Wettbetrug im Fußball:SSV Ulm ist geschockt

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Sowohl der deutsche Regionalligist als auch die türkische Liga reagieren angemessen überrascht auf den Verdacht, Spiele könnten manipuliert gewesen sein. Bayerns Justizministerin fordert ein neues Gesetz.

Fußball-Regionalligist SSV Ulm 1846 hat im Zusammenhang mit dem neuen Wettskandal volle Kooperation mit der zuständigen Staatsanwaltschaft Bochum zugesagt. "Wir wollen eine schnellstmögliche Aufdeckung des Falls", sagte Markus Lösch, der Geschäftsführer des SSV Ulm 1846 Fußball e.V., der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Wir stellen uns absolut zur Verfügung." Der Verein fordere Akteneinsicht, um sich ein Bild machen zu können, und hoffe dabei "auf Fakten". Er wisse bislang nichts Konkretes. Lösch sagte, der Verdacht, dass der SSV Ulm 1846 in den neuen Wettskandal verwickelt sein könnte, habe ihn "überrascht und geschockt". Er habe davon am Donnerstagabend im Videotext erfahren. Der ehemalige Bundesliga-Profi versicherte, er könne sich nicht vorstellen, dass Ulmer Spieler manipuliert haben sollten.

Der SSV Ulm hat überrascht auf den Manipulationsverdacht gegen den Klub reagiert. (Foto: Foto: dpa)

Nach SZ-Informationen haben die Ermittler den Verdacht, dass das Freundschaftstreffen SSV Ulm gegen Fenerbahce Istanbul am 14. Juli 2009 manipuliert wurde. Der türkische Erstligist, trainiert von Christoph Daum, hatte 5:0 (1:0) gewonnen. Aus den Akten ergibt sich der Verdacht, "bislang unbekannte Spieler des SSV Ulm sollen für ihre Bereitschaft zu verlieren" einen niedrigen fünfstelligen Betrag insgesamt erhalten haben. Es handelt sich dabei nur um einen Anfangsverdacht. "Wir hätten auch noch höher verlieren können", sagte Lösch zu dem eigentlich standesgemäßen Sieg der vier Klassen höher spielenden Istanbuler. "Mir ist bei der Partie überhaupt nichts Verdächtiges aufgefallen."

Am Freitag um 14 Uhr will sich die Staatsanwaltschaft Bochum zu ihren Ermittlung auf einer Presskonferenz äußern. Es geht um Wettmanipulation im internationalen Fußball - um gekaufte Spiele, Spieler, Trainer, Schiedsrichter. Die Liste der Verdächtigen, die von der Bochumer Staatsanwaltschaft angelegt wurde, soll rund hundert Namen umfassen.

Vor allem sollen Spiele in der Türkei und in Serbien, Kroatien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina verschoben worden sein. Im Brennpunkt steht aber offenbar die erste Liga der Türkei. Auf Spiele der Süper-Lig sollen von Deutschland aus bei Wettanbietern auffällig hohe Summen gesetzt worden sein. Das Zentrum für illegale Wettgeschäfte liege aber in "Ostasien" sagt ein Kriminalbeamter. Der türkische Fußballverband TFF hat über diese vermeintlichen Vorgänge keine Informationen. Die Organisation werde Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Deutschland aber verfolgen, sagte ein Verbandssprecher der Deutschen Presse-Agentur dpa am Freitag in Istanbul.

In einem Bericht der Uefa wurde außerdem beschrieben, dass 26 Europacupspiele unter Betrugsverdacht standen. Allein durch eine Niederlage eines estnischen Klubs gegen einen finnischen Verein im UI-Cup hatten angeblich Betrüger 3,4 Millionen Euro verdient.

Im Zeichen dieser Ermittlungen fordert Bayerns Justizministerin Beate Merk wieder ein umfassendes Gesetz gegen Manipulation und Korruption im Sport. "Wir haben es hier mit höchst kriminellen Machenschaften zu tun, die die Lauterkeit des Sports unterwandern. Wenn wir da nicht durchgreifen, stehen Sauberkeit und Fairness des Sports auf dem Spiel", sagte die CSU-Politikerin und rief dazu auf, über ein umfassendes Gesetz zum Schutz des Sports nachzudenken.

Chancengleichheit und Fairness im Sport würden nicht nur durch Doping gefährdet, betonte Merk, "auch die Bestechungsskandale der letzten Zeit erschüttern die Glaubwürdigkeit des Sports". Wünschenswert wäre eine internationale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Sportbetrugs. "Wenn derartige Taten nicht rigoros verfolgt und hart bestraft werden, gibt es keine Abschreckung und wird das Ansehen selbst der beliebtesten Sportarten darunter leiden", erklärte die Ministerin: "Die Ehrlichkeit und Lauterkeit der Sportler darf durch einzelne kriminelle Täter nicht in Zweifel gezogen werden."

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