rekordetats von 48 Millionen Euro kein Selbstläufer wird, scheint den FC-Verantwortlichen allmählich klar zu werden. Nach dem zweiten Spieltag könne es noch gar nicht rund laufen, beruhigt Daum den ungeduldigen Kölner Anhang, der die erste Heimpleite durch den Treffer von Marius Ebbers (23.) mit einigen Pfiffen quittierte.

Aachens Trainer Guido Buchwald verfolgte die unnötige Schiedsrichter-Diskussion seines Kollegen indes mit angenehmer Zurückhaltung. Vielmehr freute sich der Weltmeister von 1990 über "eine geschlossene Mannschaftsleistung". Den großen Umbruch in der Sommerpause scheint die Alemannia jedenfalls gut gemeistert zu haben.

© sid/Stefan Tabeling - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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