Schalke 04:Ohne Entschuldigung

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"Am Ende des Tages müssen elf Menschen plus x mit dir durchs Feuer gehen wollen und können": Trainer Domenico Tedesco erklärt Schalkes Aufstieg auf Platz zwei - und seine rasante persönliche Karriere.

In gut einem Jahr vom Zweitliga-Schlusslicht zum Bundesliga-Zweiten: Der rasante Aufstieg als Trainer hat Domenico Tedesco, 32, selbst überrascht. "Es ging schon verdammt schnell. Es war Lichtgeschwindigkeit", sagt der Chefcoach von Schalke 04 im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst. Am 8. März 2017 hatte der Hoffenheimer Jugendtrainer beim Tabellenletzten Erzgebirge Aue in der zweiten Liga den Einstieg ins Profigeschäft gewagt. Er rettete die Sachsen vor dem Abstieg, dann holte ihn Schalke, nun ist der Klub Bundesliga-Zweiter und auf Champions-League-Kurs - das alles in zwölf Monaten. "Taktik ist wichtig", erklärt Tedesco den rasanten Aufstieg, "aber das Wichtigste ist die Menschenführung. Am Ende des Tages müssen elf Menschen plus x mit dir durchs Feuer gehen wollen und können." Die Folge: Schalker punktet als effektive Einheit.

Schönen Fußball bietet der Klub allerdings eher selten. Doch Tedesco sagt: "Wir brauchen uns nicht zu entschuldigen für die Art und Weise, wie wir unsere Punkte holen." Der Vorwurf des Minimalistenfußballs sei auch "zu pauschal". Er verweist auf die fünftmeisten Tore in der Liga, auf Treffer in 21 Partien in Folge und attraktive Spiele wie das 4:4 in Dortmund, "die spektakulärste Partie der gesamten Saison". Dass sein Team mit 48,5 Prozent Ballbesitz statistisch nur im Mittelfeld der Liga liegt, stört ihn nicht. "Ballbesitz ist nicht ausschlaggebend, ob du gut spielst oder schön spielst", sagt er: "Es können die Innenverteidiger den Ball auch permanent hin und her spielen." Er erarbeite "einen klaren Plan, wie wir das nächste Spiel gewinnen können. Nicht, wie wir 80 Prozent Ballbesitz generieren können".

Auf die Frage, warum sich ein Gespräch über Fußball bei ihm so "verwissenschaftlicht" anhöre, antwortet Tedesco: "Ich bin mit diesen Begriffen groß geworden. Es ist wie im Marketing. Früher hatten die Haribos transparente Folie, jetzt ist sie golden oder rot und grün. Aber der Inhalt bleibt der gleiche. Auch die Worte kannst du verändern. Früher hieß es Konter, jetzt heißt es Umschalten nach Ballgewinn. Früher hieß es, du musst nachsetzen, jetzt Gegenpressing. Ich bin aufgewachsen mit diesem Wording, so wie andere vor 30, 40 Jahren mit ihren Vokabeln. Und in 20, 30 Jahren gibt's neue. Aber entscheidend waren, sind und bleiben die Inhalte."

SID

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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