Syrien scheitert in Australien:Vereint verloren

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Trauer nach Schlusspfiff: Der Australier Trent Sainsbury of Australia (l.) versucht, den Syrer Jehad Al Baour (am Boden) nach Spielende zu trösten. (Foto: William West/AFP)

Syriens Traum von der WM-Teilnahme in Russland ist geplatzt. Das Team verlor in Australien 1:2 - durch Cahills Tor in der Nachspielzeit.

Von Paul-Anton Krüger

Diese Geschichte darf mit einem Rückblick beginnen: Es war ein Tor in der Nachspielzeit, das Hunderttausende Syrer vor vier Wochen jubeln ließ, egal ob in den Gebieten des Regimes von Präsident Baschar al-Assad oder jenen der Rebellen. Beim Fußball hört die Politik in Syrien nicht auf, aber der Fußball hätte das vom Bürgerkrieg zerrissene Land vielleicht doch wieder ein bisschen einen können. Mehrere Spieler, die der Opposition nahestehen, waren in das Team zurückgekehrt, nachdem sich abzeichnete, dass es eine realistische Chance gab, sich für die Fußball-WM 2018 zu qualifizieren - es wäre die erste WM-Teilnahme des Landes gewesen.

Deshalb noch mal der Blick in den September, noch mal dieses 2:2 in der 93. Minute, gegen Iran in Teheran. Damit lebte der Traum vom Turnier in Russland weiter - auch das wäre politisch mit einiger Symbolik beladen gewesen. Die direkte Qualifikation hatte Syrien verpasst, aber zumindest den Weg in die Playoffs geschafft. Doch in der Nacht zum Dienstag endete der Traum nun mit einer 1:2 (1:1, 1:1)-Niederlage nach Verlängerung gegen Australien.

Im Hinspiel, ausgetragen in Malaysia, hatte sich Syrien ein 1:1 erkämpft; in Damaskus wird nicht gespielt, aus Sicherheitsgründen; den Ausgleich erzielte Omar al-Soma (85.). Das Rückspiel in Sidney begann ebenfalls verheißungsvoll. Wieder traf al-Soma, derzeit als Stürmer in der saudischen Liga bei Al-Ahli unter Vertrag, er erzielte das 1:0 (6.). Al-Soma stammt aus Deir al-Sour, jener Stadt im Nordosten Syriens, die erst kürzlich nach drei Jahren von der Belagerung durch die Terrormiliz Islamischer Staat befreit wurde - und in der zuvor das Regime Proteste mit Panzern niedergeschlagen hatte. Auch Al-Soma hat mal die Opposition unterstützt, genauso wie Sturmpartner Firas al-Khatib.

Sie gingen ins Ausland, verdienten gutes Geld, aber liefen nicht mehr für Syrien auf. Fünf Jahre lang. Als sich die Chance für die Qualifikation bot, hörten sie auf den Ruf des Verbandes. In Syrien zeichnet sich seit einiger Zeit ab, dass Baschar al-Assad an der Macht bleiben wird. Überzeugte Oppositionelle warfen den Spielern Opportunismus vor, aber auch viele Syrer, die keine Sympathien fürs Regime hegen, jubelten ihnen zu.

Am Ende hat es nicht gereicht. Australiens Kapitän Tim Cahill glich in der 13. Minute aus. Das Spiel ging in die Verlängerung. In der 94. Minute sah Mahmoud al-Mawas nach einem Foul an Robbie Kruse die gelb-rote Karte, von dieser Schwächung erholte sich Syrien nicht mehr. In der 109. Minute war es erneut Cahill, der nach Flanke von Kruse für Australien traf. In der Nachspielzeit der Verlängerung hatte Omar al-Soma den Ausgleich auf dem Fuß. Freistoß. Er traf den Pfosten.

© SZ vom 11.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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