Sonntagsspiel:Kaum Werbung für Asien

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Treffen in der Luft: Leverkusens Torschütze Lars Bender (links) gegen den Wolfsburger Josuha Gulivagoui. (Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Leverkusen und Wolfsburg trennen sich 2:2. Damit bleiben die Wolfsburger zwar auch im fünften Spiel ungeschlagen - haben aber auch noch keines davon gewonnen.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Bayer Leverkusen kommt unter Trainer Heiko Herrlich nicht in Schwung. Im Industrieklub-Duell mit dem VfL Wolfsburg mussten sich die Rheinländer am Sonntag mit einem 2:2 begnügen. Bayer hatte die Partie zwar weitgehend bestimmt, aber der Punktgewinn für den VfL war nicht unverdient. "Wenn man zweimal in Führung liegt, dann fühlt sich der Punkt zwar nicht wie eine Niederlage, aber eben auch nicht gut an", sagte Herrlich. Schimpfend waren die Leverkusener schon zur Pause in die Kabine gegangen, nachdem sie den harmlosen Gegner wieder ins Spiel gebracht hatten. Nach einer ereignislosen Anfangsphase hatte sich Bayer der Feldhoheit bemächtigt. Treibende Kraft dabei: Rechtsaußen Leon Bailey, der Nationalspieler Karim Bellarabi um den Stammplatz gebracht hat und den Vorzug erneut rechtfertigte. Wolfsburgs Linksverteidiger Yannick Gerhardt hatte Mühe mit dem Jamaikaner, der außer schnell auch raffiniert ist. Baileys hinterhältigen Außenrist-Lupfer lenkte VfL-Torwart Koen Casteels gerade noch über die Latte (26.

). Leverkusens Tempoverschärfung entlarvte die Arbeit der Wolfsburger Abwehrreihe als unsolides Handwerk, besonders bei Flanken. Das 1:0 war nach einer Reihe von unruhigen Szenen im VfL-Strafraum keine Überraschung mehr, Lars Bender war nach einem Eckstoß zur rechten Zeit am rechten Ort (29.). Die Wolfsburger wirkten danach eingeschüchtert, die Fehlpassquote stieg, Bernd Leno im Leverkusener Tor sah das Spiel nur aus der Ferne. Beinahe hätte er sich über das 2:0 freuen dürfen, doch Lars Bender verfehlte das Ziel. Dass Jakub Blaszczykowski wenig später auf der Gegenseite eine Art Torschuss versuchte, schien zunächst ein Intermezzo zu sein, war in Wahrheit aber der Ausdruck von Leverkusener Fahrlässigkeit. Und dann war es auch keine Sensation mehr, als Divock Origi den Ausgleich herstellte (44.). Jonathan Tah und Lars Bender waren zwar am Tatort, hielten sich aber höflich heraus.

Auch die zweite Hälfte bot eher nicht das Niveau, das sich als Werbung für das Fernsehgeschäft auf den asiatischen Märkten eignen könnte. Erst in der 61. Minute blitzte mal das Spielvermögen auf, das eigentlich in der Bayer-Elf steckt. Kevin Volland und Wendell starteten mit Doppelpass durch, und der Flachpass des brasilianischen Außenverteidigers erreichte im Zentrum den Mittelstürmer Lucas Alario, der den Ball fachgerecht ins Netz rutschte (61.). VfL-Coach Martin Schmidt aktivierte daraufhin seinen letzten Trumpf, er schickte Daniel Didavi ins Spiel, und dieser Eingriff sollte sich auch auszahlen. Ein Pass des rätselhafterweise vorwiegend in Teilzeit beschäftigten Regisseurs brachte Blaszczykowski am Strafraum in Ballbesitz, der ehemalige Dortmunder ließ seinen früheren Teamkollegen Sven Bender ziemlich alt aussehen, bevor er den Ball ins Toreck setzte (69.). Unter dem Trainer Schmidt ist der VfL damit weiter ungeschlagen - bei vier Unentschieden aber auch weiter sieglos. "Bei uns muss in die Köpfe kommen, dass wir schwer zu schlagen sind. Dann wird auch demnächst der erste Dreier kommen", sagte Schmidt.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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