Tennis: Deutsche Profis:Serie ausgebaut

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Angekommen: Julia Görges, 29, ist Mitglied der Top Ten. (Foto: Dean Lewins/dpa)

Julia Görges und Mona Barthel erreichen in Melbourne die zweite Runde. Görges gelingt dabei schon der 15. Erfolg hintereinander.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Julia Görges lächelte. "Nein", sagte sie, "es fühlt sich wie eine neue Saison an." Sie habe ja freie Tage gehabt, sie habe sich dann neu vorbereitet, daher sei es jetzt, in 2018, "eine komplett andere Situation". Umso glücklicher sei sie, dass sie die Saison so beginnen konnte, "wie ich es gerade tue". Das alles waren absolut nachvollziehbare Gedankengänge, nur beinhalteten sie einen kleinen Fehler. Das Ende von 2017 und der Anfang von 2018 haben bei Görges durchaus etwas miteinander zu tun. An diesem Montagmittag hatte die 29-Jährige ihre erste Runde bei den Australian Open gewonnen, mit 6:4, 6:4 gegen die Amerikanerin Sofia Kenin, 19. Es war der 15. Matcherfolg hintereinander, so eine Strecke kann derzeit keine andere Frau aufbieten. Zum Saisonabschluss hatte Görges in Moskau und dann gar bei der B-WM in Zhuhai gesiegt, Anfang Januar auch in Auckland. In Melbourne siegt die Weltranglisten-Zwölfte einfach weiter. Dabei war ihre erste Aufgabe nicht leicht.

Kenin ist ein aufstrebendes Talent, mutig, kraftvoll, aber in diesen 1:19 Stunden zeigte Görges, dass ihr hohes Niveau, das sie sich erarbeitet hat, gefestigt ist. Ein, zwei kritische Momente hatte sie schnell im Griff, wenn Kenin zu frech wurde, kam der Konter, wobei sich Görges speziell auf ihren Aufschlag verlassen konnte. 14 Asse schlug sie, holte insgesamt 29 von 32 Punkten, wenn der erste Aufschlag im Feld war, "ich schlug stark auf", wusste sie. Nicht nur die Härte war dabei ausschlaggebend, sie variierte die Technik. Die Folge: "Sie konnte sich nicht auf mich einstellen." Ihre stark verbesserte Fitness ist einer der Hauptgründe für die Erfolgsphase. Sie ist die Basis, um das offensive Spiel durchzuziehen. Aber Görges' taktische Fähigkeiten sind ebenfalls zu einem Trumpf geworden. In die zweite Runde geht sie wieder als Favoritin, alle fünf Duelle mit der Französin Alizé Cornet hat Görges gewonnen.

Ebenfalls einen erfreulichen Start verbuchte Mona Barthel, die im vergangenen Jahr nach schwerer Krankheit bis ins Achtelfinale in Melbourne gelangt war. Die 27-Jährige, aktuell 53. der Weltrangliste, bezwang die Rumänin Monica Niculescu mit 6:4, 7:5. Einen bemerkenswerten Erfolg erzielte Belinda Bencic, die Schweizerin besiegte die letztjährige Finalistin Venus Williams aus den USA mit 6:3, 7:5. Ausgeschieden sind auf deutscher Seite Dustin Brown (4:6, 3:6, 6:4, 7:6 (4), 1:6 gegen den Portugiesen Joao Sousa) - und Philipp Kohlschreiber, der in einem höchst merkwürdigen Match dem Japanar Yoshihito Nishioka mit 3:6, 6:2, 0:6, 6:1, 2:6 unterlag. Danach gestand Kohlschreiber, dass er "energielos" gewesen sei, eine Erkältung plage ihn noch. Auch habe er zuletzt Probleme mit der Schulter gehabt. Sein Befinden hat Auswirkungen auf das nach den Australian Open anstehende Davis-Cup-Duell, Anfang Februar in Brisbane gegen Australien. "In dieser Verfassung würde er uns nicht helfen können", erklärte am Montagabend Teamchef Michael Kohlmann. Kohlschreiber flog rasch zurück nach Deutschland fliegen. Für die DTB-Mannschaft werden nun Alexander und Mischa Zverev, Jan-Lennard Struff, Peter Gojowczyk und Tim Pütz als Doppelspezialist mit hoher Wahrscheinlichkeit nominiert.

Ein anderer Deutscher hatte kein Glück bei seinem Debüt als beratender Tenniscoach: Tommy Haas' Schützling Lucas Pouille (Nr. 18) verlor überraschend gegen den belgischen Qualifikanten Ruben Bemelmans 4:6, 4:6, 7:6 (4), 6:7 (6).

© SZ vom 16.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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