Ski Alpin:Ein pädagogischer Effekt

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Monika Bergmann-Schmuderer fährt zurück ins deutsche Team.

Wolfgang Gärner

Man könnte es auch so ausdrücken: So abwechslungsreich der alpine Skibetrieb sich bei den Männern darstellt zu Beginn des Winters darstellt - immerhin existiert der in Nordamerika ja halbwegs - so festgefügt scheint die Szene im Frauenslalom, wo die ersten zwei Plätze auch in Aspen von den Österreicherinnen Marlies Schild und Nicole Hosp belegt wurden wie schon zum Auftakt in Levi (außerdem hat Frau Schild nun zum achten Mal hintereinander ein Weltcuprennen dieser Disziplin gewonnen). Ebenso scheint es mittlerweile Usus, dass Monika Bergmann-Schmuderer unter den vorderen Zehn landet, diesmal als Siebte und beste Deutsche, nachdem sie in Levi einen Rang hinter der fünftplatzierten Susanne Riesch gelandet war. Das ist so ganz normal auch wieder nicht, denn die 28-Jährige war aus der Mannschaft gestrichen worden und hatte sich in Eigenregie vorbereitet.

Wieder dabei: Monika Bergmann-Schmuderer. (Foto: Foto: dpa)

Ebenso ehern wie zuvor für ihre Relegation (in ihrem Alter muss sie zu den Top 15 der Weltrangliste zählen, um gefördert zu werden, war aber auf 20 abgerutscht) sind auch die Regularien für die Wiederaufnahme in den Kader geregelt: In den vier bis Jahresende müsste sie dreimal unter den besten 15 ankommen, lautete die Forderung. Das wirkte ziemlich hoch angesetzt , hat aber die Slalomspezialistin aus Lam im Bayrischen Wald wenig beeindrucken können - zumindest gab sie sich außen so: ,,Ich gehe fest davon aus, dass es klappt. Wenn alles halbwegs normal läuft, sehe ich keinen Grund, warum ich es nicht schaffen sollte'', verkündete sie frohgemut. Risiken gäbe es freilich durchaus: Zu allererst schon mal den Umstand, dass der kurze Torlauf prinzipiell ein kippliges Unterfangen, und immer inbegriffen das Risiko des so genannten Einfädelns.

Außerdem hat Monika Bergmann-Schmuderer im vergangenen Winter eher nicht Meriten der Art und Zahl gesammelt, um die Maßstäbe für die nächste Saison extra hoch legen zu können. ,,Immerhin habe ich mich früh für Olympia qualifiziert'', mit den Plätzen zwölf und 13 in Spindleruv Mlyn und Lienz, von da an aber, zugegeben: ,,War es besch... gelaufen''. Nie einstellig platziert damals, auch bei Olympia nur 16., was krass den wirklichen Fährigkeiten der Frau widerspricht, die zwei Jahre vorher Drittbeste im Slalom-Weltcup war, sich damals nur Anja Pärson und Marlies Schild hatte beugen müssen. Im Olympiajahr hingeben um Lichtjahre hintennach.

Gerechtfertigter Rauswurf

Sie war nie sehr pflegeleicht , setzte den eigenen Kopf gegen die Meinung der Trainer, was diese sogar goutieren, solange es zielführend. Aber in jenem vergangenen Winter übertrieb es die vormals beste deutsche Slalolmfahrerin womöglich mit individualistischen Aktionen: Im Ziel wartete oft genug Rainer mit dem Huskie Buffalo, das einzige, was zur letzten Harmonie dieser Familienausflüge fehlte, waren Ergebnisse, und irgendwann fällte Wolfgang Maier, damals Cheftrainer, jetzt Alpindirektor, das gallige Urteil ,,Nicht teamfähig'' über sie.

Ihr Rauswurf war den Buchstaben nach gerechtfertigt, hätte aber natürlich auch zur Bewährung ausgetzt werden können. Tatsächlich war es eine disziplinarische Maßnahme, ,,bitter für mich'', sagte sie, aber anscheinend wirkungsvoll, von genau dem erhofften prädagogischen Effekt: Hat Monika Bergman-Schmuderer ihre Lektion gelernt? Sie wird sich gewiss nicht zur übertrieben Pflegeleichten wandeln (,,in einem bestimmten Alter wird man sturer'', sagt sie von sich selbst), aber die Bereitschaft, sich im nötigen Maß einzuordnen, kann sie aufbringen. ,,Wir wollen doch, dass die Monika fährt'', sagt Frauen-Chefcoach Mathias Berthold, ,,man will ihr ja die Chancen geben''. Die hat sie wohl genützt, gleich die ersten zwei von vieren. Natürlich auch aufgrund ihrer Sturheit, ,,weil ich nicht aufgeben wollte, nur weil ich nicht mehr zu Manschaft gehörte''. Also betrieb sie das Unternehmen Slalom erst mal in Eigenregie, mit dem ehemaligen Verbandstrainer Franz Ringsgwandl als Privatcoach.

Dass sie es kann, habe doch nie in Zweifel gestanden, sagen die Teamoberen, dass sie in den einstelligen Rängen sich festsetzt, sei nicht die große Überraschung, beteuert Wolfgang Maier: Da gehöre sie auch hin, ihren Fähigkeiten als Skifahrerin nach: ,,Das ist ihr Niveau''. Das war es schon vor neun Jahren, als sie mit 20 im Olympia-Slalom von Nagano an Rang neun endete: Eine Verheißung, die auf sechs Podeste im Weltcup führte. Es hätten mehr sein können, aber noch ist die Geschichte ja nicht aus: Monika Bergmann-Schmuderer fährt 2006 so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr, und wenn sie so weiter macht, darf auch Huskie Buffalo wieder mal mit in den Zielraum.

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