Schwimmstar Michael Phelps:War doch nur ein Wasserpfeifchen!

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Der Sheriff ermittelt nicht mehr - er darf erklären, warum er den erfolgreichsten Olympia-Sportler nicht wegen Kiffens hinter Gitter bringt.

Josef Kelnberger

Leon Lott, Sheriff von Richland County/South Carolina, verdankt dem Schwimmer Michael Phelps den Auftritt seines Lebens. In einer live im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz durfte Sheriff Lott am Montag Amerika erklären, warum er den erfolgreichsten Sportler in der Geschichte der Olympischen Spiele nun doch nicht wegen Kiffens hinter Gitter bringt.

Michael Phelps entschuldigt sich, er bleibt ein freier Mann. (Foto: Foto: rtr)

"Wir haben ein Foto und wir haben sein Geständnis, er habe sich ungebührlich verhalten", sagte der Gesetzeshüter, "aber er sagte nie: Ich habe Marihuana geraucht. Wir hatten keinen physischen Beweis."

Sheriff Lott fügte ein paar allgemeine moralische Bemerkungen an, des Inhalts, auch die amerikanischen Kinder sollten aus dem Fall lernen, und beschloss die Ermittlungen mit dem Satz: "Michael Phelps ist ein wahrhafter amerikanischer Held, aber auch er ist verpflichtet, die Gesetze unseres Staates zu befolgen."

Sehr vielen Menschen hat Michael Phelps zum Auftritt ihres Lebens verholfen, als er im November auf einer Studentenparty an einer Glaspfeife zog, wie man sie zum Marihuana-Rauchen benutzt. Der Student etwa, der das Foto von Phelps mit Pfeife schoss, hat bestimmt ordentlich kassiert, als er es dem britischen Boulevardblatt News of the World verkaufte. Von der Polizei gebremst wurde leider der Kommilitone, der die Pfeife für 100.000 Dollar auf Ebay versteigern wollte. Der US-Schwimmverband hat ordentlich Renommee gewonnen, weil er den Athleten wegen ungebührlichen Verhaltens für drei Monate sperrte, und auch die Sprecherin des Cornflakes-Konzerns Kellog Co. erntete weltweit Widerhall, als sie erklärte, man werde den Sponsorenvertrag mit Phelps wegen der Marihuana-Affäre nicht verlängern.

Das wiederum gab dem Marijuana Policy Project und einigen anderen Organisationen, die sich für die Legalisierung von Marihuana einsetzen, Gelegenheit zu einem spektakulären Gegenschlag: Man forderte zu einem Boykott von Kellog's-Produkten auf, denn das Herumhacken auf Phelps sei "widerwärtig und scheinheilig" in einem Land, in dem vierzig Prozent der Bevölkerung schon einmal Marihuana geraucht hätten.

Michael Phelps ist derweil damit beschäftigt, sich zu entschuldigen, entschuldigen, entschuldigen. In einer per Internet verbreiteten Videobotschaft tat er das am Wochenende gegenüber dem chinesischen Volke. Der Automobilkonzern Mazda hatte ihn ja wegen seiner acht Goldmedaillen von Peking als Botschafter für den chinesischen Markt gewonnen. Nun erklärte Phelps den "chinesischen Freunden" (Englisch, mit chinesischen Untertiteln), er werde ein vorbildliches Leben führen. Er habe seine Lehren gezogen - und natürlich sollten auch die chinesischen Kinder daraus lernen und "aus ihrem Leben etwas machen". Was auch immer.

© SZ vom 18.02.2009/jüsc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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