Was Martin Schmitt gernvon Ahonen hätte:Wachsen im Wind

Lesezeit: 2 min

Finn-Air-Flug AJ1 war um einige Zehntelsekunden früher auf dem Rollfeld der Innsbrucker Schanze angekommen als vorgesehen, und schon gab es strenge Fragen: Was war da los? Hatte die Technik versagt? Stimmte etwas mit den Tragflächen nicht? War der Pilot übermüdet? Aber Janne Ahonen, 27, Startnummer 1, lächelte nur. Sein zweiter Sprung auf der dritten Etappe der 53. Vierschanzentournee sollte sein schwächster der vergangenen Tage gewesen sein? Das war ihm gar nicht aufgefallen. Aber stimmte doch wohl, weil dieser 120-m-Satz zwar für seinen dritten Sieg reichte, aber im zweiten Durchgang nur Rang zehn bedeutete. Nein, sagte Ahonen, ¸¸es war ein guter Sprung". Er verwies auf die ungünstigen Windbedingungen. Und wenn ihm das niemand glauben wollte, war ihm das auch recht. Er führt, und wer führt, ärgert sich nicht.

In der Tat ist es so, dass Janne Ahonen am Bergisel den letzten Beweis für seine Ausnahmestellung geliefert hat, noch vor dem Tournee-Finale in Bischofshofen mit Qualifikation am heutigen Mittwoch und dem Wettkampf tags darauf (jeweils 16.30 Uhr, RTL). Nicht einmal der Wind kann ihn anfechten, der am Montag so launisch um den Schanzentisch wehte, dass er das Feld stetig in Verlegenheit stürzte, den Norweger Sigurd Pettersen etwa im ersten Durchgang auf Platz zwei hob und später auf Rang 23 absacken ließ oder Österreichs Thomas Morgenstern erst die Unterstützung versagte und ihn dann von Platz 23 auf Rang vier lupfte. Und am Ende ließ er eben auch Janne Ahonen im Stich, als wollte er diesen blassen König noch einmal auf die Probe stellen. Ahonen bestand den Test und führt nun in der Gesamtwertung mit 49,1 Punkten, was bedeutet, dass der zweitplatzierte Adam Malysz am Dreikönigstag insgesamt um die 28 Meter weiter hüpfen muss als Ahonen, wenn er noch gewinnen will.

Die Tournee ist entschieden, geblieben ist die Frage, ob Ahonen wie Sven Hannawald 2001/02 alle vier Springen gewinnt; wobei Ahonen sagt: ¸¸Das ist für die Statistiker wichtig, nicht für mich." Und wer sich in der Wertung ohne Ahonen durchsetzt, in der sich die Nächstbesten auf engem Raum balgen: Malysz (723,2 Punkte), Morgenstern (721,6), dessen Landsmann Martin Höllwarth (717,2), Tschechiens Jakub Janda (707,6) und Norwegens Roar Ljoekelsoey (707,0).

Der siebtplatzierte Michael Uhrmann von der DJK Rastbüchl steht dabei schon wieder etwas weiter abseits mit seinen 699,6 Punkten, aber das deutsche Team hat sich ja ohnehin damit abgefunden, dass es derzeit vor allem darum geht, mit Blick auf die WM in Oberstdorf Achtungserfolge zu sammeln. Wichtigstes Ereignis dabei: Martin Schmitt kam am Bergisel zum ersten Mal seit langer Zeit wieder unter die ersten Zehn und hat sich nun innerhalb der Tournee von Platz 49 auf 27 auf sieben gesteigert. Er selbst rechnet sich das hoch an, auch wenn er zugibt: ¸¸Ich habe nicht gerade Pech gehabt mit den Bedingungen." Und er natürlich weiß, dass er damit noch längst nicht auf alten Höhen schwebt. ¸¸Das muss wachsen", sagt Bundestrainer Peter Rohwein, verweist auf ausbaufähige Tempowerte, und vor der Abfahrt nach Bischofshofen, wo Schmitt 1999 Doppelweltmeister wurde, sagte der Wiedererstarkte selbst: ¸¸Ich bin in der Phase, wo ich das erst mal stabilisieren muss." Seine Erwartungen bleiben gedämpft, alles andere, glaubt er, wäre ein Fehler.

Und Ahonen, dieses finnische Flugzeug? Die Frage verfolgt Rohwein nun schon seit Tagen, und viel mehr als ein etwas ratloses ¸¸phänomenal" bringt er nicht mehr heraus. Auch Martin Schmitt musste kurz überlegen. ¸¸Wie viele Weltcup-Siege hat er jetzt in dieser Saison?" Zehn. Schmitt nickte väterlich. ¸¸Das ist schon ordentlich." Er sagte: ¸¸Er macht halt keine Fehler." Ob er gerne etwas hätte, was Ahonen hat und er nicht? ¸¸Zehn Siege", antwortete Schmitt. Dann besann er sich und fügte hinzu: ¸¸Neun wären auch okay."

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: