Theo Zwanziger wird 60:Vom Kronprinzen zum Krisenmanager

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Er stand beim DFB immer im Hintergrund, war Beauftragter für Integration und später Schatzmeister. Im vergangenen Jahr wurde er Chef - doch kaum einer kennt die zweite Doppelspitze neben dem schillernden MV.

Wenn Theo Zwanziger am Montag seinen 60. Geburtstag feiert, gönnt sich der innerhalb eines turbulenten Jahres vom Kronprinzen zum Geschäftsführenden DFB-Präsidenten und Krisenmanager des deutschen Fußballs aufgestiegene Jubilar einen Moment der Ruhe.

Er wird sein Handy für einen Tag ausschalten, dann geht der Stress für Theo Zwanziger weiter. (Foto: Foto: AP)

"Ich nehme mir die Zeit, um gemeinsam mit meiner Familie und den engsten Freunden einen schönen Tag an der Mosel zu verbringen. Das Handy wird aus und ich nicht erreichbar sein", sagte Zwanziger in einem dpa-Gespräch.

Normalerweise wird das Leben des am 6. Juni 1945 in dem 2500-Seelen-Ort Altendiez am Fuße des Westerwaldes geborenen Zwanzigers fast rund um die Uhr vom Fußball bestimmt.

Zwanziger ist ein Teamspieler

Denn das Spiel mit dem runden Leder ist für ihn mehr als nur die schönste Nebensache der Welt. Zwanziger: "Ich will den Fußball nicht überhöhen, aber er leistet einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft.

Ich wünsche mir, dass er auch künftig Erziehung und Bildung vermitteln sowie seine Bedeutung in Deutschland behaupten und ausbauen kann."

Obwohl er an den Schalthebeln der Macht sitzt, steht für ihn stets die Sache und nicht der eigene Vorteil im Vordergrund. Zwanziger ist ein Teamspieler, die Art eines "Sonnenkönigs" ist ihm fremd und zuwider.

"Es geht um das Ansehen eines wunderbaren Verbandes, der für mehr als sechs Millionen Mitglieder da zu sein hat", lautet sein Leitmotiv, dem er in seiner Führungsrolle bislang treu geblieben ist.

Als Herausforderer von DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder war der promovierte Jurist, der im Hintergrund stets loyale Dienste geleistet hatte, im Sommer 2004 ins Rampenlicht getreten. Seit der Inthronisierung der Doppelspitze auf dem DFB-Bundestag im Oktober bestimmt maßgeblich er die Geschicke des Verbandes.

"Es war ein abwechslungsreiches, mit viel Verantwortung verbundenes Jahr. Aber in meinem Leben hat es immer spannende und aufregende Dinge gegeben. Ich bin kein beschaulicher Typ, sondern brauche Aktivität", bilanzierte Zwanziger, der seit Jahren in den wichtigsten Gremien des deutschen Fußballs vertreten ist.

Den in dieser Zeit erworbenen Ruf eines entscheidungsfreudigen und zuverlässigen Fachmannes bestätigte er auch in der Manipulationsaffäre um den ehemaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer.

Mit seinem erfolgreichen Krisenmanagement sorgte er für eine zügige Aufarbeitung des Skandals und profilierte sich als Chef des Deutschen Fußball-Bundes. Nebenbei gewann Zwanziger, der stets als Interessenvertreter der Amateurvereine galt, auch das Vertrauen der Proficlubs.

Seine berufliche Laufbahn hatte er 1965 als Steuerinspektor begonnen, später war er Dezernent der Kreisverwaltung Montabaur, Verwaltungsrichter und Regierungspräsident in Koblenz. 1991 gründete Zwanziger eine Anwaltskanzlei in Thüringen und später in Altendiez. Seit 1992 ist er Mitglied im DFB-Vorstand, wo er zunächst die Aufgabe des Sonderbeauftragten für soziale Integration übernahm. Von 2001 bis zum Herbst 2004 zeichnete er als Schatzmeister für die DFB-Finanzen verantwortlich.

Confederations-Cup soll gewonnen werden

In der vierköpfigen Spitze des Komitees für die WM 2006 ist Zwanziger für Finanzen, Personal und Recht zuständig. Die Weltmeisterschaft im eigenen Land begreift er als große Chance über den Fußball hinaus.

"Ich wünsche mir, dass die WM weitere Anerkennung bringt für uns als aufgeklärte Nation, die mit anderen Völkern fern nationalistischer Tendenzen friedlich in einer Staatengemeinschaft zusammen lebt", sagte Zwanziger. Und natürlich soll das Team von Jürgen Klinsmann vor heimischer Kulisse sportlich für Furore sorgen.

Dies möglichst schon beim Confederations Cup vom 15. bis 29. Juni, dessen Gewinn für Zwanziger ein schönes, nachträgliches Geburtstagsgeschenk wäre.

"Ich denke, dass Team wird zeigen, dass es für die WM gut gerüstet ist. Das wäre wichtig, damit der Glaube der Fans da ist", sagte der Geschäftsführende DFB-Präsident, der vom Verband am kommenden Mittwoch im Rahmen einer Feierstunde am Rande des Länderspiels der DFB-Auswahl gegen Russland in Mönchengladbach geehrt wird. Am 11. Juni folgt eine große Privat-Party, ehe sich Zwanziger erneut in die Arbeit stürzt: "Dann wende ich mich wieder dem Tagesgeschäft zu."

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