Tennis:Rafael Nadal: Sieg mit Perspektive

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Durch seinen Erfolg gegen Roger Federer in Monte Carlo nährt Rafael Nadal den Verdacht, auf Sand unbezwingbar zu sein.

Wenn es ihm nur um die Zahlen ging, müsste sich Roger Federer keine großen Gedanken machen. Der Tennisprofi aus der Schweiz bekam zum Wochenstart 350 Punkte auf sein Weltranglistenkonto gutgeschrieben, Rafael Nadal aus Spanien, Federers Gegner im Finale von Monte Carlo, nur 200.

Unbezwingbar auf Sand? Rafael Nadal (Foto: Foto: AP)

Federer war 2005 bei dem Masters-Turnier schon im Viertelfinale gescheitert, Nadal hatte damals gewonnen - deshalb nun die unterschiedliche Bonifikation. Damit habe Federer seinen "beruhigenden Vorsprung" auf Nadal "ausgebaut", rechnete der sid vor, und das, obwohl Federer gegen den Spanier verlor: 2:6, 7:6, 3:6, 6:7, in einem sehenswerten, fast vierstündigen Sandplatzkrimi.

Aber Roger Federer geht es natürlich nicht mehr um die Zahlen, dafür steht er schon zu lange an der Spitze der internationalen Tennisszene. Es geht ihm um die Perspektive.

Um die Frage also, ob er auch weiterhin der unumstrittene, alles dominierende Branchenprimus sein wird oder nicht. Und da hat Roger Federer, 24, geboren in Basel, wohnhaft in Oberwil, Gewinner von sieben Grand-Slam-Turnieren, allen Grund zur Beunruhigung.

35 Spiele hat Federer in dieser Saison bestritten. Nur zwei davon hat er verloren - beide gegen Nadal. Im Februar auf dem Hartplatz in Dubai, und nun also in Monte Carlo auf Sand. Damit ist Nadal der einzige Top-Spieler, gegen den Federer eine negative Bilanz aufweist.

1:4 steht es inzwischen. Auf Sand hat Federer den Spanier noch nie bezwingen können, und das ist wohl die wesentliche Botschaft, wenn es um die Perspektive geht. "Es war ein tolles Turnier für mich", sagte Federer, "aber auf Sand muss ich mich wohl noch etwas verbessern."

Für Nadal, den erst 19-jährigen Sandplatzwühler aus Mallorca, bedeuten Zahlen noch etwas mehr. Deshalb notierte er mit Interesse seinen 42. Sieg auf der roten Asche - in Serie! Dieser Wert taugt als Grundlage für einen Mythos der Unbezwingbarkeit auf seinem Lieblingsbelag, wo er seine Gegner hin und her jagen kann mit einer selten erlebten Intensität.

So wie im vergangenen Jahr in Paris, als Nadal gleich bei seinem Debüt die French Open gewann, nach einem rasanten Halbfinalsieg gegen Federer. Die French Open sind der einzige Grand-Slam-Titel, der Roger Federer noch fehlt in seiner glanzvollen Karriere, der letzte Mosaikstein zum kompletten Profi.

In diesem Jahr findet das Finale von Roland Garros am 11. Juni statt. Viel spricht dafür, dass sich die beiden dort wiedersehen. Federer, der Rechtshänder, der Virtuose in Weiß, der Spieler mit den größten Variationsmöglichkeiten.

Und Nadal, der flinke, druckvolle Linkshänder im grünen Muskelshirt. 2005 hatte Federer gesagt: "Dass Nadal in Paris gewonnen hat, ist gut fürs Tennis - so ist genügend Pfeffer drin für Geschichten." So langsam dürfte es dem Schweizer allerdings dämmern, dass er in diesen Geschichten immer die gleiche Rolle spielt.

© SZ vom 25.4.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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