Wolfsburg gegen Köln:Schwächen gegen Stärken

Lesezeit: 2 min

Verhaltene Offensive trifft konsequente Defensive: Vierinha (grün) und der VfL Wolfsburg gewinnen auch gegen Köln und Filip Mladenovic nicht. (Foto: Stuart Franklin/Getty)

Obwohl Julian Draxler den VfL Wolfsburg in Führung bringt, bleibt der Klub im sechsten Spiel in Serie sieglos. Spätestens am gegnerischen Strafraum fehlt es an Tempo und Präzision.

Die Augenbrauen des Wolfsburger Fußballtrainers Dieter Hecking sind prädestiniert für einen grimmigen Blick. Sie sind buschig und steigen nach außen markant an, das kann gefährlich aussehen. Nur war im Sommer oft ein lachender Hecking zu sehen, im Pokalfinale nahm gar eine lustige Schirmmütze mit der Aufschrift King den Augenbrauen ihre Wucht, da war Hecking gerade mit dem VfL Wolfsburg Pokalsieger geworden. Nun, im Winter, stehen Heckings Augenbrauen wieder im Mittelpunkt: Der Trainer schaut öfters grimmig. Das bleibt auch nach dem 1:1 (0:0) gegen den 1.FC Köln erst mal so.

Die Wolfsburger Zuschauer erwarten mehr von ihrer Mannschaft - und pfeifen sie aus

Hecking zeterte vor sich hin, während seine Spieler Torchancen vergaben und Fehlpässe spielten, 67 Minuten lang. Dann verloren die Kölner den Ball im Spielaufbau, Vieirinha flankte, Julian Draxler stand frei und schoss den Ball aus der Luft ins Tor. Draxler, der in der Vorbereitung mit Fitnessdefiziten aufgefallen war, und der oft als Symbol der schwächelnden Wolfsburger Mannschaft herhalten muss. Der Torschütze sagte dann ein paar Minuten später, er sei natürlich überhaupt nicht zufrieden: "Wir können das viel besser." Denn sein schönes Tor hatte nicht gereicht. In der 75. Minute hatte Kölns Anthony Modeste den Ball nach Wolfsburger Ballverlust in der eigenen Hälfte zum Ausgleich ins Tor geschlenzt. Und der VfL blieb auch im sechsten Spiel in Serie sieglos. Wolfsburg hatte das erste Spiel der Rückrunde mit 2:3 in Frankfurt verloren, es war der jüngste Beleg dafür, dass gerade die ambitionierten Ziele in Gefahr sind. Dass die Wolfsburger Mannschaft das Potenzial für höhere Aufgaben besitzt, hat sie in der Champions League bewiesen, wo sie bald im Achtelfinale spielt. Doch in der Liga tritt der VfL oft lethargisch auf, außerdem ineffektiv. So wie am Sonntag. Die Problemzone der Wolfsburger liegt im Sturm. Dort fehlt der Holländer Bas Dost verletzt. Dort spielte deshalb wie in Frankfurt Nationalspieler André Schürrle, ein Flügelspieler, vor seinen Nationalmannschaftskollegen Draxler und Max Kruse. Das klingt zwar zunächst nicht so problematisch, doch sieht es beim VfL eben oft so aus wie nach 14 Minuten: Draxler nahm einen weiten Pass mit dem Außenrist an, legte zu Kruse ab - und der scheiterte freistehend an Torwart Timo Horn. Schön also, aber ertraglos. Den VfL-Angriffen fehlten stets spätestens am gegnerischen Strafraum Tempo und Präzision, schon zur Pause ließ sich ein kleiner Film mit Wolfsburger Fehlpässen zusammenschneiden. Köln verteidigte, verstellte die Passwege - und konterte. Typische Wolfsburger Schwächen trafen auf typische Kölner Stärken, das blieb auch in der zweiten Halbzeit so. Wolfsburg hatte die besseren Torchancen. Doch nach dem Ausgleich blieb die Wolfsburger Reaktion aus, die Zuschauer pfiffen, ihnen ist es zu wenig, was die ja durchaus teuer zusammengestellte Mannschaft gerade abliefert. Dieter Hecking schaute grimmig. Und Manger Klaus Allofs sagte: "Wir sind nicht zufrieden - genau wie die Fans.

© SZ vom 01.02.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: