Stuttgarter 5:1-Kantersieg:Wie mit zwei Mann mehr

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Der VfB lässt schwachen Hoffenheimern keine Chance und macht zwei Niederlagen vergessen. Während die Stuttgarter Formkurve wieder steil nach oben zeigt, wirkt der Trainer der Gäste geschockt.

Von Christoph Ruf, Stuttgart

Die Wahl des Titelbildes schien den Machern der Stuttgarter Stadionzeitung auf den ersten Blick diesmal nicht ganz so gut gelungen zu sein. Timo Werner, dem Titelstory und Cover gewidmet waren, saß zur allgemeinen Überraschung nämlich zunächst auf der Bank - eine von zwei Änderungen im Vergleich zur 0:4-Niederlage am vergangenen Mittwoch in Mönchengladbach.

Letztlich wirkten die Vereinsredakteure allerdings genauso gut vorbereitet wie die Kicker auf dem Rasen. Besagter Werner war es schließlich, der den fünften und letzten Treffer zu einem Stuttgarter Sieg beitrug. Hoffenheim spielte beim 1:5 regelrecht katastrophal, vor allem in der Defensive. "Wenn man Stuttgart den Ball abluchsen will, muss man fit und frisch sein", sagte TSG-Verteidiger Niklas Süle: "Das war heute keiner von uns."

Es wirkt, als spiele der VfB mit zwei Mann mehr

Auch deshalb führte der VfB bereits nach sechs Minuten. Nach einem Schuss von Lukas Rupp, den TSG-Keeper Oliver Baumann nur abklatschen ließ, grätschte Georg Niedermeier den Ball über die Linie - die Hoffenheimer Defensive schien erst zu bemerken, was passierte, als der Ball bereits im Netz lag. Auch danach hatten die 47 677 Zuschauer den Eindruck, als spiele der VfB mit zwei Mann mehr als erlaubt.

Küsschen vom Maskottchen: Filip Kostic wird nach dem vierten Tor gegen Hoffenheim abgebusselt. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Hoffenheim, das mit einem 3-5-2-System begann, konnte sich kaum einmal gegen eine Stuttgarter Mannschaft befreien, die so gut wie jeden Zweikampf gewann und immer wieder fast ungestört in den Strafraum kam. Die sechste Großchance brachte dann das überfällige 2:0 durch Lukas Rupp (42.). "Und das ist auch gut so", schob Stadionsprecher Holger Laser nach, der zuvor viel Gefühl für die Befindlichkeiten der Fanbasis bewiesen hatte, indem er das Wort "Derby" umschiffte. Stattdessen sprach er von einem "Nachbarschaftsduell" - wohlwissend dass die VfB-Kurve ganz entschieden der Ansicht ist, dass Derbys eine jahrzehntelange Geschichte im Profifußball voraussetzen.

Julian Nagelsmann, der Trainer der Stunde, wirkt in Stuttgart geschockt

Beide Mannschaften wiesen zuletzt divergierende Formkurven aus. Während Hoffenheim unter seinem jungen Coach Julian Nagelsmann sieben Punkte aus vier Spielen holte, verloren die Stuttgarter ihre letzten beiden Partien gegen Hannover und Mönchengladbach. Dass es diesmal ganz anders kommen würde, war allerdings früh klar: In der 51. Minute köpfelte Niedermeier mit seinem zweiten Treffer das 3:0 - und dass das nach einem Eckball geschehen konnte, bewies einmal mehr, wie es um das Hoffenheimer Defensivverhalten an diesem Tag bestellt war. Das galt auch für den vierten und den fünften Stuttgarter Treffer, die fielen, nachdem Andrej Kramaric zwischenzeitlich auf 1:3 hatte verkürzen können (73.).

Nun war es Filip Kostic vorbehalten, mit einer Körpertäuschung zwei Hoffenheimer stehen zu lassen und das 4:1 zu erzielen, ehe der eingewechselte Coverboy Werner den 5:1-Endstand (83.) beisteuerte. "Das war auch in dieser Höhe verdient", sagte Hoffenheims Coach Nagelsmann, der schmallippig und regelrecht geschockt wirkte. Seinem Kollegen Kramny lieferte er mit seiner Analyse allerdings trotzdem ein prima Stichwort: "Jeder hat ja heute gesehen, was los war. Das war von Anfang an eine klare Sache."

© SZ vom 06.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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