Tennis: Frauen:Nächste Chance ausgelassen

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Die nächste vergebene Chance: Wie in Paris versäumte es Simona Halep auch in Wimbledon, auf den ersten Weltranglisten-Platz vorzustoßen. (Foto: Tim Ireland/AP)

Durch eine knappe Niederlage gegen die Britin Johanna Konta verpasst Simona Halep das Halbfinale von Wimbledon und die Nummer eins. Diese geht jetzt an Karolina Pliskova - obwohl die Slowakin schon in Runde zwei ausschied.

Von Barbara Klimke, London

Johanna Konta ist zwar in Sydney geboren, aber die oberste Maxime britischer Lebensart hat die beste Tennisspielerin der britischen Inseln verinnerlicht: ruhig bleiben. Weitermachen. Am Dienstag besiegte Konta, 26, im Viertelfinale des Turniers von Wimbledon die Rumänin Simona Halep 6:7 (2), 7:6 (5) und 6:4. Damit steht fest, dass sie als erste Britin seit 1978 im Halbfinale der Championships steht. Sie folgt damit Virgina Wade nach, die vor 40 Jahren das Turnier gewann und die am Dienstag applaudierend in der Royal Box auf dem Centre Court saß.

Im Unterschied zu ihren Landsleuten, die den Sieg im Stadion unter dem erstmals bei diesem Turnier geschlossenen Regendach frenetisch bejubelten, behielt Johanna Konta die Contenance, als sie nach dem Matchball vor die Kameras trat: "Ich finde das alles surreal", sagte sie, "im Tennis geht alles so schnell." Erst einmal, 2016, hatte sie im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers bei den Australian Open gestanden. Nun kann es das Mutterland des Rasentennis kaum erwarten, dass vier Jahrzehnte nach Virgina Wades Finaltriumph 1977 (gegen Betty Stöve) erneut eine Britin die Venus-Rosewater-Schale am Samstag in Empfang nimmt. Konta, die sich auf dem Platz selten zu hitzigen Aktionen hinreißen lässt, will sich bis zum nächsten Match am Donnerstag von der Aufregung nicht anstecken lassen. "Ich bin ja vom Naturell her eher prozessorientiert", sagte sie. "Ich werde mich in Ruhe auf das nächste Spiel vorbereiten."

Ihr kleiner Triumph indes hat ihre Gegnerin aller Hoffnungen beraubt: Simona Halep, die aktuelle Nummer zwei der Tenniswelt, wird nach dieser Niederlage nicht, wie allgemein erwartet, am kommenden Montag die Spitzenposition im Ranking übernehmen. Nutznießerin ist stattdessen die Tschechin Karolina Pliskova - obwohl sie seit ihrer Zweitrunden-Niederlage vergangene Woche im All England Club gar nicht mehr mitspielt. Angelique Kerber, die das Ranking zuletzt angeführt hatte, aber im Achtelfinale ausschied, rutscht dann auf Position drei oder vier ab.

Johanna Konta trifft nun auf eine Gegnerin, vor deren Lebensleistung sie enormen Respekt hat, wie sie sagte: Venus Williams, 37, die fünfmalige Wimbledon-Siegerin, setzte sich am Dienstag im Viertelfinale gegen die diesjährige French-Open-Siegerin Jelena Ostapenko durch. Die junge Lettin, 17 Jahre jünger als ihre Kontrahentin, durfte das erste Mal auf dem Centre Court antreten. Und maß sich auch erstmals an einer Akteurin, die sie nur von Ferne und vom Hörensagen kannte. "Sie hat hervorragend gespielt - und ich weniger", musste Ostapenko einräumen, als sie 3:6, 5:7 gescheitert war. Vor allem mit dem Aufschlag ihrer Gegnerin, die in Wimbledon ihr 100. Match bestritt und acht Asse schlug, kam sie nicht klar. Venus Williams hat nun die Chance, ihren sechsten Titel, ihren ersten seit 2008, zu gewinnen. Ihre Schwester Serena, Titelverteidigerin, fehlt in diesem Jahr wegen ihrer Schwangerschaft.

Im zweiten Halbfinale trifft die Slowakin Magdalena Rybarikova auf die Spanierin Garbiñe Muguruza, die bereits 2015 Finalistin in Wimbledon war. Muguruza hatte am Montag Angelique Kerbers Finalträume beendet. Sie zeigte sich erneut in bestechender Form, als sie die hoch eingeschätzte Russin Swetlana Kusnezowa 6:3, 6:4 bezwang.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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