Skispringer Martin Schmitt:"Ich verzweifle nicht"

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Am Tiefpunkt seiner Karriere angekommen, schaute Martin Schmitt erstmals seit neun Jahren traurig beim Neujahrsspringen von Garmisch-Partenkirchen zu.

Ein "Hüpfer" auf 106 Meter in der Qualifikation am Silvestertag und ein 53. Platz unter 78 Startern reichten nicht zur Teilnahme am traditionsreichsten Skispringen der Welt.

Skispringer bei der 54. Vierschanzentournee. (Foto: Foto: dpa)

Die 54. Vierschanzentournee wird für den viermaligen Weltmeister wohl trotzdem weitergehen, aber einige Experten bezweifeln, dass Schmitt jemals noch einen Ausweg aus der Dauerkrise findet.

"Ich verzweifle nicht. Ich mache das nicht mit Absicht, auch wenn es manchmal so aussieht", meinte der unglückliche Schmitt und ließ sich von Freundin Patricia trösten.

"So gut drauf wie nie"

"Ich bin körperlich so gut drauf wie nie, aber ich kann es nicht beim Absprung umsetzen. Man sieht die Fehler, und wir müssen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen."

Genau das ist aber seit seinem letzten Sieg vor fast vier Jahren nie gelungen, der einstige Überflieger taumelt seit dem Team-Olympiasieg 2002 von einem Absturz zum nächsten. Selbst Bundestrainer Peter Rohwein scheint inzwischen an seinem sturen Teamkapitän zu verzweifeln, bei der Aussprache am Silvesterabend fielen auch harte Worte.

"Die Situation ist frustrierend für ihn und für mich, es ist schwer, mit ihm zu arbeiten. Aber wir müssen jetzt weitermachen, so lange Martin noch motiviert ist", meint Rohwein.

Schmitt wird wohl auch bei den beiden Tourneespringen in Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) weiter im Team stehen, obwohl mit Blick auf die nächsten Höhepunkte Skiflug-WM und Olympiaaufbau ein totaler Neuaubau auf kleinen Schanzen wie vor seiner Team-Silbermedaille 2005 besser wäre.

Der Moment, in dem alles schief geht

"Sicher wäre das ein Weg, aber ich glaube halt, dass es auch so geht. Ich traue mir noch zu, gute Sprünge zu machen", kommentierte Schmitt. Der 28-Jährige zerbricht offenbar an dem eigenen Anspruch, wieder an seine Serie von 28 Weltcupsiegen anzuknüpfen.

Nach zumindest mittelmäßigen Sprüngen im Training auf der Olympiaschanze stellte er ausgerechnet in der Qualifikation seine Anfahrtposition um und stürzte selbst hinter Nobodies wie Mario Kürschner ab: "In dem Moment, in dem ich in meinen Sprung eingreife, geht alles schief. Das Problem in der Anfahrt habe ich schon seit Jahren."

Mal ist es die Anfahrt, mal war es in den letzten Jahren der Absprung oder der Flug - aber eine Lösung für die Probleme wurde bislang nie gefunden. Eine offene Rücktrittsaufforderung traut sich mit Blick auf die einmaligen Erfolge von Schmitt trotzdem kein Experte, allerdings wachsen die Zweifel.

"Eigentlich kann das Potential nicht verloren gehen"

"Eigentlich kann das Potenzial, das Martin gezeigt hat, nicht verloren gehen. Aber er bleibt seit Jahren den Beweis schuldig", meint der dreimalige Olympiasieger Jens Weißflog. Schmitts einstiger Erfolgstrainer Reinhard Heß will den Verlauf der Saison abwarten, ehe er sich über seinen ehemaligen Schützling äußert.

Immerhin glaubt noch Skisprung-Chef Walter Hofer an den Krisenflieger: "Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass er bei Olympia da ist." Wenn nicht bei diesen Winterspielen, dann vielleicht 2010 in Vancouver, denn solange will Schmitt "auf jeden Fall" noch weitermachen.

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