Unterkünfte in Rio:Zum Einzug einen Kurzschluss

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Die Organisatoren haben erhebliche Mängel bei der Fertigstellung des Athletendorfes eingeräumt.

Die Organisatoren der Olympischen Spiele haben erhebliche Mängel bei der Fertigstellung des Athletendorfes eingeräumt. Die Probleme sollen nun bis zum Eintreffen der Mehrheit der über 10 000 Sportler in den kommenden Tagen behoben werden. Dazu seien sofort 500 Handwerker und Helfer bereitgestellt worden. "Arbeiter werden 24 Stunden am Tag arbeiten, bis die Probleme gelöst sind", hieß es in einer Stellungnahme. Doch die Mängelliste ist gewaltig.

"Blockierte Toiletten, undichte Rohre, freiliegende Stromkabel, dunkle Treppenaufgänge, wo kein Licht installiert wurde, verdreckte Böden, die eine intensive Reinigung erfordern", hatte Australiens Delegationschefin Kitty Chiller kurz nach dem ersten Besuch ihres Teams im Dorf aufgelistet. Die Konsequenz: Kein Mitglied des Teams zieht vorerst ein. Neben 410 Sportlern umfasst dieses rund 300 Delegationsmitglieder. Die ersten ankommenden Sportler werden nun in Hotels untergebracht, am Mittwoch will man überprüfen, ob die Mängel behoben wurden.

Für die Organisatoren der ersten Olympischen Spiele in Südamerika ist das ein weiterer Rückschlag, Bürgermeister Eduadro Paes versuchte, die Lage mit schrägem Humor zu überspielen. Er schlug vor, den Australiern Kängurus herzuschaffen, damit sie sich wohlfühlten. "Wir brauchen keine Kängurus, wir brauchen Klempner, um die Schwimmbäder in den Apartments zu beheben", ließ das Olympische Komitee Australiens daraufhin mitteilen. Die Australier sind nicht allein, auch Briten, Neuseeländer und Argentinier klagen über Mängel.

Das Fazit der Betroffenen war deutlich, die australische Delegation stufte viele Apartments als "unbewohnbar" ein. Am Sonntag hatte die Anlage mit 31 Hochhaustürmen ihre Pforten geöffnet, Samstagabend hatten die Australier bereits ihre Wohnungen inspiziert. Wasserhähne und Toilettenspülungen wurden dabei auf mehreren Etagen gleichzeitig bedient. "Wasser kam die Wände herunter, es gab einen starken Geruch von Gas in einigen Wohnungen und einen Kurzschluss".

Willkommen im olympischen Dorf: Tänzer begrüßen bei der Eröffnungszeremonie die ersten Gäste - von denen einige nicht gar so fröhlich wirkten. (Foto: Yasuyoshi Chiba/afp)

Das olympische Dorf sei weder sicher noch fertig, meint Chiller. Bis zu 500 Personen sollen das Dorf nun fit machen. In der Spitze werden im olympischen Dorf rund 18 000 Menschen wohnen - sie können schlecht in Hotels untergebracht werden, die sind rund um den Olympiapark fast komplett ausgebucht. Unter anderem die Delegationen der USA, Niederlande, Italien und Brasilien sollen sogar aus eigener Tasche Spezialtrupps bezahlt haben, um die Probleme zu lösen.

Das Athletendorf ist ein umstrittenes Projekt. Gebaut wurde die Anlage "Ilha Pura" ("Reine Insel") von dem Milliardär Carlos Carvalho, zusammen mit dem im Fokus eines Korruptionsskandals stehenden Baukonzern Odebrecht. Nun stellt sich die Frage, ob bei Bau und Einrichtung gepfuscht worden ist. Seit dem Einsturz eines für Olympia gebauten Küsten-Radwegs, bei dem zwei Männer starben, ist das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Olympia-Bauten gesunken. Seit einigen Monaten ist das Organisationskomitee für die Anlage zuständig. Die Außenbereiche mit den Swimmingpools, Grillplätzen und Radwegen sind schick, aber die Einrichtung ist karg. Die verantwortlichen Organisatoren stehen wegen der starken Rezession und einem engen Budget unter Spardruck. Wohnungen sind mit Billigbetten und Plastik-Kleiderschränken bestückt, bis kurz vor der Eröffnung wirkte vieles unfertig. Nach Ende der Olympischen Spiele soll das Dorf dann mit mehr Luxus aufgehübscht - und mit entsprechendem Gewinn weiterverkauft werden. Die Bauregeln beim olympischen Dorf, heißt es, seien zuvor so geändert worden, dass 17 Stockwerke hoch gebaut werden durfte - höher als in der Umgebung üblich. Die Bauherren hatten für die Wahlkampagne von Bürgermeister Paes gespendet, der weist alle Vorwürfe der Mauschelei zurück.

© SZ vom 26.07.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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