TSG gewinnt 1:0:Pointe beim Stresstest

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Abgefälscht, aber drin: Hoffenheims Andrej Kramaric jubelt über das 1:0 kurz vor Schluss. Den Spielern von Werder Bremen gefällt das nicht. (Foto: Daniel Roland/AFP)

Nach der Niederlage in der Champions-League-Qualifikation gelingt den Hoffenheimern durch Andrej Kramarics späten Treffer der Sieg gegen Bremen. Die Partie könnte der TSG als Blaupause für die Saison dienen.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

Julian Nagelsmann hatte die ersten Urteile direkt nach dem Abpfiff des 1:0-Sieges seiner TSG Hoffenheim zum Bundesligastart gegen Werder Bremen offenbar überflogen. Und diese gefielen dem Trainer der TSG Hoffenheim überhaupt nicht, er klagte: "Wenn dieser Sieg glücklich war, so wie ich es in einigen Meldungen lesen musste, dann fresse ich einen Besen." Es stimmt irgendwie beides: Der Sieg der Badener war hoch verdient, aber zustande kam er etwas glücklich. Nach einem Schuss des eingewechselten Andrej Kramaric fälschte Bremens Verteidiger Robert Bauer den Ball unhaltbar für Torwart Jiri Pavlenka ins eigene Tor ab (84.). Es war der späte Lohn für die Hoffenheimer, die gegen einen tief in der eigenen Hälfte verteidigenden Gegner den Druck bis zum Schluss hoch hielten.

Der Auftakt in die Liga lief also erfolgreich. Er ist daher ein gelungenes Zwischenspiel zwischen den Duellen gegen den FC Liverpool in den Qualifikations-Playoffs zur Gruppenphase der Champions-League. Vergangenen Dienstag hatte die TSG eine 1:2-Heimniederlage gegen das Team des deutschen Trainers Jürgen Klopp einstecken müssen. Der gute Auftritt aber im ersten Europapokalspiel der Vereinsgeschichte und der Erfolg gegen Bremen in der Liga nähren die Hoffnung auf eine Wende am Mittwoch an der Anfield Road.

Und es war eine Pointe, dass in Kramaric gegen Bremen jener Spieler zum Matchwinner wurde, der gegen Liverpool noch in einer entscheidenden Situation versagt hatte. Hätte der kroatische Nationalspieler beim Stand von 0:0 einen Elfmeter zur Führung genutzt (12.), statt diesen zu vergeben - wer weiß, wie die Begegnung ausgegangen wäre. Nun gab Kramaric zu: "Nach diesem Elfmeter war es wichtig, jetzt zu treffen." Ihm schwant nicht nur wegen der hohen Belastung in drei Wettbewerben (sollte die TSG gegen Liverpool nicht weiterkommen, nimmt sie an der Europa-League-Gruppenphase teil): "Das wird eine härtere Saison wie die letzte, weil alle Mannschaften noch motivierter gegen uns sein werden."

Nagelsmann baute seine Elf auf sechs Positionen um

Der Stresstest gegen Bremen bereitete die Hoffenheimer auf eine Herausforderung vor, die sie in dieser Saison häufiger erwarten wird: tief stehende Gegner, die auf Konter lauern. Bremen verengte die Räume, hatte in der ersten Halbzeit gute Kontermöglichkeiten, aber in der zweiten Hälfte nicht mehr die Kraft, sich vom unermüdlichen Druck zu befreien. Selbst Werders Trainer Alexander Nouri konstatierte: "Der Sieg der Hoffenheimer war nicht unverdient."

TSG-Trainer Julian Nagelsmann gewann trotz des frühen Saisonzeitpunktes schon eine wichtige Erkenntnis. "Die Bedeutung der ersten Torchance ist extrem hoch, weil ein frühes Tor die Spielweise des Gegners verändern kann." Aber weder gegen Liverpool noch gegen Bremen gelang es seiner Elf, die erste Tormöglichkeit zu verwerten. Gegen Bremen vergab Kerem Demirbay nach fünf Minuten die große Gelegenheit zur frühen Führung. Nagelsmann baute seine Anfangsformation im Vergleich zum Liverpool-Spiel auf sechs Positionen um. Er verzichtete auf den Mittelstürmer Sandro Wagner (Tribüne), Serge Gnabry und Kramaric saßen zu Beginn auf der Bank, während auf dem Rasen Adam Szalai und Mark Uth wirbelten.

Manager Rosen schwärmte: "Es ist ein schönes Gefühl, wenn du als Hoffenheim Spieler wie Gnabry und Kramaric einwechseln kannst." Mit dem U21-Europameister und dem Kroaten erhöhte die TSG den Druck. Die Alternativen im Kader blieben auch groß, wenn U21-Europameister Jeremy Toljan doch noch nach Dortmund verkauft werden würde. Denn in der Defensive überzeugte ein 19-Jähriger bei seinem Bundesliga-Debüt: Dennis Geiger aus dem eigenen Nachwuchs spielte "fast schon routiniert", bemerkte Kapitän Kevin Vogt. Eine Routine, die es in der ganzen Mannschaft brauchen wird, wenn sie am Mittwoch ihre Premiere in einem Auswärtsspiel auf europäischer Bühne geben wird.

© SZ vom 20.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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