Schalke - Berlin 1:0:"Guckt auf die Tabelle"

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Schalke 04 belegt nach dem Sieg gegen Berlin den zweiten Platz - spielt aber nicht wie ein Champions-League-Teilnehmer. Missstimmung ruft unterdessen die neuste Wendung im Fall Max Meyer hervor.

94 Minuten eher minimalistischer Fußball konnten Clemens Tönnies die Laune nicht verderben. Im Gegenteil, der Aufsichtsratschef von Schalke 04 riss sogar einen Witz, als er nach dem Schlusspfiff Richtung Kabine schritt: "Kantersieg", kommentierte Tönnies das mühsame 1:0 (1:0) gegen Hertha BSC und fügte an: "Guckt auf die Tabelle." Die wies die Königsblauen nach dem dritten Sieg in Folge als Zweiten aus. Die Ergebnisse stimmen derzeit auf Schalke. Doch der Fußball ist schwer verdaulich.

Wie ein künftiger Champions-League-Teilnehmer spielten die Gelsenkirchener jedenfalls nicht auf. Nach einer durchwachsenen ersten Halbzeit mit dem Führungstor von Marko Pjaca (37.), der Leihgabe des italienischen Rekordmeisters Juventus Turin, stellte Schalke das Fußballspielen fast völlig ein. "Das ist nicht unser Anspruch", gab Trainer Domenico Tedesco nach einer zweiten Hälfte ohne eine einzige Torchance zu, "am liebsten würden wir 20-mal aufs Tor ballern. Aber wir haben in den letzten Wochen 34 Konter nicht zu Ende gebracht und Punkte noch abgegeben. Da ist mir das heute viel, viel lieber."

Die passive Spielweise der Schalker, die schon vor der Pause nur drei Tormöglichkeiten zustande gebracht hatten, war durchaus beabsichtigt. Man habe "die Statistik der Hertha verinnerlicht", sagte Tedesco, "immer dann, wenn sie weniger Ballbesitz hatte, hat sie nicht verloren". Seine Spieler interpretierten die Ansage so, dass sie möglichst wenig riskierten und im Zweifel dem Gegner den Ball überließen. "Intelligent" und "clever" wollte der Coach seine Mannschaft sehen, doch die verlor angesichts der übertriebenen Vorsicht gegen einen offensiv harmlosen Gegner am Ende jeglichen Mut. "Es steckte in den Köpfen, dass wir zuletzt öfter in der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert haben", sagte Daniel Caligiuri, als er die unattraktive Spielweise zu rechtfertigen versuchte.

Meyers Berater Roger Wittmann kritisiert die Schalker Vereinsführung

Weil die Berliner mit dem ungewohnten Ballbesitz in der zweiten Hälfte wenig anzufangen wussten, ging die Schalker Strategie auf. Sie setzten sich auf einem Platz für die Champions League fest - ohne jegliches internationales Niveau erkennen zu lassen.

Für Missstimmung sorgte hingegen die neueste Wendung im Vertragspoker um Max Meyer. Roger Wittmann, der Berater des U21-Europameisters, hatte bei Sky zu den Bemühungen der Königsblauen gesagt: "Zwei E-Mails reichen nicht, um einen Schalker Jungen vom Verbleib zu überzeugen." Sportvorstand Christian Heidel konterte: "Ich kenne Berater, die schreiben zwei E-Mails und wollen Millionen dafür. Ich werde das nicht kommentieren - ich kann es kaum glauben, dass er das sagt."

Meyer hatte ein bis zum 15. Februar befristetes Angebot zur Verlängerung des auslaufenden Vertrages abgelehnt, weil er sich nicht diktieren lassen wollte, wann er über seine Zukunft entscheide. Angeblich bot Heidel einen Vierjahresvertrag mit mehr als fünf Millionen Euro Jahresgehalt. Nach dem bereits feststehenden Weggang des Nationalspielers Leon Goretzka im Sommer zu Bayern München droht Schalke der nächste ablösefreie Abschied eines Leistungsträgers.

© SZ vom 04.03.2018 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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