TSG Hoffenheim:Mutig nach Liverpool

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Hoffenheim besteht den ersten Stresstest in der Bundesliga und schlägt Bremen dank eines spät erarbeiteten Tores. Vor dem Rückspiel in der Qualifikation zur Champions League in Liverpool gibt sich Trainer Nagelsmann weiter selbstbewusst.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

Während seiner Zeit als Trainer des FSV Mainz 05 hat Jürgen Klopp einmal erklärt, Glück sei für ihn eine Überwindungsprämie, die man sich verdienen müsse. Klopp trainiert mittlerweile den FC Liverpool, aber er ist in diesen Tagen auch in Hoffenheim omnipräsent. So war das auch beim Ligaauftakt der TSG am Samstag gegen Werder Bremen, der zwischen den beiden ersten Europokalduellen der Klubgeschichte gegen Klopps Liverpool anstand. Stimmt Klopps Definition von Glück, dann verdienten sich die Badener den Erfolg: Das 1:0-Siegtor fiel zwar spät (84.) und etwas glücklich, aber selbst Werders Trainer Alexander Nouri erkannte den "nicht unverdienten Sieg" der TSG an. Hoffenheim spielte bis zum Abpfiff dominant, konzentriert und druckvoll.

Die TSG scheint die Weggänge von Rudy und Süle zu verkraften

Auch deshalb reist die TSG nun trotz der 1:2-Niederlage im Hinspiel nicht ohne Hoffnung an die Anfield Road, zum Playoff-Rückspiel in der Qualifikation für die Champions-League-Gruppenphase. Den ersten Stresstest in der Liga bestand die TSG beeindruckend. Dabei wirkte die Ausgangslage wie eine Blaupause für die kommende Saison: Werder verteidigte 90 Minuten lang tief in der eigenen Hälfte, so wie das künftig vermutlich viele Teams gegen die spielstarke Auswahl von Trainer Julian Nagelsmann tun werden. Aber die Hoffenheimer ließen Konter der Bremer nur in Spielhälfte eins zu. Im Geduldspiel im zweiten Abschnitt agierten sie nie hektisch.

Das einzige Manko ist derzeit die Chancenverwertung: Gegen Liverpool vergab Andrej Kramaric, diesmal Schütze des Siegtores durch einen abgefälschten Fernschuss, einen frühen Elfmeter kläglich, gegen Bremen ließ Kerem Demirbay eine frühe Großchance zur Führung ungenutzt. "Mit so einem Dosenöffner laufen Spiele vielleicht ein bisschen ruhiger und wir können uns das ein oder andere Korn sparen", sagte Kapitän Kevin Vogt.

Gegen Werder funktionierte es auch ohne Dosenöffner, was an der Qualität in der Breite des Kaders lag. In den bislang drei Pflichtspielen rotierte Nagelsmann 19 verschiedene Profis in die Startelf. Gegen Bremen schaute zum Beispiel Mittelstürmer Sandro Wagner auf der Tribüne zu, Adam Szalai stürmte. In Serge Gnabry und Kramaric wechselte der Trainer entscheidende Spieler ein. Nagelsmann sagte: "Es war mir und Manager Alexander Rosen wichtig, einen Kader hinzustellen, in dem es bei Wechseln keinen Abfall gibt." Bislang entstand der Eindruck, dass der Kader den Weggang von Taktgeber Sebastian Rudy fast besser kompensieren kann als den von Verteidiger Niklas Süle, beide wechselten zum FC Bayern. Ob Eugen Polanski im Pokal gegen Erfurt, Demirbay gegen Liverpool oder Dennis Geiger gegen Bremen - alle überzeugten auf der Sechserposition.

Dass seine Elf trotz der vielen Startelfwechsel selbstgewiss und dominant spielt, spricht durchaus für den Trainer. Entsprechend hält sich Nagelsmann vor dem Duell in Liverpool nicht unbedingt zurück: "Der Grobplan", sagte er lächelnd, "ist ein 2:0! 3:0 wäre schöner!"

© SZ vom 21.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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