VfL Wolfsburg:Fach und Strunz müssen gehen

Lesezeit: 2 min

Die an Kuriositäten reiche Geschichte von Entlassungen in der Fußball-Bundesliga hat eine neue Variante: Mit einem Doppelschlag trennte sich der VfL Wolfsburg am Montag von Manager Thomas Strunz (37) und Trainer Holger Fach (43).

Führungslos taumelt der Club, der eine 90-prozentige Tochtergesellschaft der Volkswagen AG ist, dem Abstieg entgegen. Es ist bereits die achte Trainerentlassung der Saison und der zweite Managerposten, der frei wird.

(Foto: Foto: Reuters)

Mit den Entlassungen zog der Club die Reißleine und beendete das Kapitel Strunz bereits nach nicht einmal einem Jahr. "Die Beteiligten zogen damit die Konsequenz aus der aktuellen sportlichen Situation", teilte der VfL mit, der nach der schlechtesten Bundesliga-Hinrunde der Vereinsgeschichte derzeit 13. der Tabelle ist. Über eine Nachfolge sei noch nicht entschieden.

Millionen für neue Spieler

Strunz hatte offiziell am 1. Januar dieses Jahres in Wolfsburg angefangen - und scheiterte bei seinem ersten Job in der Bundesliga grandios. Der ehemalige Spieler des FC Bayern München kam, als der Verein Vierter der Fußball-Bundesliga war, und sprach von Meisterschaftsambitionen. Doch nach einer anschließenden Talfahrt und monatelangem Streit mit Trainer Erik Gerets schmiss dieser das Handtuch.

Strunz wollte einen Neuanfang und holte Holger Fach, der zuvor in Mönchengladbach entlassen worden war. Mit dem neuen Coach wurde der VfL schließlich gerade noch Neunter und musste sich mit dem UI-Cup begnügen. Mit mehreren Millionen Euro holte der Manager zu Saisonbeginn acht neue Spieler, der Erfolg blieb allerdings weiter aus.

Sowohl Strunz als auch Fach eckten mit ihrer ruppigen Art immer wieder an. Bei den Spielern war vor allem der Manager in die Kritik geraten, weil er Interna in die Öffentlichkeit getragen hatte.

Experiment gescheitert

Nach zuletzt acht Partien ohne Sieg zog der Aufsichtsrat nun die Konsequenzen. Weitere Kommentare verweigerte das Führungsgremium. Der Aufsichtsrat wird wissen warum, denn mit der Doppel-Entlassung musste auch die mit hochkarätigen VW-Managern besetzte Führungsspitze ihr Scheitern eingestehen. Das Experiment mit dem unerfahrenen Strunz ist gescheitert.

Der größte Automobil-Hersteller Europas wollte mit seinem Werksteam in die Champions League, schafft aber gerade einmal Mittelmaß in der nationalen Liga. Nur sechs Punkte trennen den Club von einem Abstiegsplatz. Mit Strunz wurde nach Vereinsangaben eine Aufhebung des Dienstvertrages mit sofortiger Wirkung vereinbart. Trainer Fach, der im Juni gekommen war, wurde freigestellt.

In der laufenden Saison ist Fach der achte Trainer der nach Klaus Augenthaler (Bayer Leverkusen), Wolfgang Wolf (1. FC Nürnberg), Ewald Lienen (Hannover 96), Michael Henke (1. FC Kaiserslautern), Norbert Meier (MSV Duisburg), Ralf Rangnick (Schalke 04) und Uwe Rappolder (1. FC Köln) vorzeitig seinen Stuhl räumt. Es war die 292. Trainerentlassung seit Gründung der Bundesliga 1963 und markiert zudem eine neue Bestmarke für eine Hinrunde. Der bisherige Rekord stammte aus der Saison 1983/84, als sechs Trainer noch vor der Winterpause ihre Koffer packen mussten.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: