Tour de France - Etappe 9:Weinender Winokurow

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Juan Soler gewinnt die neunte Etappe. Andreas Klöden erhält von seiner Mannschaft freie Fahrt, weil Alexandre Winokurow deutlich zurückfällt.

Mit Tränen in den Augen hat Topfavorit Alexander Winokurow die Königs-Etappe der 94. Tour de France als Großer Verlierer beendet und das Kapitänsamt beim Astana-Team auf der letzten Alpen-Passage wohl an seinen "Adjudant" Andreas Klöden verloren. Auf der Kletterpartie mit zwei Bergpreisen der höchsten Kategorie kam Klöden beim Tagessieg des Außenseiters Mauricio Soler (Barloworld) mit 46 Sekunden Rückstand hinter dem Kolumbianer, aber auf dem neunten Platz 2:38 Minuten vor Winokurow (20.) an.

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Damit dürfte im Astana-Team die Frage nach dem Kapitän zugunsten Klödens geklärt sein. "Ich habe heute sehr gelitten", war Klödens Kurzkommentar.

Der letztjährige Tour-Dritte erreichte direkt hinter dem zeitgleichen Kim Kirchen vom T-Mobile Team und dem Gelben Trikot des sechstplatzierten Dänen Michael Rasmussen (42 Sekunden) Briancon. Kirchen hielt die Farben des Bonner Rennstalls hoch, nachdem der am Samstag mit seinem Sieg in Le Grand-Bornand für einen Tag ins Gelbe Trikot gefahrene Shootingstar Linus Gerdemann (40.) im Alpen-Finale nicht mithalten konnte.

Der 24-jährige Westfale hatte im Ziel 6:44 Minuten Rückstand, damit verlor er auch das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers. "Ich habe heute meine Beine gespürt. Jetzt muss ich wohl den Strapazen vom Samstag Rechnung tragen", sagte Gerdemann. In der Gesamtwertung verteidigte Rasmussen die Führung mit 2:35 Minuten Vorsprung vor dem Spanier Alejandro Valverde (Epargne) erfolgreich. Klöden ist 3:50 Minuten zurück Achter, Kirchen (5:06) Zehnter. Gerdemann (6:45) fiel vom zweiten auf den 21. Rang zurück.

Das Ziel nach 159,5 km zwischen Val d'Isere und Briancon hatte Soler im Alleingang erreicht. Nach den letzten 700 m mit 13 Prozent Steigung distanzierte der Südamerikaner nach 4:14:24 Stunden (38,92 km/h) Valvere und den Australier Cadel Evans (Lotto) um 38 Sekunden. Auch bei Kirchens Erfolg blieb das T-Mobile-Team weiter vom Pech verfolgt. Rund 112 km vor dem Ziel konnte Marcus Burghardt einem streunenden Hund nicht ausweichen. Der Sieger des Halbklassikers Gent-Wevelgem fuhr den Labrador an und stürzte über den Fahrerlenker, blieb aber unverletzt. Am Sonntag waren seine Teamkollegen Michael Rogers und Patrik Sinkewitz nach Stürzen im Krankenhaus gelandet, Youngster Mark Cavendish hatte mit Blessuren aufgeben müssen.

Die ersten Akzente zum Auftakt der letzten Alpenetappe hatte Jaroslaw Popowytsch (Discovery) schon früh gesetzt. Der frühere Gewinner des Weißen Trikots hatte sich vom Start weg nach vorne orientiert und den Aufstieg zum 2770 m hohen Col d'Iseran in Angriff genommen.

Dem Russen schlossen sich auf dem Weg zur höchsten befahrbaren Passstraße Europas neun Begleiter an, den Gipfel erreichte Popowytsch als Erster vor dem Franzosen Laurent Lefevre (Bouygues) und Soler.

Bei der Abfahrt in Richtung Südalpen fuhr Popowytsch mit fünf Begleitern rund drei Minuten Vorsprung vor den Verfolgern heraus. Das Finale wurde am gefürchteten Col du Telegraph eingeleitet. Den Bergpreis in 1556 m Höhe entschied der Spanier Mikal Astarloza (Euskatel) vor Popowytsch für sich.

In der Spitzengruppe machte sich danach auch Soler hinauf zum Col du Galibier. Beim Aufstieg zu dem 2642 m hohen Bergriesen 37 km vor dem Ziel an der Zitadelle der alten Festungsstadt Briancon waren Klöden und Kirchen mit Rasmussen in der ersten Verfolgergruppe, während Winokurow abgehängt wurde. Nach dem Gipfelsturm führte Soler die Spitzengruppe vor Popowytsch hinab ins Ziel. Vor den letzten fünf Kilometern schloss die Gruppe mit Klöden, Rasmussen und Kirchen auf.

Nach den Bergstrapazen fährt die Tour-Karawane am Mittwoch auf der mit 229,5 km zweitlängsten Etappe zum Mittelmeer. Das 10. Teilstück über meist flacherem Terrain beginnt in Tallard im Durame-Tal und endet nach je 2 Bergpreisen der 3. und 4. Kategorie am Fußballstadion des achtmaligen Meisters Olympique Marseille.

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