Spielerberater:Raus aus der Schmuddelecke

Lesezeit: 3 min

Die deutschen Fußball-Spielerberater wollen ein seriöseres Berufsbild und gründen einen Verband.

Philipp Selldorf

Der Berufsstand der Spielervermittler und -berater im Profifußball genießt, gelinde formuliert, kein günstiges Ansehen. Das bekamen die Beteiligten im Juli 2007 sogar schriftlich, als die EU-Kommission ihr Weißbuch des Sports vorlegte, in dem nicht nur einschneidende Regelungen für das Geschäft angesprochen werden, sondern auch triftige Beweggründe. "Die EU stellt unser Gewerbe auf dieselbe Stufe mit kriminellen Machenschaften", konstatiert Lars-Wilhelm Baumgarten, Geschäftsführer der Agentur Stars & Friends, die - unter anderen mit Nationalspielern wie Mike Hanke oder Simon Rolfes - zu den florierenden Firmen der Branche gehört. Wenn Brüssel im Zusammenhang mit den Beraterdiensten Stichworte wie Geldwäsche und Korruption anführe, dann müssten sich die Betroffenen wehren, meint Baumgarten und hat deswegen die 172 beim DFB lizenzierten Spielerberater für diesen Freitag zu einem Treffen nach Köln eingeladen.

Jürgen Friedrich hatte als Präsident des 1. FC Kaiserlslautern teilweise zehn Spieler der Agentur Rogon unter Vertrag. (Foto: Foto: ddp)

Friedrich kommt zurück

Im Hotel Maritim soll dann die Gründung eines deutschen Spielerberaterverbandes diskutiert werden, der sich einer bestehenden internationalen Dachorganisation anschließt. Baumgarten hat eine "Interessenvertretung gegenüber DFB, DFL und der Politik" im Sinn. Er rechnet mit relativ reger Teilnahme und sieht in der Resonanz auch das Zeichen, dass trotz des harten Wettbewerbs übergeordnete Interessen bestehen. Das Geschäft an der Spielerbörse sei "knallharter Kapitalismus", sagt er, die raue Pionierphase der Branche sei aber überwunden, wie er bildhaft beschreibt: "Am Anfang haben sich die Leute wie die Goldgräber geschlagen, dann wurden Gesellschaften gegründet und das Geschäft wurde in ordentliche Bahnen gelenkt." Stars&Friends, bis zu dessen Engagement als Manager beim VfL Wolfsburg die Firma des ehemaligen Nationalspielers Thomas Strunz, agiert bereits als internationale Holding.

Im nächsten Schritt soll es auch darum gehen, dass die Provisions- und Prozent-branche aus ihrer dunklen Ecke hervorkommt, in der sie sich nach Meinung des Publikums aus gutem Grund versteckt hält. "Dem Berufsbild seriösere Geltung verschaffen" will Baumgarten, ahnt aber, dass dies schwierig wird. Er selbst weiß sich ja wegen besonders guter Geschäfte mit Alemannia Aachen und dessen Sportchef Jörg Schmadtke im Gerede: "Es mag seltsam aussehen, dass ich mit ihm schon so viele Transfers gemacht habe", sagt er, "aber man muss die Zahlen sehen, und die waren immer im Rahmen: Es ist einfach eine gewachsene Geschäftsbeziehung."

75.000 Euro für eine Telefonnummer?

Manche Geschäftsbeziehungen sind tatsächlich so eng gewachsen, dass sie kaum dazu angetan sind, dem Berufsbild seriöses Ansehen zu verschaffen. Exemplarisch steht dafür der Fall des ehemaligen Vorstandschefs des 1. FC Kaiserslautern, Jürgen Friedrich, 63, der sich im Sommer der Firma Rogon Sportmanagement angeschlossen hat. Die Zusammenarbeit zwischen dem FCK unter Friedrichs Regie und dem Branchenführer Rogon, der Firma von Mario Baslers Schwager Roger Wittmann, war in Kaiserslautern ein ständiges Thema. 2002, im letzten Jahr von Friedrichs Präsidentschaft, standen mehr als zehn Rogon-Spieler im Kader des Vereins. Den Mitgliedern wurden bei der Generalversammlung im November 2002 Zahlen dieser Kooperation vorgelegt, die dazu beitrugen, dass der Vorstand nicht entlastet wurde: So zahlte der FCK im Sommer für das Engagement der Spieler Timm, Teber und Anfang 1,8 Millionen Euro Provision an Rogon. 75.000 Euro soll der bei Rogon tätige Spielerberater Wolfgang Fahrian dafür erhalten haben, dass er dem FCK die Telefonnummer des Agenten des Verteidigers Taribo West gab.

Roger Wittmann aber sieht nichts Anstößiges in Friedrichs Beschäftigung, der als Beobachter für den südamerikanischen Markt angestellt wurde: "Wir haben ihm das offeriert, und jetzt sind wir froh, dass er bei uns ist. Er ist ein Fachmann. Das ist unsere Entscheidung, das müssen wir mit niemandem diskutieren, und wir lassen uns nicht sagen, was günstig oder ungünstig für unser Ansehen ist." Außerdem meint er: "Jürgen Friedrich hat - mit Ausnahme des Stadionbaus - den Verein geleitet, wie man es nicht besser machen kann."

Das hat das Landgericht Kaiserslautern anders bewertet, als es Friedrich im Oktober 2005 wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldauflage in Höhe von 43.000 Euro verurteilte. Außer Friedrich waren wegen Scheinverträgen für sechs FCK-Profis auch Vorstandsmitglied Herzog und Aufsichtsratschef Wieschemann verurteilt worden. Nachdem die Zahlung der Geldstrafe wegen einer Privatinsolvenz zunächst ausgesetzt war, begleicht Friedrich die Summe nun seit vier Monaten in Raten - seitdem er wieder eine Arbeit hat. Der 1. FC Kaiserslautern will nun nach Auskunft des Präsidenten Erwin Göbel prüfen, wie er seinen Anspruch auf 521.239 Euro Schadenersatz realisieren kann, zu der Friedrich und Vorstandskollege Herzog im Mai 2005 in einem Zivilverfahren des Amtsgerichts Kaiserslautern verurteilt wurden. Über das Engagement Friedrichs bei Rogon sagt Göbel nur: "Jeder muss wissen, was er tut." Ob Rogon beim Treffen in Köln vertreten sein wird, wusste Firmenchef Wittmann nicht zu sagen. Interesse zeigte er nicht daran.

© SZ vom 25.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: