Tysons Comeback gegen Williams:Kampf dem Kuckuck

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Es ist seine wohl letzte Chance im Kampf um einen WM-Fight und vor allem gegen einen Schuldenberg von 38,4 Millionen Dollar. Nach 17 Monaten Pause kehrt Ex-Weltmeister Mike Tyson in der Nacht von Freitag auf Samstag in den Boxring zurück.

In Louisville im US-Bundesstaat Kentucky trifft der 38-Jährige auf den Briten Danny Williams. Sein langfristiges Ziel ist ein WM-Kampf gegen WBC-Champion Vitali Klitschko.

Danny Williams soll für Mike Tyson nur Aufbaugegener sein. (Foto: Foto: AP)

"Ich bin bereit und freue mich auf den Kampf gegen Williams. Ich befinde mich in der Form meines Lebens", tönt "Iron Mike" gewohnt angriffslustig. Doch die Zeiten, in denen er seine Gegner mit einem agressiven Wortschwall und dumpfen Drohungen schon vor der ersten Runde einschüchtern konnte, scheinen vorbei zu sein.

Zurückhaltend, fast schüchtern wirkt der einst mit 20 Jahren jüngste Schwergewichts-Weltmeister aller Zeiten vor dem Kampf. Mit seiner unrühmlichen Vergangenheit samt Strafvollzug, Schlägereien und dem Ohr-Biss 1997 gegen Evander Holyfield hat das Enfant terrible offenbar abgeschlossen. "Meine Zukunft sieht viel rosiger als meine Vergangenheit aus. Das Leben hat mir unbezahlbare Lehrstunden erteilt", sagt Tyson. "Manchmal habe ich mich wie ein Idiot verhalten."

Während seiner Karriere soll Tyson etwa 300 Millionen Dollar verschleudert haben, nun kämpft er um die Existenz. Ein New Yorker Konkursgericht hatte Ende Juni einen Tilgungsplan bewilligt, demzufolge der Ex-Champion in den kommenden zwei Jahren sieben Mal in den Ring steigen muss, um sich zu entschulden. Tysons Trainer Freddie Roach ist vom erfolgreichen Comeback seines Schützlings überzeugt. "Mike ist hart auf dem Boden der Realität aufgeschlagen. Das hat ihn aufgeweckt. Er konzentriert sich nun auf das, was er kann: Boxen."

Die nächsten Ziele hat der Coach bereits im Auge: "Die aktuellen Weltmeister kann ein diszipliniert trainierender Mike Tyson alle schlagen. Vitali Klitschko ist sein ultimatives Ziel. Aber wir brauchen noch ein paar Kämpfe." Auch der Ukrainer, der sich mit seinem Hamburger Promoter Klaus-Peter Kohl in einem Rechtsstreit über seine Vertragsdauer befindet, fiebert einem Duell mit Tyson entgegen: "Ich wollte schon immer gegen ihn kämpfen. Ich hoffe, dieser Traum wird sich bald erfüllen." Klitschko will noch in diesem Jahr wieder in den Ring steigen.

Williams, der von bisher 34 Kämpfen 31 gewann (26 durch K.o), gilt als idealer Aufbaugegner. Das Problem könnte Tysons mangelnde Kampfpraxis sein. In den vergangenen drei Jahren hatte er lediglich zwei Fights. Zum bislang letzten Mal stand er im Februar 2003 im Ring - aber nur 49 Sekunden, dann war Gegner Clifford Etienne ausgeknockt. Williams hofft dennoch auf seine Chance: "Tyson ist nur hier, um seine Rechnungen zu bezahlen. Ich will mir einen Namen machen."

© Süddeutsche Zeitung vom 30.7.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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