Regionalliga-Serie:Hektik im Wartesaal

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Pipinsried statt Puerto Viejo: Garchings Kapitän Dennis Niebauer lässt den Costa-Rica-Urlaub sausen. (Foto: Johannes Simon)

Alles ein bisschen kompliziert: Wegen 1860 München verschiebt sich die Viertliga-Relegation um eine Woche, drei Klubs sind betroffen: Die Spieler sagen ihren Urlaub ab, die Trainer und Verantwortlichen schimpfen.

Von Johannes Knuth

Seinen Sommerurlaub hat Dennis Niebauer fürs Erste abgesagt. Er wollte Mitte Juni zwei Wochen lang durch Costa Rica ziehen, doch daraus wird jetzt nichts. Der 27-Jährige hat in der just beendeten Regionalliga-Hauptrunde beim VfR Garching das Amt des Kapitäns und zweitbesten Torschützen bekleidet; und Daniel Weber, sein Trainer beim Tabellen-16., ist in den kommenden Wochen noch einmal auf Niebauers Dienste angewiesen. Für welche Spiele, weiß er noch nicht. Weber atmet kurz durch, er sagt: "Alles sehr kompliziert". Dann korrigiert er: "Mega kompliziert."

Es sind bange Tage für drei Klubs in der Regionalliga Bayern. Auch in der vierthöchsten deutschen Spielklasse stehen derzeit Relegationsspiele auf dem Programm, und in diesem Jahr dauert der Spuk noch länger als sonst. Eigentlich wollte der Bayerische Fußball-Verband (BFV) sämtliche Partien bis zum 7. Juni abgewickelt haben. Nur hatte scheinbar niemand damit kalkuliert, dass Zweitligist TSV 1860 ebenfalls in die Relegation zur dritten Liga rutschen könnte. Sollten die Münchner gleich weiter in die Drittklassigkeit rutschen, müsste der BFV die Vertretung der Sechziger aus der Regionalliga Bayern in die Bayernliga versetzen. Das würde wiederum die Abstiegsränge der Regionalliga sowie die Setzliste der Relegation durcheinanderwürfen. Der SV Seligenporten, als Inhaber des vorletzten Tabellenrangs für die Bayernliga vorgemerkt, würde in die Relegation gespült, Heimstetten von Rang 15 ans rettende Ufer. Wer wann und gegen wen spielen wird, ist ein wenig kompliziert. Zumindest lässt sich festhalten: Die Relegation verschiebt sich um eine Woche, sie endet erst am 13. Juni, die Klubs müssen das Schicksal des TSV 1860 abwarten.

Bis dahin, schreiben sie beim SV Seligenporten auf der Homepage, befinde man sich im "Wartesaal der sportlichen Zukunft". Wie auch in Garching und beim SV Heimstetten - beide haben sich, Stand jetzt, für die verspätete Relegation qualifiziert. Und in den drei Vereinen versuchen die Spieler gerade hektisch, Flüge umzubuchen, manche sagen ihren Urlaub ganz ab, wie Niebauer. In Garching trafen sie sich zuletzt, um durchzuzählen, wer bis Mitte Juni anwesend sein könnte. Nicht alle konnten ihren Urlaub streichen, Torwart Stefan Wachenheim zum Beispiel wird fehlen. Auch Abteilungsleiter Franz Hölzl ist nicht da, das erschwert die logistischen Planungen. "Viele arbeiten ganz normal, die haben sich an den Rahmenterminplan gehalten. Wann sollen die sonst in den Urlaub fahren?", sagt Weber, er ergänzt: "Es ist bei uns halt noch Amateurfußball." Anders als in höheren Tabellenlagen.

Es könnte auch sein, dass Garching in der ersten Runde der Relegation scheitert. Dann hätten die Spieler ab 7. Juni frei - was Niebauers Exkursion nach Costa Rica vermutlich auch nicht mehr retten würde. In Heimstetten haben sie sich vergangenen Dienstag ebenfalls getroffen, um die Lage zu sondieren. Ob alle Spieler ihren Urlaub verlegen werden können, sollte der SV die Relegation bestreiten müssen, weiß Abteilungsleiter Michael Matejka noch nicht. Er weiß allerdings, dass er die Nachwirkungen des Wirrwarrs bis in die neue Saison hinein spüren wird, egal in welcher Liga: Die neue Spielzeit bricht bereits vier Wochen nach dem letzten Relegationsspieltag an, die Sommerpause schrumpft auf ein Minimum, dabei gilt es noch, Zugänge zu integrieren. "Das wird wahnsinnig schwierig", ahnt Matejka. Auch Weber würde seine Neuen gerne so früh wie möglich einlernen, "aber die sind jetzt erstmal in der Warteschleife", sagt er. Florian Schlicker, Trainer des SVS, assistiert: "Es ist unglücklich, dass Bayern- und Regionalliga so früh im Sommer wieder anfangen, während im Winter gefühlt 15 Wochen Pause sind. Spieler und Vereine sind die Leidtragenden."

Und der BFV? Hätte der in seinem Rahmenterminplan nicht etwas mehr Stauraum einplanen können? Man habe die Klubs vor langer Zeit befragt, ob sie die Relegation frühzeitig oder etwas später spielen wollen, sagt Spielleiter Josef Janker. Lieber später, hätten die meisten gesagt. Wobei die Variante, wonach man die Relegation vorzieht, ja ohnehin nur funktioniert hätte, wenn Sechzig nicht in der Relegation versackt wäre. "Im Nachhinein ist man immer schlauer", sagt Janker. Aha.

In Heimstetten, beim Münchner Vorortklub, bei dem viele Löwenfans sind, drücken sie nun also Holstein Kiel die Daumen. Schweren Herzens, sagt Matejka, aber es helfe ja nichts. Sollten die Kieler den TSV 1860 in die dritte Liga schubsen, hätte der SVH ab Dienstagabend Sommerpause.

© SZ vom 28.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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