Rheinderby:Zweimal Rot in der Nachspielzeit

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Köln verliert das Nachbarschaftsduell gegen die überlegenen Leverkusener 0:2 und am Ende auch Bittencourt durch Platzverweis. Ein Bayer-Profi muss ebenfalls noch vom Feld.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Die Stadien von Köln und Leverkusen liegen nur 20 Kilometer auseinander, das Rheinderby zwischen dem 1. FC und Bayer 04 ist trotzdem mehr als ein Lokalereignis. Schwyzerdütsch, Norwegisch und Pfälzisch waren am Sonntag in einer der Trambahnen zum Kölner Stadion zu vernehmen, und weil der Fahrzeugführer den weitangereisten Gästen einen fußballerischen Leitfaden mitgeben wollte, sagte er an der Endstation: "Viel Spaß - und die Punkte bleiben natürlich in Köln."

Nun ist über den fußballerischen Sachverstand Kölner Straßenbahnfahrer wenig belegt, aber dieser freundliche Repräsentant muss wohl noch Nachhilfe in statistischer Auswertung absolvieren. Immerhin hatten die Kölner die drei jüngsten Heimspiele bei nur einem eigenen Treffer verloren, während die Leverkusener zuletzt drei Partien ohne Gegentor gewonnen hatten. Folglich siegte Leverkusen 2:0 (2:0) und schob sich auf Rang vier der Tabelle. In der Nachspielzeit sah der Kölner Leonardo Bittencourt für eine gemeine Grätsche gegen Admir Mehmedi Rot; Leverkusens Linksverteidiger Wendell handelte sich im allgemeinen Tumult auch noch Gelb-Rot ein. Dennoch fand Leverkusens Trainer Roger Schmidt: "Das war insgesamt ein faires Derby." Die Platzverweise am Ende seien zwar unnötig gewesen, fügte er hinzu: "Aber sowohl die rote Karte als auch die gelb-rote waren in Ordnung." Ähnlich sah es sein Kölner Kollege Peter Stöger: "Die rote Karte war berechtigt, Leo passiert das aber normalerweise nicht." Stöger hatte seine Startelf nach dem 1:1 in Hoffenheim unverändert gelassen, während Schmidt mit Javier Hernandez (für Stefan Kießling) und Vladen Yurchenko (für den verletzten Lars Bender) zwei Neue in seine Anfangsformation berief. Ein Abebben des Leverkusener Schwungs war aber nicht zu festzustellen. 5:0 Ecken hatte Bayer nach 30 Minuten hausgespielt. Den Kölnern unterliefen im Mittelfeld viele Ballverluste. Bei den Leverkusenern hatte in der ersten Halbzeit nur der Brasilianer Wendell Grund zur Klage: Mit neun gelben Karten ins Spiel gegangen, stoppte er in der 9. Minute Bittencourt grob beim Konter. Ungeachtet der Gefahr, mit Gelb-Rot vom Platz zu müssen, grätschte er in der 36. Minute gleich wieder gegen Bittencourt, diesmal aber sauber. Der Kölner war kurz davor, den Ball ins Tor zu schießen. Ein Kölner Treffer hätte die Leverkusener Dominanz verhöhnt, das sah letztlich auch Stöger so: "Das Spiel wurde aufgrund der Qualität in der Offensive entschieden." Der 19 Jahre alte Julian Brandt nutzte in der 39. Minute eine gelupfte Vorarbeit von Karim Bellarabi, um den Ball zum 1:0 für Leverkusen ins Netz zu dreschen. Fünf Minuten später machte Javier Hernandez mit dem 2:0, wieder auf Vorlage Bellarabis, alles klar. Einen Steilpass in den Strafraum vollendete der Mexikaner mit seinem 16. Saisontreffer.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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