VfB unterliegt Augsburg:Mit leeren Händen

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Ende einer sechswöchigen Durststrecke ohne Sieg: Mit seinem Treffer zum 2:1 festigte Raul Bobadilla (re.) den Europa-League-Rang des FC Augsburg. (Foto: Bernd Feil/M.i.S.)

Auch beim 1:2 in Augsburg ist zu erkennen, dass der VfB Stuttgart unter Trainer Huub Stevens im Abstiegskampf Fortschritte macht - nur gibt es dafür keine Punkte.

Von Kathrin Steinbichler, Augsburg

Nein, Tobias Werner konnte jetzt nicht. Und er wusste, Daniel Ginzcek konnte auch nicht. Nicht nach diesem Spiel, das beide so viel Kraft gekostet hatte. Werner, der Augsburger Torschütze zum 1:0, war danach ebenso wie Ginczek, der Stuttgarter Torschütze zum zwischenzeitlichen 1:1, für die Dopingprobe gelost worden. Doch so abgekämpft und müde, wie sie beide nach dem Schwaben-Derby waren, ging an diesem Abend einfach nichts voran. "Ich werd' mit dem Ginczek jetzt ein Wasser trinken", meinte Werner, bevor er zurückging in den Raum, wo am späten Abend noch immer die Dopingkontrolleure auf ihn und Ginczek warteten, "und dann sehen wir weiter." Über längerfristigere Ziele mochte an diesem Bundesligaabend ohnehin niemand sprechen.

Augsburg präsentiert sich als Meister der Effektivität

"Über Europa braucht ihr mit mir nicht mehr reden", meinte etwa Markus Weinzierl, der Trainer des FC Augsburg, denn "das Thema hat uns nicht gut getan." Seit Augsburg öffentlich das Ziel Europa ausgegeben hatte, war der Mannschaft nicht mehr viel gelungen. Noch auf dem Rasen hatte der 40-Jährige deshalb den ersten Sieg des FCA seit sechs Wochen mit einem Urschrei gefeiert. Anschließend konstatierte er so aufgeräumt wie erleichtert, dass der Erfolg "unheimlich wichtig war". Und zwar weniger für die Tabelle, wo Augsburg sich weiter in den Europa-League-Rängen festgebissen hat, als "für den Kopf". Denn "es nervt", meinte Weinzierl, "wenn du immer wieder darüber reden musst, warum du nicht gewinnst".

Seinem Kollegen Huub Stevens geht es da gerade nicht anders, allerdings wollte der Stuttgarter Trainer seine Genervtheit im Abstiegskampf erst gar nicht verbergen. Stevens, der routinierte Knurrer aus Kerkrade, bellte noch auf dem Platz das Schiedsrichtergespann an, dann biss der 61-Jährige in den Katakomben jedem Reporter die Frage weg, der es wagte, Stevens nach einer Meinung und nicht nach einem Fakt zu fragen. Die Fakten aber belegen für den VfB Stuttgart eine schwierige Situation fünf Spieltage vor dem Saisonende: Stevens' leidenschaftlich auftretende Mannschaft hatte mehr Ecken (6:2), mehr Flanken (19:7) und auch mehr Torschüsse (16:12) aufzuweisen als der Gegner - und doch stand am Ende die 15. Saisonniederlage und der Verbleib auf Abstiegsplatz 17.

"Unterm Strich sind wir ordentlich aufgetreten, umso bitterer ist es, dass wir mit leeren Händen nach Hause fahren", bemerkte Ginczek, der die frühe Führung des FCA durch Werner (7.) mit seinem fünften Treffer im vierten Spiel nacheinander beantwortet hatte (22.). Doch während der VfB in der Offensivbewegung ein eindrucksvoll schnelles und zielgerichtetes Spiel zeigte, bestrafte er sich in der Abwehrarbeit durch Nachlässigkeiten und Fehlerketten. Wie schon beim Augsburger 1:0 waren es auch beim 2:1-Siegtor von FCA-Stürmer Raul Bobadilla (73.) Unaufmerksamkeiten, die dem FCA erst den Raum für Aktionen und schließlich auch den Sieg brachten. "Wir hatten nicht viele Chancen, aber wir waren effektiv", brachte es FCA-Trainer Weinzierl auf den Punkt.

Von der Effektivität der bayerischen Schwaben hätten die Gäste aus dem württembergischen Schwaben gerne etwas ab. Seine Mannschaft habe "großartig gekämpft" und dabei "ganz und gar nicht" ausgesehen wie ein Absteiger, lobte Stevens. Nur das Ergebnis des ganzen Aufwands stimmt weiterhin nicht. "Die Jungs sind jung, da macht man Fehler", sagte er entschuldigend, "aber sie merken selbst, dass da etwas entsteht." Und wirklich: Teamgeist und ein kompaktes Umschaltspiel hat der Niederländer den Stuttgartern mitten im Abstiegskampf eingeimpft - das sind eindrucksvolle Belege dafür, dass die Spieler die Botschaften ihres Trainers hören. Kein Wunder, dass im Umfeld des VfB immer lauter gefragt wird, wer denn nach Saisonende den Kader anleitet.

Sportdirektor Robin Dutt hat dafür die immer selbe Antwort parat, auch in Augsburg spulte er sie ab: Stevens selbst wolle es so, dass sich alle ausschließlich auf den Klassenerhalt konzentrieren, erst dann wolle man über die Zukunft des Trainers reden. Und was will Stevens? Der wollte nicht über sich reden, sondern über das, was noch möglich ist für den VfB. "Wir haben verloren, aber wir haben noch nichts verspielt", betonte er. In den übrigen Spielen bekommt Stuttgart es noch mit der Tabellenkonkurrenz aus Freiburg, Hamburg und Paderborn zu tun. "Wir haben noch immer die Chance", sagte Stevens. Er knurrte dabei nicht.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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