WM-Tickets:Die Vorstufe zum Schwarzhandel?

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Weinende Fans soll es nicht geben - das verspricht die International Sports and Entertainment Hospitality AG und bietet exklusive Programme zur Fußball-Weltmeisterschaft an. Dennoch glauben viele Fans, dass der Verkauf eine Form des Schwarzhandels sein könnte.

Jürgen Schmieder

Schon der Werbespot macht deutlich, worum es bei dem Programm von International Sports and Entertainment Hospitality (iSe) geht: Da sitzt ein hochrangiger Manager in seiner Limousine und weint. Dann bricht in der Lobby eines exklusiven Hotels ein betuchter Mann zusammen und erleidet einen Weinkrampf. Anschließend heult der Geschäftsführer hemmungslos auf einer Aufsichtsratssitzung. Doch am Ende ist alles wieder gut. "Don't Cry" heißt es am Ende des Spots. Weine nicht, es gibt noch Tickets.

Such das Fußballfeld: Bei den WM-Paketen könnten eher kulinarische Genüsse im Vordergrund stehen. (Foto: Foto: iSe-Hospitality)

"Wir verkaufen keine Tickets", stellte Deputy-CEO Andreas Hacker bei der Warm Up-Veranstaltung am Donnerstag in München klar. "Wir bieten eine Rundumversorgung." Das bedeutet: eine Hostess, die den Gast zu den besten Plätzen im Stadion führt, natürlich vom garantierten Parkplatz. Dort können neben dem Spiel erlesene Speisen genossen werden, nach dem Spiel gibt es noch ein Currywurst für den geneigten Fan. Sorgloser Fußballgenuss also.

Allerdings zeigt der Werbefilm auch, an welches Klientel sich iSe-Hospitality mit ihrem Programm wendet: Manager, Geschäftsleute, Privatiers. Menschen, die bereit sind, über 600 Euro dafür zu bezahlen, die WM hautnah erleben zu dürfen. Diese versammelten sich am Mittwoch Abend dann auch auf der Veranstaltung. Franz Beckenbauer persönlich war gekommen, um für die Pakete zu werben, Leichathletik-Ikone Edwin Moses spielte Glücksfee für ein Gratis-Sonderpaket zum Eröffnungsspiel am 9. Juni in München. Und Firmenchef George Taylor kündigte an, dass noch die Hälfte der Pakete zum Verkauf steht. Keine Panik also.

Viele Fans freilich sehen das anders: "Das ist organisierter Schwarzmarkt", heißt es in einem Forum im Internet. In der Tat sind die Pakete von iSe-Hospitality der einzige Weg, garantiert an Eintrittskarten für die Spiele der Weltmeisterschaft zu gelangen. Kein Losverfahren wie für den gemeinen Fan, einfach das Paket bestellen und man ist dabei.

Billige Tickets durch teure Pakete

Vor allem das Einführen von Paketen ärgert die Fans. "Man muss den Schnickschnack kaufen, auch wenn man einfach nur das Spiel sehen möchte", schreibt ein erboster Fan in seinem Weblog. Wer sich eine Eintrittskarte sichern möchte, muss eines der vier Programme zu wählen. Oder eben draußen bleiben.

Bei iSe-Hospitality war man auch wegen des Unmuts über die Kartenpolitik des Organisationskommistees darauf bedacht, auf vergangene Weltmeisterschaften hinzuweisen und sich eher in eine Wohltäterrolle zu bringen. Ohne diese Pakete wäre es nicht möglich gewesen, die Tickets im freien Verkauf so billig zu machen. Bei der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea 2002 seien diese Karten viel teurer gewesen. Dort habe es übrigens auch Pakete gegeben wie nun zur Weltmeisterschaft 2006, doch hätten deren Preise weit höher gelegen.

Die Proteste der Fans werden nicht viel helfen, die Pakete von iSe-Hospitality verkaufen sich sehr gut. Also heißt es ab sofort: Sparen, sparen, sparen. Das billigste Paket kostet schließlich nur schlappe 633 Euro.

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