Würzburger Kickers:Zu wenig Spektakel

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Der Drittligist holt einen neuen Vorstandsvorsitzenden - und zieht eine durchwachsene Bilanz der ersten Monate.

Von Fabian Swidrak

Daniel Sauer ist im Würzburger Sport ein bekannter Mann. Einer, über den die Menschen in der unterfränkischen Stadt sprechen, wenn er den Verein wechselt. Zuletzt lenkte der ehemalige Handball-Profi, der mit der HBW Balingen Weilstetten jahrelang in der ersten Bundesliga spielte, als Geschäftsführer die Geschicke von Handball-Zweitligist DJK Rimpar Wölfe. Nun also sprechen sie in Würzburg wieder über Sauer: Im Januar wird er der erste hauptamtliche Vorstandsvorsitzende der Würzburger Kickers AG. Das gab der Fußball-Drittligist auf einer Pressekonferenz am Sonntagvormittag bekannt. Auch Trainer Bernd Hollerbach war nach dem Auslaufen seiner Mannschaft in die Runde gekommen. Er freute sich über die Verpflichtung ("wieder einen Schritt nach vorne gemacht") ebenso wie über den Zeitpunkt ihrer Bekanntgabe. Denn die lenkte davon ab, dass seine Mannschaft tags zuvor zu Hause wieder nicht gewonnen hatte.

0:0 endete das letzte Heimspiel vor der Winterpause gegen den SV Wehen Wiesbaden. Torchancen, Kreativität und Spielfreude suchte man über weite Strecken der Partie bei beiden Teams vergeblich. Kein Wunder also, dass sich die Begeisterung der Würzburger über das, was sie im Jahr des Drittliga-Aufstiegs alles erreicht haben, in Grenzen hielt. "Die Vorrunde lief von den Ergebnissen her in den Heimspielen nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben", sagte beispielsweise Rechtsverteidiger Lukas Billick: "Wir nehmen uns vor, nächstes Jahr zu Hause auch die Ergebnisse einzufahren, die wir uns wünschen."

Fordert mehr Tore und Punkte vor dem eigenen Publikum: Würzburgs Trainer Bernd Hollerbach. (Foto: foto2press/imago)

Kurz vor Weihnachten steht Würzburg mit 26 Punkten auf dem neunten Tabellenplatz einer sehr ausgeglichenen dritten Liga, seit immerhin sieben Spielen ist der FWK zudem ungeschlagen. Für einen Aufsteiger sind das bemerkenswerte Zahlen. Die Partie gegen Wiesbaden war aber eben auch bereits die elfte, die mit einem Unentschieden zu Ende ging - Ligahöchstwert. Gerade das eigene Publikum haben die Kickers in der Hinrunde nicht gerade mit spektakulärem Fußball verwöhnt. Lediglich ein Sieg und acht Tore gelangen in elf Spielen. "Wir stellen die beste Defensive der Liga und hatten in den meisten Spielen mehr Ballbesitz. Damit sind wir sehr zufrieden", verteidigt Hollerbach die Spielweise seiner Mannschaft. Umgekehrt gehört die Offensive der Kickers zu den harmlosesten der Liga. In Würzburg blicken sie daher mit gemischten Gefühlen auf die erste Drittligahalbserie der Vereinsgeschichte zurück.

Thorsten Fischer, der Aufsichtsratsvorsitzende der Würzburger Kickers AG, blickt deswegen lieber schon einmal voraus. Als Inhaber einer Online-Druckerei ist er der größte Geldgeber des Klubs und bekannt für seine wenig bescheidenen Zukunftsvisionen. "Wir hätten Daniel gewiss nicht angesprochen, wenn wir keine Ziele hätten", sagte er bei der Vorstellung von Sauer, der den bislang ehrenamtlich tätigen Manuel Innig als Vorstandsvorsitzenden ablösen wird. Bereits vor einigen Wochen hatte Fischer in einer Talkrunde betont, Drittliga-Fußball werde es mit ihm und dem Trainer Hollerbach langfristig in Würzburg nicht geben. Sondern eben mehr. Zumindest der Boss des Aufsichtsrats träumt also schon jetzt von der zweiten Bundesliga. Neben sportlichen Hürden stehen derlei Plänen aber auch strukturelle Probleme im Weg. So würde ein weiterer Aufstieg wohl auch den Bau eines neuen Stadions erfordern.

5231 Zuschauer kamen bisher im Schnitt zu den Drittliga-Heimspielen der Kickers. Platz bietet das aktuelle Stadion für die doppelte Anzahl. Verortet im Niemandsland der Tabelle werden im Frühjahr aber nur dann noch mehr Fans auf den Würzburger Dallenberg kommen, wenn auch der spielerische Unterhaltungswert zunimmt. Hollerbachs Stürmer sind also gefordert. "Wir vergeben zu viele Chancen", sagt der Trainer. Auch gegen Wiesbaden war das wieder so. Nico Gutjahr war gerade erst eingewechselt worden, als er allein vor Wehens Keeper Markus Kolke auftauchte, aus zehn Metern Entfernung aber nicht einmal das Tor traf (49.). "In der Offensive ist das auch eine Qualitätsfrage", erklärt Hollerbach. Im Winter werde sich der Klub daher in Ruhe umsehen. "Ich weiß nicht, ob der Markt einen Spieler hergibt, der zu uns passt." Ausschließen wolle er aber auch nichts.

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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