TSG Hoffenheim:Bald in der Champions League

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Der Regionalligist Hoffenheim hat ehrgeizige Ziele und einen Visionär als Mäzen. Philipp Crone weiß zehn Gründe, warum der Verein bald in der Königsklasse spielt.

Dietmar Hopp, Sponsor mit dem Jugendtraum

Ein Fußball-Startup, das ist die Idee des Dietmar Hopp. Und die finanziert er als Mäzen. Das Unternehmen soll sich allerdings irgendwann selbst tragen, falls er einmal das Interesse daran verlieren sollte, sagt der 66-Jährige Milliardär. Was der studierte Nachrichtentechniker mit dem Softwarekonzern SAP geschafft hat, versucht er nun auch in anderen Bereichen: Etwa in der Biotechnologie, im Brauereigeschäft und im Sport.

Ein Existenzgründer braucht eine Geschäftsidee, eine Vision, und Startkapital. Die Idee: Mit ausgefuchstem Fachpersonal und gezielter Jugendförderung den Heimatverein in Liga eins zu hieven. Die Vision: Bundesliga-Lokalderby TSG - VfB, 30000 Zuschauer, ausverkauft. Die Jugend der Region ist begeistert und will Fußball spielen. Startkapital: reichlich.

Ralf Rangnick, Cheftrainer mit dem großen Namen

Etwas Einmaliges schaffen - ganz in Ruhe mit dem Personal seiner Wahl. Und dazu "mit Freiheiten, die ich noch nie hatte", sagt Rangnick. Der 48-Jährige hat schon alles erlebt. In seinem Heimatort begann die Trainerkarriere mit Viktoria Backnang und endete ganz oben - Championsleague mit Schalke. "Ich bin im Profifußball wahrscheinlich der einzige Trainer, der von der Bezirksliga bis zur Bundesliga alle Leistungsklassen trainiert hat."

Ein Durchmarschmärchen hat Rangnick schon geschafft: Der SSV Ulm stieg als Zweitliganeuling 2000 direkt weiter in Liga eins auf, allerdings ab der zweiten Saisonhälfte ohne Trainer Rangnick. Der war zu diesem Zeitpunkt schon vorzeitig zum VfB Stuttgart gewechselt. Jetzt will der Englischlehrer also mit Ansage zwei Klassen überspringen. Noch ein nahe liegender Grund für das Engagement in Hoffenheim: Von dort zu seiner Familie sind es nur 65 Kilometer.

Bernhard Peters, Sportdirektor mit den guten Ideen

Struktur und Einfälle - das sind die beiden Aufgaben des ehemaligen Hockey-Bundestrainers. Rangnick sagte in Hoffenheim zu, unter einer Bedingung: Er komme nur mit Peters zusammen. Der hatte es im Hockey geschafft, seine Mannschaft durch immer neue Ideen über Jahre in der Weltspitze zu halten. Diese Neuerungen bringt der 46-Jährige nun bei der TSG ein. Etwa eine individuelle Videoanalyse für einzelne Spieler: Pro Mann eine DVD mit den Spiel- und Trainingsszenen des Sportlers. Gute und schlechte, offensiv und defensiv. Lehrmaterial, um sich weiterzuentwickeln.

Peters soll außerdem eine Vereinsstruktur schaffen, in der die jungen Kickertalente möglichst gut gefördert werden können. Zum Beispiel mit dem so genannten Perspektivteam. Die drei bis vier besten Jugendtalente aus jedem Jahrgang kommen in diese Mannschaft. Sie werden regelmäßig von Rangnick trainiert und rund um ihre Schul- und Ausbildungssituation betreut.

Rainer Schrey, Athletiktrainer mit den noch besseren Fitnesswerten

Big Rainer is watching you. Der Herr über die weltweit neuesten Fitnessgeräte. Der Trainingswissenschaftler und Konditionstrainer kam vom Olympiastützpunkt in Frankfurt. Die GPS-Pulsuhren zeigen ihm genau an, wann welcher Spieler wo, wie lange und in welcher Geschwindigkeit gelaufen ist.

Im Kraftraum das gleiche Gläserner-Sportler-Bild: Jeder Spieler hat seinen eigenen Chip, der einem USB-Stick ähnelt. Vor den Übungen wird der Chip in das jeweilige Trainingsgerät eingesteckt. Er gibt die Übung vor und zeichnet die Anzahl der Wiederholungen samt Last auf. Die Spieler nehmen die Überwachung hin, denn die Ergebnisse stimmen, das merken sie auf dem Platz.

Jochen A. Rotthaus, Geschäftsführer mit Bundesligaerfahrung

Bis zum vergangenen Jahr im Sommer war Jochen A. Rotthaus beim VfB Stuttgart für Marketing zuständig. Jetzt ist er als Geschäftsführer der TSG Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH für den Stadionneubau, die Verwaltung, das Personal und Marketing verantwortlich.

Jan Schindelmeiser, Manager mit Bundesligaerfahrung

Der Manager der ersten Mannschaft der TSG Hoffenheim hat einige Stationen hinter sich. Nachdem er in Göttingen Sport studiert hatte, managte er den FC Augsburg, Tennis Borussia Berlin und Eintracht Braunschweig.

Francisco Copado, Spieler mit dem großen Namen

Mit "Paco" kam der Erfolg. Am sechsten Spieltag dieser Saison kickte er das erste Mal mit, bis dahin hatte Hoffenheim erst einmal gewonnen. Der 32-Jährige kam aus der ersten Liga, von Eintracht Frankfurt. "Das Projekt hat mir zugesagt", sagt der Stürmer. Er unterschrieb, obwohl er auch Angebote aus der Bundesliga und dem Ausland hatte. Zugesagt hat ihm auch der langfristige Vertrag bis 2010, und dass er seine "Erfahrungen an die junge Truppe weitergeben" kann.

In Hoffenheim sei er in der Mannschaftsstruktur weiter oben eingestiegen. Der Unterschied zur Bundesliga? "Die Professionalität ist die gleiche wie in der ersten Liga. Aber hier wird mehr, intensiver und länger trainiert." Sein Ziel: Aus bisher 45 Bundesligaspielen mindestens noch die 50 voll zu machen. Sechs Tore hat er in dieser Saison bisher dazu beigetragen.

Steffen Haas, Spieler mit Perspektive

Der 19-Jährige Mittelfeldspieler lernt gerade für das Abitur. "Ich spreche das immer mit dem Trainer ab, ob ich in die Schule gehen soll oder ins Training. Oft sagt er: Schule." Die kooperiert mit dem Verein und bietet sogar einen Fahrdienst zum Training für die jungen Spieler. Seit drei Jahren ist Haas in Hoffenheim. Nach einer Beratung mit Bernhard Peters hat er beschlossen, Sport fernzustudieren. Sein Ziel ist klar: In der TSG-Bundesligamannschaft zu spielen. Dafür studiert er seine Spielszenen auf DVD und bespricht sie mit dem Trainer.

Hans-Dieter Hermann, der Psychologe mit dem Lehrstuhl

Im Sommer wird er der zweite Professor für Sportpsychologie sein. An der FH in Erding bei München. Ein Prof mit jeder Menge praktischer Erfahrung: Deutsche Boxnationalmannschaft, österreichische Abfahrer, Fußballnationalmannschaft, Hockeynationalmannschaft und jede Menge Einzelathleten hat er schon betreut. Seit dieser Saison nun auch zweimal pro Woche die Spieler aus Hoffenheim.

Der Athletiktrainer trainiert die Muskeln, Ralf Rangnick den Umgang mit Ball und Taktik und Doktor Hans-Dieter Hermann die Psyche. Wenn alle anderen Mannschaften auch durchtrainiert sind, mit dem Ball umgehen können und die Taktik verinnerlicht haben, kann die mentale Stärke entscheidend sein. Deshalb gibt es Teambuilding-Maßnahmen mit der ganzen Mannschaft und individuelle Beratung einzelner Spieler.

Hoffenheim, Dorf mit weniger Einwohnern als sein Stadion fasst

Auf der sportlichen Landkarte rund um Hoffenheim findet man den Handballclub SG Kronau/Östringen, Pokalfinalist 2006, den Eishockeyclub Adler Mannheim, Pokalsieger 2007, (beide von Hopp unterstützt) und den Aufstiegskandidaten Karlsruher SC.

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