Schwimmen:Poleska schwimmt zu Bronze

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Bestzeit im Finale - so lautete die Marschroute für die deutschen Schwimmer. Eine hat sich daran gehalten: Anne Poleska von der SG Essen schwamm über 200 Meter Brust auf den dritten Rang.

Der großen Freude der in den USA lebenden Anne Poleska konnten die sich anbahnenden Querelen im DSV keinen Abbruch tun, sie war am Donnerstag die einzige deutsche Teilnehmerin in vier Endläufen. In deutscher Rekordzeit von 2:25,82 Minuten belegte sie über 200 m Brust beim Sieg der Amerikanerin Leisel Jones den dritten Platz mit fünf Hundertstelsekunden Vorsprung auf die Japanerin Masami Tanaka.

"Ich wusste, das ist ein olympisches Finale, da musste ich aus der allerletzten Ecke noch was rauskitzeln", sagte Poleska: "Wahnsinn, ich habe nur Angst, dass gleich der Wecker klingelt und alles nur ein Traum war." In Florida hatte sich Anne Poleska auf ihren olympischen Traum vorbereitet, unter der Regie von Michael Lohberg, dem nach ihren Worten "besten Trainer überhaupt". Die in den USA studierende Blondine war einer der wenigen Lichtblicke im Team des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), das so selbstbewusst die Reise nach Griechenland angetreten hatte, nach sechs Finaltagen aber nur noch Frust schiebt.

Die Bronzemedaille der in den USA lebenden Brustschwimmerin Anne Poleska konnte den Frust der deutschen Schwimmer nach dem Debakel von Hannah Stockbauer am Donnerstag in Athen allenfalls ein wenig abschwächen. Die fünfmalige Weltmeisterin aus Erlangen scheiterte nach dem Vorlauf-Aus über 400 m Freistil sensationell auch auf ihrer Spezialstrecke 800 m Freistil und belegte abgeschlagen in 8:38,17 Minuten nur Rang 14.

Stockbauer: Jetzt wird Frust gefeiert

Sie war die letzte "realistische Gold-Chance" von Sportdirektor und Cheftrainer Ralf Beckmann, der nach den Positiv-Prognosen im Vorfeld schon jetzt als großer Verlierer von Olympia 2004 feststeht, einen Rücktritt im Gespräch mit dem sid aber kategorisch ausschloss. Stockbauer resignierte derweil: "Jetzt wird Frust gefeiert." Antje Buschschulte hat dagegen nach Rang sechs über 100 m Rücken und Bronze mit der 4x200-m-Freistilstaffel im Finale über 200 m Rücken am Freitag eine weitere Chance.

Im Halbfinale schwamm die Magdeburgerin am Donnerstag in 2:10,66 Minuten die viertbeste Zeit. Nicole Hetzer vom SV Wacker Burghausen blieb mit 2:13,01 Minuten und Rang 11 in der Vorschlussrunde hängen. Über 100 m Schmetterling qualifizierte sich der deutsche Meister Thomas Rupprath als Siebter soeben noch für das Finale, für Helge Meeuw war das Halbfinale Endstation.

Derweil durfte sich der Österreicher Markus Rogan nur für eine knappe halbe Stunde als Olympiasieger fühlen. Nach der zunächst erfolgten Disqualifikation des Amerikaners Aaron Peirsol über 200 m Rücken schien das erste Schwimmgold für die Alpenrepublik perfekt, doch wenig später wurde die Entscheidung rückgängig gemacht. Rogan nahm es gelassen. "Es war ohnehin bitter, einen Freund leiden zu sehen", sagte der Olympiazweite über 100 m Rücken.

Sein viertes Gold in Athen gewann US-Superstar Michael Phelps über die 200 m Lagen, ihr zweites die Australierin Jodie Henry über 100 m Freistil. Phelps hat am Freitag über 100 m Schmetterling seine fünfte Goldchance, nachdem er im Halbfinale in 51,61 Bestzeit schwamm.

Fehler in der Vorbereitung

"Die Mannschaft ist objektiv so stark wie nie zuvor", hatte Beckmann vollmundig verkündet, was sich im Nachhinein als völlige Fehleinschätzung erwies. Almsick-Trainer Norbert Warnatzsch hatte als einziger "Fehler in der Vorbereitung" eingeräumt, Beckmann hoffte stattdessen weiter auf Medaillen und musste mit dem Vorlauf-Aus von Stockbauer über 800 m Freistil den absoluten Tiefschlag hinnehmen. Ex-Europameisterin Jana Henke (8:31,06) steht dagegen im Finale.

Stockbauer fühlte sich nach dem K.o. fast erleichtert. "Franzi hat gesagt, sie sei froh, dass die Scheiße vorbei ist. Ich kann mich dem nur anschließen", sagte die Erlangerin. Klaus Steinbach, Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), hatte als Erster die Vorbereitung der Schwimmer kritisiert: "Man muss sich fragen, ob zuviel und zu hart gearbeitet worden ist."

Stockbauer war am Donnerstag nicht die einzige Athletin mit einem drastischen Leistungseinbruch. Auch der Russe Alexander Popow, der den Freistilsprint der 90er Jahre beherrschte wie weltweit kein Zweiter, musste in Athen erkennen, dass die Zeit rücksichtslos an ihm vorbeigegangen ist.

Nachdem er über 100 m Freistil das Finale verfehlt hatte, scheiterte der Doppel-Olympiasieger von Barcelona 1992 und Atlanta 1996 auch über 50 m Freistil als 18. schon in den Vorläufen. In 22, 58 Sekunden schwamm er ebenso am Halbfinale vorbei wie Pieter van den Hoogenband. Der "fliegende Holländer" hatte am Vortag noch die Wiederholung seines Olympiasieges von Sydney 2000 über 100 m Freistil gefeiert.

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