Wolfsburger Ärger nach dem 0:2 -:"So geht es nicht"

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Elegant geklärt: Daniel Brosinski (Mainz) nimmt sich des Balls an. (Foto: Simon Hofmann/Getty Images)

VfL-Manager Klaus Allofs attackiert ungewohnt deutlich die hochbezahlten VW-Kicker: "Die Forderungen der Spieler sind unendlich. Jetzt müssen wir mehr fordern."

Von Frank Hellmann, Mainz

Zwei in allen Belangen verdiente und desillusionierende Niederlagen in einer Woche haben den sonst so besonnenen Wolfsburger Manager Klaus Allofs zum Zürnen gebracht und dem VfL Wolfsburg eine Sinnkrise der anderen Art beschert. Nach der 0:2 (0:1)-Niederlage bei Mainz 05 fuhr Allofs schwere Geschütze gegen die eigene Mannschaft auf. "Das war eines meiner frustrierendsten Spiele, seit ich in Wolfsburg bin. Wir waren nie in der Lage, unsere Fähigkeiten zu zeigen", zürnte Allofs, der auf der Mängelliste "Ballverluste, taktische Fehler, technische Unsauberkeiten und kein Durchsetzungsvermögen" führte.

Eingedenk der vorangegangenen Champions-League-Enttäuschung beim PSV Eindhoven (0:2) polterte der 58-Jährige: "Zwei Spiele keine Torchance - so geht es nicht. Die Forderungen der Spieler sind unendlich. Jetzt müssen wir mehr fordern." Im Heimspiel gegen Werder Bremen werde sein Ex-Verein in zwei Wochen "unsere Erkenntnisse abbekommen". Was auch immer das konkret heißen mochte.

Denn wann hat Allofs mal solche Breitseiten gegen die gemeinhin gut behüteten Berufsfußballer unter dem VW-Dach abgefeuert? Seine Anklage gegen die fürstlich entlohnten Angestellten in der Autostadt gipfelten in der Ansage: "Wer hier denkt, er ist oben angekommen, der irrt. Man kann es sich weder auf dem Platz noch im Kopf gemütlich machen. Damit kann ich nicht leben." Auch Trainer Dieter Hecking ging in seiner Kritik an den Kickern weiter als gewohnt: "Wir hatten 61 Prozent Ballbesitz. Aber wir verstehen es nicht, ihn gut zu nutzen. Wir machen total unnötige technische Fehler, wir passen unsauber, wir kommen nicht in den Spielfluss. Wir tun gut daran, vor unserer eigenen Tür zu kehren. Die Konzentration ist nicht so wie sie sein sollte - das mache ich erstmals öffentlich. Intern haben wir es schon häufiger angesprochen." Da hängt der Haussegen offenbar gewaltig schief.

Rote Karte gegen Draxler nur "Randnotiz und Randerscheinung"

Dabei hätte es doch einen Streitpunkt gegeben, der von all den Versäumnissen öffentlich hätte ablenken können: die rote Karte gegen Julian Draxler wegen rohen Spiels bereits nach 13 Minuten. Ziemlich erstaunlich aber, dass vor allem Allofs die Schlüsselszene, die die anfangs zerfahrene Partie mutmaßlich entschied, sogar als "Randnotiz und Randerscheinung" abtat. Wolfsburgs Filigrantechniker hatte bei einer missratenen Ballannahme mit ausgestrecktem Bein den Mainzer Gonzalo Jara unabsichtlich in Kopfhöhe getroffen; Manager Christian Heidel berichtete hinterher: "Auf dem gesamten Brustabdruck konnte man die Stollen zählen." Dennoch räumte selbst Heidel ein: "Vielleicht kann man das auch mit Gelb durchgehen lassen." Für den wild protestierenden und auch später noch außerordentlich gereizten VfL-Trainer Hecking war indes sonnenklar, "dass wir mit elf gegen elf hätten weiterspielen müssen." Oder wie sein Torhüter Diego Benaglio erklärte: "Aus meiner Sicht war das sehr, sehr hart. Julian dreht sich rein, er sieht den Gegenspieler nicht." Und Verteidiger Dante moserte: "Auf keinen Fall eine rote Karte. Er hat ihn gar nicht gesehen. Rot kann der Schiedsrichter geben, wenn das mit Absicht passiert!"

Die Entscheidung von Schiedsrichter Daniel Siebert, der blitzartig die rote Karte aus der Hosentasche zückte, blieb in der Nachbetrachtung und auch nach zig Wiederholungen diskussionswürdig. Unstrittig aber ist, dass erst ein schwerer Fangfehler von Benaglio das Mainzer 1:0 durch Pablo de Blasis ermöglichte (31.). "Ich wollte den Ball wegfangen, komme aber zu wenig hinter den Ball. Das geht auf meine Kappe. Mit diesem Fehler haben wir Mainz in die Karten gespielt", sagte der Torhüter. Den Sieg verdienten sich die Rheinhessen in der besseren zweiten Hälfte, in der Yunus Malli mit seinem siebten Saisontor das 2:0 glückte (75.). "Damit verändert sich unsere gesamte Gefühlslage", erklärte Heidel.

© SZ vom 08.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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