Schmäh-Plakate:"Das hat mich schwer getroffen"

Auf der Etappe nach L´Alpe d´Huez haben empörte deutsche Fans den Fahrer Jens Voigt heftig beschimpft. Wegen seiner Verfolgung von Jan Ullrich am Vortag schwenkten sie Plakate mit der Aufschrift "Judas". Als sich Voigt im ZDF recht-fertigen wollte, wurde er ausgeblendet.

Mit großer Verbitterung hat Jens Voigt nach dem Bergzeitfahren von L'Alpe d'Huez auf die Beschimpfungen vieler Fans reagiert, die ihm die Verfolgung Jan Ullrichs am Tag zuvor übel genommen hatten.

"Es gab am ganzen Berg heute Buhrufe und Judas-Plakate, man hat mir Tiernamen zugerufen, die ich nicht weitergeben will. Besonders die Judas-Bezeichnungen haben mich schwer getroffen", sagte 32-jährige Berliner, der seine siebte Frankreich-Rundfahrt bestreitet.

Es sei für ihn eine Frage der Ehre gewesen. "Ich bin doch loyal zu meiner Mannschaft und ihrem Kapitän", sagte der Profi des dänischen Rennstalls CSC, dessen Teamchef Bjarne Riis ihn am Dienstag zurückbeordert hatte, um das Loch zu Ullrich zuzufahren.

Jens Voigt erinnerte auch an seinen Einsatz bei den Olympischen Spielen 2000: "Damals hat der Judas Jan Ullrich zur Goldmedaille verholfen."

Voigt machte die "unqualifizierte Berichterstattung" in den deutschen Medien für sein Spießrutenlaufen verantwortlich. Die ARD hatte Voigt am Vortag hart kritisiert und ihm vorgeworfen, in erster Linie dafür gesorgt zu haben, dass Armstrong die Ullrich-Attacke kontern konnte.

Als er auf Nachfrage des Reporters die ARD-Kommentatoren nannte, blendete das ZDF das Interview aus. Das ZDF begründete den plötzlichen Abbruch des Interviews mit einem Fehler in der Regie.

Der Leiter des ZDF-Redaktionsteams, Peter Kaadtmann, wies darauf hin, dass dies "nicht geplant war", sondern auf einen "bedauerlichen Kommunikationsfehler" zurückzuführen sein, "über den wir uns selbst am meisten ärgern". Das Interview sollte am Donnerstag in der ARD in voller Länge zu sehen sein.

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