Souveräne Gladbacher:Therapeutisches Erlebnis

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Auch gegen ein sehr schwaches Werder Bremen zeigt Borussia Mönchengladbach beim 4:1-Sieg wieder einmal eindrucksvoll seine Heimstärke.

Von Ulrich Hartmann

Unter Tor-Armut leiden die Spiele mit Borussia Mönchengladbach in diesem Sommer nicht. Im Schnitt vier mal pro Spiel haben die Gladbacher in ihren bisher sieben Pflichtauftritten in dieser Saison getroffen. Nicht immer jubelten sie selbst darüber. Am Samstagabend aber konnten sie sich den Frust nach zuletzt zwei klaren Niederlagen von der Seele schießen. Gegen überforderte Bremer führten die Borussen nach 21 Minuten bereits mit 3:0 und feierten mit dem 4:1 (4:0) am Ende den zehnten Pflichtspiel-Heimsieg nacheinander. Seit Ende Januar nach einem 1:3 gegen Dortmund haben die Borussen daheim nicht mehr verloren.

Was diese Heimstärke wert ist, wird sich am Mittwoch im Gastspiel bei RB Leipzig erweisen. Schon häufiger hat sich Gladbachs unbändige Heimspielfreude im nächsten Auswärtsspiel in Frust verwandelt, und diesmal geht es zudem ultimativ um den weiteren Kontakt zur Tabellenspitze. "Die Mannschaft hat seine sehr gute Reaktion gezeigt", sagte der Sportdirektor Max Eberl zufrieden und stilisierte den Sieg zu einem therapeutischen Erlebnis.

Dass die Gladbacher mit 1:7 Toren aus den beiden vorangegangenen Pflichtspielen und die Bremer mit 1:8 Toren aus ihren beiden vorherigen Partien in dieses für beide Seiten durchaus bedeutsame Duell gegangen waren, erkannte man schon bei der Präsentation der Startformationen. Bei Werder standen mit Torwart Jaroslav Drobny, Fallou Diagne, Sambou Yatabaré und Ulisses Garcia vier neue Männer in der Startelf, bei der Borussia mit Julian Korb, Jannik Vestergaard, Tony Jantschke, Thorgan Hazard und Ibrahima Traoré sogar fünf. Innenverteidiger Andreas Christensen rückte im 3-4-3-System an die Seite von Christoph Kramer ins defensive Mittelfeld, sowohl Tobias Strobl als auch Mahmoud Dahoud saßen nur auf der Bank.

Wie zu erwarten, hat den Gladbachern die Dominanz ihrer Bezwinger vom vorangegangenen Mittwoch in Manchester so gut gefallen, dass sie sie gegen Bremen nun selbst aufführten. Aggressiv bedrängten sie die Bremer von Beginn an, weshalb Hazard zunächst nach sechs und dann gleich noch einmal nach acht Minuten auch schon das erste Tor hätte erzielen können, doch er scheiterte beide Male an Drobny. Erst mit seinem dritten Versuch in der 11. Minute auf Vorlage von Fabian Johnson brachte er seine Mannschaft mit 1:0 in Führung.

Damit waren die Rollen schnell klar verteilt. Die Fohlen galoppierten vollblütig durch die Bremer Abwehr wie durch eine Herde Esel. Werders erste Ecke nach 16 Minuten schien die erste Entlastung anzudeuten, doch schon im Gegenzug schoss Hazard das 2:0. Nach einem langen Pass von Innenverteidiger Vestergaard lief der Belgier dem Senegalesen Diagne davon und allein aufs Tor zum 2:0 in der 17. Minute. Zwei Minuten später legte Drobny am Fünfmeterraum Lars Stindl und hatte beim anschließenden Elfmeter keine Chance gegen Raffael. 0:3 nach 21 Minuten - die Bremer fühlten sich im Nieselregen am Niederrhein wie eine Katze in der Waschmaschine. Weil Johnson in der 39. Minute freistehend an Drobny scheiterte, stand es erst in der 41. Minute 4:0 - Raffael traf nach einer Flanke von Stindl aus der Drehung.

In einer ereignisarmen zweiten Halbzeit verwalteten die Gladbacher die klare Führung gegen frustrierte Bremer. Trotzdem gelang Bremens Neuzugang Serge Gnabry in der 73. Minute noch ein Traumtor, als er einen Vorwärtslupfer von Aron Johannsson hinter die Gladbacher Abwehrreihe aus dem Lauf heraus volley ins Gladbacher Tor drosch. Diesen finalen Höhepunkt gönnten die Gladbacher ihren gedemütigten Gästen gerne. Für beide Teams wird der kommende Mittwochabend nun hochinteressant in der weiteren Entwicklung.

© SZ vom 18.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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