Schwimm-WM in Montreal:Anne Poleska glückselig über Silber

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Die Essenerin wurde Zweite über 200 m Brust- und bescherte dem Deutschen Schwimm-Verband das fünfte Edelmetall.

Anne Poleska stürmte nach ihrem Silber-Rennen aus dem Becken gleich weiter auf die Tribüne und umarmte ihre Eltern, dann warf sie immer wieder Kuss-Händchen in die Menge.

Überglücklich: Anne Poleska (Foto: Foto: dpa)

"Jetzt könnte ich sterben vor Glück", sagte die 25-Jährige selig nach ihrem zweiten Platz bei der Schwimm-WM in Montreal über 200 m Brust und gönnte sich als fette Belohnung einen Döner. Thomas Rupprath hatte da nach seinem zweiten Halbfinal-Aus in Kanada seiner Enttäuschung schon längst Luft gemacht und mit einer Generalkritik für weiteren Wirbel im Lager des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) gesorgt.

Anne Poleska allerdings empfand ein Jahr nach Platz drei bei Olympia in Athen nur pure Freude über ihre erste WM-Medaille. "Es hat mir richtig Spaß gemacht, das Feld von hinten aufzurollen", meinte die Blondine, die dem von ihrem US-Trainer Michael Lohberg verliehenen Spitznamen "Kampftier" alle Ehre machte.

"Anne hat wieder einmal bewiesen, wie durchsetzungsfähig sie ist. Sie hat ihre Chance gewittert und sie gnadenlos genutzt", zollte auch DSV-Sportdirektor Ralf Beckmann seiner neuen Aktivensprecherin ein Sonderlob.

In 2:25,84 Minuten blieb Poleska nur zwei Hundertstel über ihrer deutschen Bestmarke von Athen und musste sich lediglich der neuen Weltmeisterin und Weltrekordlerin Leisel Jones aus Australien (2:21,72) geschlagen geben. "Leisel schwimmt in einer anderen Welt", erklärte Poleska, die im Dezember ihr Studium in den USA beenden und nach Essen zurückkehren wird, anerkennend.

Der Olympia-Vierte Rupprath war nach Platz zwölf über 100 m Schmetterling in 53,20 Sekunden hingegen restlos bedient. "Ich habe gekämpft, aber es kam mehr heiße Luft als sonstwas", erklärte der 28-Jährige, der erstmals in seiner Karriere sowohl über 50 als auch 100 m Schmetterling das Finale bei einem internationalen Großereignis verpasst hatte: "Meine Eltern und viele Fans fiebern nachts um ein Uhr in Deutschland vor dem Fernseher mit, und ich habe sie alle enttäuscht. Dafür kann ich mich nur entschuldigen."

Anschließend ging der Hannoveraner mit dem Trainerstab in die Kritik und sorgte nach der Abrechnung des unmittelbar vor der WM suspendierten Europameisters Stev Theloke für neue Unruhe. "Die Vorbereitung war nicht optimal. Die Form stimmt nicht, und das geht auch Anderen in der Mannschaft so. Darüber muss man reden", sagte Rupprath und zog wütend davon.

Beckmann konnte die Vorwürfe von Rupprath, der bereits nach Athen öffentliche Kritik geübt hatte, nicht nachvollziehen. "Wir liegen als bestes Team aus Europa auf Platz vier der Nationenwertung und schwimmen auf hohem Niveau", erklärte der 58-Jährige und konterte die verbalen Spitzen: "Thomas sollte über sich selbst nachdenken. Dann wird er feststellen, dass es bei ihm kein Problem der Arme oder Beine ist."

Unterdessen sorgte "Mrs. Zuverlässig" Antje Buschschulte nach bereits drei Medaillen in Kanada sogar über ihre Zweitstrecke 50 m Schmetterling als Halbfinal-Dritte für Furore. "Es ist lustig, die Spezialisten zu ärgern", sagte die Magdeburgerin, wollte von weiterem Edelmetall aber nichts wissen: "Ich bin schon glücklich, im Endlauf zu sein." Beckmann ergänzte: "Antje hat auf ihrer Spielwiese positiv überrascht. Dort steht für sie aber der Spaß-Effekt im Vordergrund."

Keine Medaillen-Chance hatten Teenagerin Daniela Götz sowie die 4x200m-Freistilstaffel der Männer. Die 17 Jahre alte Erlangerin Götz schwamm über 100 m Freistil in 55,27 Sekunden auf Platz acht.

Das DSV-Quartett mit Paul Biedermann (Halle), Stefan Herbst (Leutzsch), Jens Schreiber (Hannover) und Benjamin Starke (Cottbus) belegte in 7:17,52 Minuten beim Sieg der von Superstar Michael Phelps angeführten US-Staffel (7:06,58) Rang sieben.

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