Stimmung in Wien:Enrique und der Entengang

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Mehr als 150.000 Menschen werden zum Finale am Sonntag erwartet. Derzeit ist es noch ruhig in Wien, nur Enrique Iglesias sorgt für Aufsehen. Von Jürgen Schmieder, Wien

Es gibt nur wenige langweiligere Dinge als die Anzeigetafel des Wiener Flughafens. "Madrid", steht da. Dann "Madrid", "Madrid", "Madrid", "Berlin", "Berlin", "Madrid", "Berlin" und als kleiner Farbtupfer "Valencia". Es sind die Flüge, die an diesem Samstag Nachmittag landen werden, sie starten allesamt in Spanien oder Deutschland. "Das sind die Sonderflüge", sagt ein Mitarbeiter des Flughafens. "Und sie werden voll sein."

Der spanische Sänger Enrique Iglesias singt den offiziellen EM-Song "Can You Hear Me". (Foto: Foto: dpa)

Am Bahnhof sieht es ähnlich aus. Seit Vormittag fahren die Extrazüge ein, sie heißen "Europameister" und "Europastar" und "Finale". Am Sonntag wird noch der Sonderzug der Bild-Zeitung erwartet, der zuerst Fans aus ganz Deutschland aufsammelt, in den Wagons eine Party veranstaltet und die Anhänger dann nach Wien fährt. "Von Sonntag Vormittag an geht der Wahnsinn los", sagt ein Schaffner.

"Test eins, Test zwei"

"Es werden wahnsinnig viele Besucher kommen, vor allem aus Deutschland", sagt EM-Koordinator Günther Marek. Dazu kommen Staatsgäste und Prominente. Für einen Besuch im Stadion haben sich das spanische Königspaar Juan Carlos und Sofia samt Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero, der deutsche Bundespräsidenten Horst Köhler, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und offenbar auch Würdenträger aus Monaco angekündigt. Promis ohne Eintrittskarte feiern dagegen in der Innenstadt. Musical-Star Uwe Kröger und Life-Ball-Organisator Gerry Keszler werden den Europameister mit russischen Oligarchen im Palais Coburg feiern. Moderatorin Arabella Kiesbauer steht auf der Gästeliste des Burgtheaters, wo Joy Denalane auftreten wird.

Vor dem Ernst-Happel-Stadion dagegen ist, nun ja, nicht viel los. Ordner sitzen gelangweilt herum, der Mitarbeiter einer Security-Firma telefoniert mit seiner Freundin, ein freiwilliger Helfer raucht zwei Zigaretten hintereinander. Aus dem Stadion hört man den EM-Song von Shaggy, dazwischen ruft einer "Test eins, Test zwei". Ein Mitarbeiter stellt neuen Park-Hinweisschilder auf. Deutsche Fans nach links, die Spanier nach rechts.

Ein wenig hektisch wird es nur, als Enrique Iglesias das Gelände betritt. Er gibt eine Pressekonferenz zu seinem Auftritt, zwanzig Journalisten sitzen im Presseraum und stellen Fragen nach der Stärke der spanischen Mannschaft und zu den Qualitäten der deutschen Elf. "Ich bin nicht wirklich ein Fußball-Fachmann", sagt er. Fragen zu seiner Musik stellt kaum jemand.

Verkehrschaos droht

Mit dem offiziellen Uefa-Song "Can You Hear Me" soll der spanische Popsänger im Stadion für Party-Stimmung sorgen. Der Auftritt des 33-Jährigen ist der Höhepunkt der Schlussfeier vor dem Match. Bei der Show werden die 16 Teilnehmer-Länder durch 2,5 Meter hohe Puppen repräsentiert, an denen jeweils 5.000 mit Helium gefüllte Ballons befestigt sein werden. Unterlegt wird die Show, an der 400 Tänzer beteiligt sind, von Wiener-Walzer-Klängen. "Eigentlich bin ich nur wegen der kostenlosen Karte hier", sagt Iglesias. Zum ersten Mal in seiner Karriere versetze ihn das Ereignis selbst mehr in Aufregung als sein eigener Auftritt.

Auf den Straßen von Wien ist am Samstag noch nicht besonders viel los. Ein paar deutsche Fans führen den "So geh'n die Deutschen und die Deutschen die geh'n so"-Tanz auf, vor einer Bar singen spanische Anhänger "Viva España". Zum Finale ist auch prächtiges Wetter angekündigt: "Nicht schwül, nicht zu heiß, ein wenig Wind: also bestes Fußballwetter", prognostiziert ein Experte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Wenn die Kicker am Abend ins Ernst Happel Stadion einlaufen, sollte es auf angenehme 25 Grad mit ein "bisschen Wind" abgekühlt haben.

Erst am Sonntag wird der Ansturm der Fans erwartet. Dann droht auch ein Verkehrschaos, weil in Österreich auch die Ferien beginnen. "Am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen", sagt Koordinator Günter Marek. Wenn man auf die Anzeigetafel des Flughafens sieht, gibt es dafür genügend Optionen.

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