RB Leipzig spielt nur 2:2:Loch im Schuh

Lesezeit: 2 min

Beim 2:2 in eisiger Atmosphäre verschenkt Leipzig leichtfertig zwei Punkte gegen Mainz 05. Ein spätes Foul an Nationalstürmer Timo Werner bleibt ungeahndet.

Von Cornelius Pollmer, Leipzig

Der Samstagvormittag in Leipzig gab Anlass, mal wieder zum Duden zu greifen und die Vergangenheitsform des Verbes "stieben" nachzuschlagen. Schnee stob, und stob er auch nicht mehr, als am Nachmittag das Spiel von RB gegen Mainz angepfiffen wurde, so klirrte doch weiterhin die Kälte, sichtbar auch auf dem Rasen. Er glaube, sagte Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem Spiel, "dass wir heute nicht gut reingekommen sind, das war aber irgendwie auch zu erwarten". Das hatte freilich nicht nur mit der Kälte zu tun, sondern vor allem mit dem letzten Champions-League-Spiel unter der Woche gegen Istanbul, das bei dieser Kälte doppelt fies in den Knochen steckte.

Weil Mainz aufgeweckter startete, allerdings ohne auffällig zu werden, gab es erst nach 15 Minuten etwas zu notieren. Dominik Kaiser, Rekordspieler der Rasenballer, ging zur Ecke, das Publikum jubelte. Kaiser steht bekanntlich für den bemerkenswerten Aufstieg von RB Leipzig von der vierten Liga in die Champions League, er steht allerdings auch kaum noch in der Startelf. Nach all den internationalen Strapazen durfte Kaiser am Samstag aber fast über die volle Distanz ran. Besonders sehenswert bedankte er sich dafür in der 29. Minute: Yussuf Poulsen, für gewöhnlich Leipzigs wirbelnder Wühlgeist, strich den Ball fantastisch mit der Hacke weiter zu eben Kaiser, der gab flach in den Rückraum auf Kevin Kampl, und dieser erzielte von dort ins lange Eck seinen ersten Saisontreffer, der obendrein hohe Werte in der B-Note bekam.

Strittige Szene kurz vor Schluss: Timo Werner (r.) und Jean Philippe Gbamin im Zweikampf - Leipzig will einen Elfmeter, bekommt aber keinen. (Foto: Robert Michael/AFP)

Die Mainzer Ersatzspieler hatten da schon begonnen, sich warmzumachen, nicht etwa wegen nahender Einwechslungen, sondern schlicht gegen die Kälte. Von dieser muss hier auch deswegen so oft die Rede sein, weil Schiedsrichter Patrick Ittrich in häufigem Austausch mit Köln und der dortigen Fernsehbeweiszentrale stand. Die daraus entstandenen Pausen wirkten endlos. Zum Beispiel als Ilsanker den Mainzer Holtmann kurz vor der Strafraumgrenze zu Fall brachte. Ittrich entschied nach Video-Studien weder auf Einwurf noch auf Elfmeter noch auf Notbremse, wohl aber auf Freistoß. Peter Gulacsi parierte diesen zwar noch mit großer Mühe (und Klasse), Robin Quaison aber setzte aus spitzem Winkel erfolgreich nach (39.).

Zwei Eingewechselte ermöglichen das 2:2

Kurz vor der Pause wanderte Ittrich noch einmal zum Bildschirm am Spielfeldrand, wo er sich bestätigt sah: Elfmeter in der Nachspielzeit für Leipzig nach einem kräftigen Rempler gegen Demme. Werner hatte geduldig auf den prüffreudigen Ittrich gewartet, nun schleppte er seine beiden Eisbeine zum Elfmeterpunkt und versenkte den Ball etwas glücklich per Achseltunnel unter Robin Zentner zur 2:1-Pausenführung.

In der zweiten Eishalbzeit ließen die Gastgeber einige Möglichkeiten aus und wurde immer ungenauer. Statt eines dritten Tores fiel nach einer guten Stunde auf, dass Mainz wieder besser in die Räume und Wege in die gegnerische Zone fand, wenn auch noch mit schwachen Abschlüssen. Doch scheint sich inzwischen herumgesprochen zu haben, dass RB nach Standardsituationen in dieser Saison tendenziell freigiebig ist. Und so folgte auf das erste Nach-einem-Standard-Auswärtstor der Mainzer ein zweites, drei Minuten vor Schluss. Der eingewechselte Alexandru Maxim schlug die Ecke, der eingewechselte Emil Berggreen köpfte den 2:2-Ausgleich. Danach wurde Timo Werner im Mainzer Strafraum am Fuß getroffen, sein Schuh war an der Stelle aufgeschlitzt, an der er getroffen worden war - doch Referee Ittrich fand das Loch im Schuh als Indiz zu schwach für einen zweiten Elfmeter.

Mainz' Trainer Sandro Schwarz und Ralph Hasenhüttl stimmten hernach zwar überein, dass das 2:2 nicht aus heiterstem Himmel gefallen sei. "Hoch verdient", nannte Schwarz das Endergebnis, "nicht unverdient" Hasenhüttl. Letzterer sagte aber auch einen Satz, dessen Gültigkeit bald den Trainingsplan von RB beeinflussen wird. Wegen der Anfälligkeit nach Standards habe man in der Saison "schon viele Punkte liegenlassen, heute waren es wieder zwei".

© SZ vom 10.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: